Archive for Februar 2012
Winterlandschaft (Die Schreckensherrschaft des El Niño)
Es ist mal wieder winterlich in Japan! Zum zweiten Mal in diesem Jahr ist in Tokyo mehr als 0.2 Zentimeter Schnee gefallen. Das ist wirklich etwas Besonderes! Also habe ich Frau losgeschickt um Photos zu machen (ich selbst musste arbeiten). Morgen soll es wieder warm werden und der ganze Zauber ist vorbei.
Die Serie zum Thema Medien wird ein anderes Mal fortgesetzt. Aufgrund der großen Anzahl habe ich die meisten Bilder auf 320 x 240 Pixel verkleinert.
Tokyoter Winterlandschaft
Muellabfuhr Der Audi PKW-Fachhaendler um die Ecke
Da schlaegt das japanophile Herz doch gleich hoeher …
Die Pflanzenwelt hat’s nicht leicht dieses Jahr.
Pflaumenbluete (Ist in Japan auch ein Symbol fuer den Fruehling.)
Mandarinen (oder ein anderes Zitrusgewaechs) Weisskohl
Japanische Kiefer Nandina (scheinbar ein Bambusgewaechs)
Palmen sind in Japan weit verbreitet. Bei uns in Tokyo fliegen auch gern einmal Papageien durch die Gegend.
Vor unserer lokalen Oberschule, die uebrigens ziemlich „gut“ ist: 合格発表 ー goukaku happyou – etwa: „die Resultate der Eintrittspruefung haengen aus“
Am 28.2. (gestern) war die zentrale Eintrittspruefung fuer oeffentliche (lies: nicht-private) Schulen in Tokyo.
Ein oeffentliches Bild meiner Frau auf diesem Blog. Sogar mit Gesicht! 😉
Hiiragi (scheint eine Art Stechpalme zu sein) Ein Sardinenkopf (jap. 鰯, iwashi) an einem Holzpfahl
Wie einige meiner Leser sicher schon wissen, ist es bald Zeit fuer das Maedchenfest in Japan. Damit verbunden ist es auch Zeit fuer das Jahreszeitenfest „Momo no sekku“ (Pfirsichfest). Und zu diesem Zeitpunkt vertreibt man das Boese mit Hiiragi und Iwashi.
Im Japanischen sagt man auch「鰯の頭も信心から」(iwashi no atama mo shinjin kara) – etwa: Der Kopf der Sardine beginnt beim Glauben. Das bedeutet in gut Deutsch: „Für Außenstehende mag es nach nichts Besonderem aussehen, aber für den Gläubigen ist es sehr wichtig.“ Falls jemand mehr über den Hintergrund weiß (Buddhismus? Schamanismus?) oder eine Ahnung hat, ob es ein deutsches Wort für Hiiragi gibt: Bitte melden.
Apropos Mädchenfest. Das gute Weltentdeckerfröschlein hat letztens ein paar Bilder von den Hina-Puppen ihrer japanischen Familie gepostet und daher hier noch unsere persönliche kleine Hina-Puppe, die bei uns im Hauseinang eingezogen ist. (Kann natürlich nicht gegen die tollen Puppen beim Frosch anstinken. Aber es ist UNSERE! :))
Abschließend möchte meine Frau noch darauf hinweisen, daß wir heute Nacht eine Katze und ihr klägliches Gejammer gehört haben. Ich vermute mal, sie war nicht besonders glücklich über diesen kalten weißen Kram, der da vom Himmel fiel. (Frau ist übrigens extrem süß, was den Blog angeht. Sie traut sich nicht, etwas zu schreiben, aber bittet mich manchmal etwas zu einem Thema zu schreiben oder hilft mir so wie heute mit den Photos. Und dann muss ich ihr immer von den Reaktionen zu berichten. *lach*)
Wort des Tages: 冬景色 – fuyugeshiki – Winterlandschaft
Ueber Medien, Teil 2: Japans Fernsehen
Nach dem etwas theorielastigen Artikel ueber Japans Medien moechte ich heute ein wenig praxisnaeher zum Thema Fersehen in Japan schreiben. Ich bin nicht der erste Blogger, der das tut und der gute Tabibito hat hier einen schoenen Artikel zu dem Thema geschrieben. Azrael bei Gaijin Chronicles hat eine lange und lesenswerte Serie mit dem Thema „verdammt, ich hasse japanisches Fernsehen“ geschrieben. Hier nun also noch meine Sicht der Dinge.
Was ist japanisches Fernsehen?
Da ist zuerst einmal das kostenlose Fernsehen, das man zumeist ueber Antenne empfangen kann. Das System aehnelt dem in Deutschland sehr, denn man kann kostenlos Fernsehen, sollte aber moeglichst fuer den oeffentlich-rechtlichen Sender NHK (=ARD/ZDF) bezahlen. Die Gebuehreneintreiber in Japan sind allerdings moeglicherweise nicht so dreist wie in D.. Ich kann mich erinnern, wie ich einem von ihnen erzaehlte, dass ich kein NHK schauen wuerde und er das sofort akzeptierte. Vielleicht lag es auch nur daran, dass ich ein komischer Auslaender bin. Jedenfalls bekommt man in Japan einen Sticker neben die Haustuer gepappt, wenn man NHK bezahlt hat. So bekommt man dann keinen ungebetenen Besuch.
Generell haben japanische Fernbedienungen genau zwoelf Knoepfe mit Nummern fuer die zwoelf Sendefrequenzen, die freigegeben sind. Es gibt einige landesweite Sender so wie NHK oder Fuji TV und etliche regionale Sender. Von den zwoelf Tasten sind oft ein paar nicht belegt, so dass man im Schnitt etwa 9 – 10 Sender empfaengt. Soweit, so von Tabibito schon beschrieben. Es gibt aber auch noch BS, was fuer Broadcasting Satellite steht. (Oder doch fuer BullShit? :)) BS muss man bezahlen und man kann so ein paar Dutzend zusaetzliche Programme empfangen.
Aber kommen wir zum Inhalt und damit dem Grund, warum fast alle Auslaender, die ich bisher in Japan getroffen habe, japanisches Fernsehen hassen. Zuerst einmal das „kostenlose“ Fernsehen. Wenn man an einem beliebigen Nachmittag einschaltet und sagen wir mal zehn Kanaele zur Verfuegung hat, dann werden die Sendungen ungefaehr so verteilt sein (Mehrfachnennungen moeglich): 3 „Variety“-Shows, 3 „Travel“-Programme, 5 Shows zum Thema „Essen“, 2 Sonstige. Reportagen, Filme, Serien? Weitestgehend Fehlanzeige. Japanisches Fernsehen wird von drei Formaten dominiert: „Variety“, „Wide-Show“ und Nachrichten.
„Variety“ Shows (oh, die Ironie!) bestehen gewoehnlich aus ein paar bis ein paar Dutzend sogenannten „tarento“ (von „talent“) bzw. „geinoujin“ (= „Kuenstler“), die irgendetwas tun. Dieses irgendetwas kann zum Besipiel eine Gameshow/Quizshow sein, oder die „tarento“ schauen eine Reportage und geben ihren Senf dazu ab oder – extrem beliebt – sie essen, schauen jemandem beim Essen zu, reden ueber essen … „Klingt doch gar nicht so schlimm“ mag der unbedarfte Leser jetzt denken. Die Sache ist nur, dass der Kram staendig laeuft. Die Aussage „50% der On-Air Zeit im japanischen Fernsehen wird von Variety-Shows abgedeckt“ waere nicht uebertrieben. Egal, wann man einschaltet, es gibt immer irgendwo ein paar (dutzend) „tarento“ zu bestaunen. Und die Shows sind immer extrem trivial: Wenn es mal nicht um Essen geht, dann geht es um Klatsch & Tratsch, eine neue TV-Sendung oder einfach um nichts. Dazu kommt, dass „tarento“ trotz des Namens eben nicht besonders talentiert sind. Die meisten „tarento“ haben keine andere Berechtigung zum „tarento“-Dasein als ihre Beruehmtheit. Ein bisschen so wie eine Armee von Paris Hilton Klonen. Das Schlimme ist, dass dieses Format funktioniert. Tag fuer Tag, Jahr fuer Jahr schauen sich Millionen Japaner diesen Mist an. Azrael bei Gaijin Chronicles meint erklaerend dazu, dass nur Hausfrauen tagsueber fernsehen (Maenner arbeiten, Kinder sind in der Schule). Mir reicht das als Ekrlaerung aber nicht. Es ist ja nicht so, dass alle Japanerinnen doof waeren. Tatsaechlich hat Japan eine der bestausgebildeten weiblichen Bevoelkerungen der Welt. Falls also jemand eine Idee hat, darf er sie mir gerne mitteilen.
Und so sieht eine typische Variety-Show aus.
Noch einmal zusammengefasst: Japans kostenloses Fensehen besteht zum großen Teil daraus, irgendwelchen beruehmt-fuers-beruehmt-sein Promis beim Essen zuzusehen. Das ist so bescheuert, dass ich es nicht einmal ansatzweise nachvollziehen kann.
BS ist ein wenig besser, es gibt mehr Filme, Dokumentationen und sogar den Discovery Channel. Aber davon sollte man sich nicht taeuschen lassen. Es ist immer noch ein Haufen dampfender Hundekacke. Es ist in weiten Teilen immer noch unglaublich trivial und nicht einmal unterhaltsam. Zugegeben, es gibt auch (tagsueber) gute, lehrreiche und interessante Sendungen, aber die muss man erst suchen (spaet in der Nacht finden sich z.B. ein paar anstaendige Diskussionsrunden und mein geliebtes „Friday no Roadshow“-Programm).
Abschließend moechte ich noch die Verbindung zu meinem letzten Artikel herstellen. Ganz im Sinne von Adornos Begriff der Kulturindustrie ist japanisches Fernsehen in weiten Teilen eine triviale Industrieware, die mit nur minimalen Variationen immer und immer wieder verkauft und konsumiert wird (Mito Koumon anyone?). Gesellschaftskritik nimmt hier sicher nicht seinen Anfang.
Wort des Tages: くだらない – kudaranai – langweilig (sehr negativ und abfaellig benutzt)
P.S. Fuer Anime-Fans: Im „kostenlos“-Fernsehen laufen jeden Nachmittag/Abend Anime (z.B. Inu Yasha, Dragonball, Naruto) und auf BS gibt es sogar einen rund-um-die-Uhr Animesender.
Ueber Medien, Teil 1: Japans Unterhaltungsindustrie und Adornos Begriff der Kulturindustrie
Die zehn erfolgreichsten Musiksingles im zweitgroessten Musikmarkt der Welt, Japan, 2010. Genau zwei Bands (!) sind vertreten. AKB48 und Arashi (嵐). Interessant oder? Dazu ein paar Ausfuehrungen zu Japans Musik- und Kulturindustrie.
Arashi (嵐) ist das aktuelle Projekt von „Johnnies“ und die Abloesung von „SMAP“ (zu alt um Boyband zu sein). „Johnnies“ ist eine Agentur, die sich seit langem darauf spezialisiert, Boybands zu produzieren. Dazu werden sogenannte „tarento“ (von engl. talent) gecastet, die in einer eigenen „Johnnies“ Schule darauf trainiert werden, erfolgreich und beliebt zu sein. Dazu lernen sie schauspielern, Witze reissen, tanzen und singen. Am Ende wird immer dasselbe Schema benutzt: Eine handvoll sehr junger Jungs singt seichte Popsongs und tanzt dazu in genau einstudierter Choreographie. Der gesamte Autritt ist darauf ausgelegt, japanische Maedchen zum CD-Kauf oder sonstigem Konsum zu bringen.
„Johnnies“ hat ein Monopol auf den Boybandmarkt und nutzt seinen gewaltigen Einfluss auf japanische Medien (Fernsehsender, Radiostationen, Magazine) um immer wieder neue Variationen von Schema F zum Erfolg zu verhelfen. „Johnnies“-„talents“ sind besonders im japanischen Fernsehen allgegenwaertig und sie durchdringen den japanischen Alltag mit Werbespots, Auftritten in Filmen (siehe KimuTaku im Yamato-Realfilm), Werbung in Zuegen, Features in Zeitschriften …
Japanische Medien sind so sehr abhaengig von „Johnnies“, dass es in Japan kaum ernsthafte Kritik an der Agentur gibt. Selbst als „Johnnies“ Boss Johnny Kitagawa Vorwuerfen zur Misshandlung und Vergewaltigung von Jungen in seiner Obhut ausgesetzt war, haben fast alle japanischen Medien lieber weggeschaut als nachzuforschen. NYT / Guardian* Letzten Endes hat Herr Kitagawa vor dem obersten Gerichtshof mit einer Klage auf Verleumdung gegen Shukan Bunshun (die den Skandal erst aufgedeckt hatten) einen Teilerfolg erzielt und das Magazin musste eine Strafe bezahlen, da es faelschlich berichtet hatte, minderjaehrige „Johnnies“ Mitglieder haetten geraucht und getrunken. Brisant ist aber, dass der Bericht ueber sexuellen Noetigung / Vergewaltigung von Shukan Bunshun vom Gericht als gerechtfertigt angesehen wurde und dafuer keine Strafe gezahlt werden musste. Noch interessanter aber ist, dass es – soweit ich weiss – keine strafrechtlichen Ermittlungen gegen Herrn Kitagawa gibt, trotz zahlreicher (anonymer) Zeugenaussagen, die ihm Misshandlung und Vergewaltigung (minderjaehriger Jungs!) vorwerfen. Der Punkt: Das ganze Thema ist absolut wert, in den Medien behandelt zu werden, wurde aber weitestgehend ignoriert. Ich denke, das veranschaulicht seinen Einfluss sehr deutlich.
* Zur Tendenz japanischer Medien unangenehme Themen lieber auszublenden ein anderes Mal mehr!
AKB48. Die – in Ermangelung eines besseren Begriffs – Gruppe ist ein Produkt von Yasushi Akimoto, der auch schon Morning Musume produziert hatte. Die Gruppe besteht gegenwaertig aus 57 (!) jungen Maedchen, die im Prinzip genau dasselbe tun wie ihre maennlichen Counterparts bei „Johnnies“: Tanzen, singen, schauspielern und im japanischen Fernsehen vor allem in sogenannten „Variety“-Shows auftreten. Ich moechte hier noch ein paar Eigenschaften von AKB48 hervorheben: Alle Mitglieder sind gecastet, sehr jung (<25), weiblich und – vielleicht am wichtigsten – „kawaii“ (niedlich). Die ganze Unternehmung ist wie auch die „Johnnies“-Bands professionell organisiert und Herr Yasushi hat etliche SpinOffs produziert, die meist, so wie auch AKB48, nach dem Ort an dem sie gewoehnlich auftreten, benannt sind. AKB steht in diesem Fall fuer den Tokyoter Stadtteil Akihabara. Derzeit sind 152 (!) Maedchen in den vier Hauptgruppen aktiv.
Was AKB48 und Arashi gemeinsam haben, sind die professionelle Ausrichtung auf eine bestimmte Zielgruppe, gemeinsam mit einer massenhaften und industriellen Vermarktung in allen japanischen Medien. Weiterhin haben die sogenannten „talents“ nur sehr wenige Freiheiten und man kann davon ausgehen, das wirklich niemand von ihnen jemals etwas sagt, das nicht vorher vom jeweiligen Produzenten abgenickt wurde. Inhaltlich haben weder „Johnnies“-Bands noch AKB48 irgendetwas zu bieten. Es geht immer nur um Trivialitaeten (bei Fernsehauftritten und in Interviews) und die „Songs“ sind vorgefertigte seichte Massenware, die wirklich niemanden zum Nachdenken provoziert. Das schiere Ausmaß der Professionalitaet und der industriellen Fertigung von Kultur in Japan ist atemberaubend.
Damit kommen wir nun zu Herrn Adorno und seinem Begriff der Kulturindustrie. Hierzu erst einmal die deutsche Wikipedia Definition:
„Kulturindustrie“ ist ein komplexer und kein statischer Begriff und entzieht sich einer eindeutigen Definition. Mit dem Begriff Kulturindustrie werden meist die Kernthesen des Kapitels gemeint: Alle Kultur wird zur Ware; Kunst definiert sich über ihren ökonomischen Wert, nicht nach ästhetischen Gesichtspunkten, die für die Analyse des autonomen Kunstwerks der bürgerlichen Gesellschaft eine Rolle spielen. So wird das Ästhetische selbst zu Funktion der Ware, indem es die Bilder der Reklame vorbestimmt.
(Der Name des Kapitels lautet: „Kulturindustrie – Aufklärung als Massenbetrug“)
Kurz gesagt beschreibt Herr Adorno wie in kapitalistischen Gesellschaftssystemen Kultur zu einer reinen Ware verkommt und jegliches Potential von Kunst und Kultur zur Veraenderung der Gesellschaft dem Streben nach Gewinnmaximierung untergeordnet wird. Das bedeutet: a) Das Individuum wird von der Kulturindustrie auf die Konsumentenrolle reduziert. b) Die Kulturindustrie speist die Konsumenten mit trivialen, oberflächlichen Nichtigkeiten. (Kopiert von Wikipedia) Herr Adorno (und Max Horkheimer) schrieb die „Dialektik der Aufklaerung“ („Kulturindustrie – Aufklaerung als Massenbetrug“ ist ein Kapitel davon) waehrend seines Exils im zweiten Weltkrieg in Amerika.
Die Anwendbarkeit seiner Thesen auf die japanische Unterhaltungsindustrie, repraesentiert durch, aber nicht beschraenkt auf, „Johnnies“ und AKB48 ist fuer mich offensichtlich. Kultur wird als Ware produziert und hat keinerlei aesthetischen Wert, Individualitaet bzw. Originalitaet und – vielleicht am wichtigsten – auch keinerlei Kritik am bestehenden System. Das Individuum ist nur noch Konsument, was wunderbar durch die Art und Weise demonstriert wird mit der AKB48 und Arashi die Verkaufscharts anfuehren konnten. Bei Arashi wurde das Angebot verknappt, indem es keine oeffentlichen Vorfuehrungen ihrer Songs gab (Werbung gibt es durch Fernsehautritte etc. genug) und bei AKB wurden Fans mit Events dazu gebracht, die gleiche CD mehrfach zu kaufen. (Quelle) Ja, richtig gelesen. Die gleiche. CD. Mehrmals. Gekauft. Japans Unterhaltungsindustrie ist fuer mich Adornos real existierende Kulturindustrie.
Wort des Tages: 文化産業 – bunkasangyou – Kulturindustrie
Dinge, die ich an Japan mag
Inspiriert von diesem Artikel bei der Japan Times hier mal eine kleine Liste mit Dingen, die mir an Japan besonders gut gefallen.
1. Die Art wie Arzneimittel in Japan verteilt werden: Es gibt beim Arzt immer nur genau soviel Arzneimittel wie man auch wirklich braucht. Ich bekomme also keine Packung Penicillin sondern nur 12 Pillen für vier Tage. Das deutsche System finde ich mittlerweile extrem verschwenderisch.
2. Japanisch: Japanisch ist schon klasse. Papagei-Woerter (oder auch Onomatopoeia) wie „nebunebu“ (^^), „nebaneba“, „girigiri“, „fuwafuwa“, „sowasowa“ etc. gehen wunderbar leicht von der Zunge. Mit Kanji laesst sich spielen. Haiku sind eine faszinierende Kunstform. Ganz allgemein finde ich gesprochenes Japanisch einfach praktisch… kann auch nicht genau sagen, warum.
3. Frühling: Frühling in Japan ist toll. Temperaturen um die 20 – 25 Grad, viel Sonne, Blumen und Pflanzen blühen überall (Kirschblüte anyone?) und ich fühle mich einfach pudelwohl. (Und dann kommt der Sommer ><)
4. Ästhetik: Teezeremonie (und zugehörige Utensilien), Kimono/Yukata, Tempel und Schreine, japanische Gärten, Burgen … Es gibt einfach viele schöne Dinge zu sehen in Japan.
5. Natur: Riesengroße Bäume und handtellergroße Insekten. Aufgrund des warmen Klimas ist die freie Natur für jemanden aus Deutschland, speziell aus Norddeutschland ziemlich beeindruckend.
6. Essen: Hier könnte ich auch gut einen (oder mehrere!) Artikel nur zu diesem Thema schreiben. Nur mal eine kleine Liste von all den leckeren Dingen hier: Sushi/Sashimi, Yaki – niku/tori/zakana, Okonomiyaki, Taiyaki, Mochi, Oyakodon, Su no mono, Kushiage …
7. Religion: Japaner gehen angenehm entspannt damit um. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.
8. Onsen: Heisses Wasser in ansprechender Umgebung und danach lecker Essen – was kann man daran nicht mögen?
9. Japanerinnen: Ist wohl persönlicher Geschmack oder ich lebe schon zu lange hier. Jedenfalls finde ich Japanerinnen im Allgemeinen attraktiver als Westlerinnen. (Nehmt’s mir bitte nicht übel liebe deutsche Mädels!) Vielleicht ist es die glatte Haut? Vielleicht sind Japanerinnen generell weniger egoistisch als Westlerinnen? Nah, kann man so nicht sagen. Jedenfalls mag ich Japanerinnen. 🙂
10. Ordnung: Nicht immer, aber doch meist. Japaner sorgen einfach dafür, dass alles an seinem Platz ist. Der japanische Ordnungsfimmel ist zwar auch oft lästig und bevormundend, aber er sorgt eben auch dafür, dass die Straßen sauber sind und Verabredungen eingehalten werden.
11- Service: Japanische Behörden, Transportunternehmen (Yamaneko, Post etc.), einfach überall wo man Kunde ist – die Bedienung ist (naja, fast) immer spitze. Speziell die Behörden: Schnelle, freundliche, kompetente und größtenteils kostenlose Bedienung … da können sich deutsche Behörden 1,2,3 … ganz viele Scheiben abschneiden. (Nur die Einwanderungsbehörde in Shinagawa sticht negativ heraus.)
12. Züge: Hahahaha! Arme Deutsche! Über das was die DB euch anbietet, können Japaner nur müde lächeln. Japanische Züge sind IMMER pünktlich, es sei denn ein Erdbeben, Taifun oder Godzilla persönlich stellt sich ihnen in den Weg. Und selbst im seltenen Verspätungsfall bekommt man noch einen Zettel mit einer Entschuldigung in die Hand gedrückt. Dazu kommt noch die Sauberkeit und Ruhe in den Zügen. Einzige Wermutstropfen: Der ganze Spaß ist nicht billig und in Tokyo fahren jeden Tag 10 Quadrizillionen Menschen mit der Bahn -> willkommen im Leben einer Sardine.
13. Kombini: Auch Convenience Stores genannt, sind sie genau das: convenient. Dinge, die man im Kombini erledigen kann: Einkaufen (Snacks, Süßkrams, Grundnahrungsmittel, Waschmittel, Hygieneartikel …), Post abschicken, Überweisungen tätigen/Rechnungen bezahlen, Geld abheben, kopieren/drucken, Zeitungen/Manga lesen, zur Toilette gehen (wichtig!), Müll entsorgen (aber in Maßen!). Und dabei sind Kombini meist rund um die Uhr geöffnet und trotzdem nicht wesentlich teurer als der Supermarkt.
14. Rücksichtsnahme: Man muss wohl hier leben um zu verstehen, was ich meine. Japaner sind einfach rücksichtsvoll. Da wird eben lieber erst einmal darüber nachgedacht, ob eine Aktion oder Bemerkung jemanden verletzen oder stören könnte und nicht wie in Deutschland einfach Augen zu und mit der Brechstange durch. (Diese Rücksichtsnahme hat natürlich auch ihre Schattenseiten, aber darum geht es hier ja gerade nicht.)
15. Settonaikai: Die Gegend zwischen Shikoku und Honshu ist einfach wunderschön. Viele, viele kleine Inseln, azurblaues Meer, Fischerboote (und lecker frischer Fisch!), Inseldörfer, Mandarinenhaine, klitzekleine und malerische Tempel und vieles mehr. Absolut empfehlenswert.
16. Karaoke: Mein liebster geselliger Zeitvertreib darf hier natürlich nicht fehlen. Karaoke mit ein paar Freunden macht mir einfach Spaß.Viele Ausländer zieren sich leider und weigern sich zu singen. Langweiler! Schade auch, dass es an deutschen Liedern nur „99 Luftballons“, „Moskau“ und „Dschingis Khan“ gibt (ja, damit ist die Liste komplett!).
17. Enka: Und wo wir schon bei Karaoke sind, Enka ist toll! Enka ist … so etwas wie Volksmusik, nur viel besser 🙂 In Enka geht es um (verlorene) Liebe, Herzschmerz, Tränen und den kalten, kalten Winter. Und Enka ist einfach wunderbar kitschig-emotional. Wenn dann so eine aufgedonnerte japanische Oma mit gekonnt geschauspielten Tränen zum hundertsten Mal von ihrer unerfüllten Liebe trällert, glüht die Enka-Liebe in mir einfach!
18. Anime: Nicht zu vergessen. Da Anime auch ein Ventil sind mit dem Japaner Stress abbauen, sind sie relativ frei in der Wahl ihrer Themen und konterkarieren viele der strikten Normen und Vorstellungen in der japanischen Gesellschaft. Manche Manga sind regelrechte Kunstwerke.
19. Meine Frau 🙂
Hmm, ich habe erst einmal fertig.
Wort des Tages: 愛しい – itoshii – kann man etwa mit „geliebt“ uebersetzen
Mal wieder ein paar Bilder, Folge 254
Heute gibt es mal wieder ein paar Bilder aus Tokyo.
Ja, auf dem Schild steht „Fahrraeder abstellen verboten“.
In Japan gibt es zwar keine Stadt namens Schilda, aber auch in Japan gibt es Schildbuergerstreiche. Die ganze Sache lief so: Es gibt am Bahnhof Chofu mindestens fuenf Fahrradparkplaetze, die allerdings beinahe immer voellig ueberfuellt sind. Speziell die beiden Parkplaetze, die dem Bahnhof am naechsten sind. Der Parkplatz, den ich bis vor ein paar Monaten immer benutzt habe, war eigentlich immer voellig ueberfuellt und Fahrraeder blockierten auch oft die Gaenge. Das war laestig, aber – und das ist entscheidend – es funktionierte und ich konnte immer irgendwo einen Platz finden. Vor ein paar Monaten nun wurde der Parkplatz umgebaut und jetzt gibt es nur noch drei Eingaenge (vorher gut ein Dutzend) und diese werden ausserdem von drei alten Herren kontrolliert. Was daran besonders toll ist, ist die Tatsache das jetzt schaetzungsweise 200 Fahrraeder weniger auf den Parkplatz passen und wo stehen diese Fahrraeder jetzt? Genau vor den „Parken verboten“ Schildern am Bahnhof. Ich rekapituliere noch einmal: Die Stadt gibt Geld fuer den Umbau und das Gehalt der alten Maenner aus um WENIGER Parkplaetze und mehr wildes Parken zu bekommen. Ganz toll! Naja wenigstens ist der urspruengliche Parkplatz jetzt immer schoen ordentlich. Ich stehe jetzt immer fuenf MInuten frueher auf und benutze einen weiter entfernten Parkplatz.
Diese „gute Manieren“ Plakate duerften vielen Japaninteressierten mittlerweile bekannt sein. Hier geht es darum, was man alles nicht am Bahnsteig machen soll (Alkohol, sich von Mails, Musik oder Spielen ablenken lassen).
Man beachte, dass die einzige weibliche Figur fuer den „keine Mails“ Teil benutzt wird und gerade ganz verliebt ist. Und bekanntlich sind nur Frauen verliebt und deshalb muss da natuerlich eine Frau hin. Just sayin‘
Ja, in Shibuya gibt es manchmal Demos. Habe auch schon eine Anti-Atom Demo gesehen, hatte aber leider keine Kamera dabei. Diese Demo hier verlangt nach Freiheit fuer Tibet (was in Japan von nationalistischen Kreisen unterstuetzt wird um China eins auszuwischen)
Lecker frischer Thunfisch.
Frau wollte unbedingt schauen, wie der Fisch geschnitten wird. (Nicht, dass es mich weiter gestoert haette.)
Teile des frisch geschnittenen Fischs konnte man dann auch gewinnen. Und weil wir in Japan sind, wurde der Gewinner durch „Schere, Stein, Papier“ ermittelt. In Japan sagt man dazu „JanKenPon“ bzw. „JanKen“. Das Spiel ist in Japan dermassen beliebt, das es mich nicht wundern wuerde, wenn die Japaner den Ausstieg aus der Atomenergie dadurch entscheiden wuerden. (Ich sehe schon Herrn Noda und einen prominenten Anti-Atom-Aktivisten im EPIC JANKEN SHOWDOWN.)
Lecker Walfleisch. Gefunden in Shibuya.
Fast alles Gerichte aus rohem Walfleisch. Gar nicht mal so teuer (100 Yen= etwa 1 Euro). Aber in Japan werden Wale bekanntlich nur zu Forschungszwecken gefangen.
Wort des Tages: 鯨 – kujira – Wal(fleisch)
Und jetzt nochmal: Alles wird gut!
Ich entschuldige mich im Voraus bei allen, die kein Japanisch koennen, aber ich finde den folgenden Spruch einfach zu genial. Ist leider nicht anstaendig zu uebersetzen.
「これでいい」という事はない
「あれでいい」という事もない
それでいい。
*sich beoemmel*
Wort des Tages: それでいい – sore de ii – passt schon / ist gut so
Herr Hirata und die japanische Polizei
Ich habe an anderer Stelle mal die Polizei in Japan gelobt, da unser Blockwart Polizist um die Ecke uns vorbildlich vor einem Exhibitionisten in unserer Nachbarschaft gewarnt hat. Ich denke immer noch, dass die japanische Polizei praktisch ist, wenn man z.B. irgendwohin moechte und den Weg nicht kennt. Was allerdings die Kriminalitaetsbekaempfung angeht, hmm, da habe ich so meine Zweifel.
Wie immer sehen Japaner einfach besser aus in Uniform.
Fallbeispiel 1 ist dieses beruehmte Youtube Video:
Ein nackter, besoffener Mann vor dem Kaiserpalast. Ja, ist schon ganz schoen gefaehrlich! Mal im Ernst: Wie kann die Polizei da so aengstlich und zimperlich sein? Waschlappen.
Fallbeispiel 2 ist der Fall von Herrn Hirata, der sich am 31.12.2011 der Polizei gestellt hat. Herr Hirata ist/war Mitglied der Aum Shinrikyou oder auch Aum Sekte in Deutschland. Der Mann wird seit mittlerweile 17 Jahren fuer Entfuehrung, Freiheitsberaubung und Beihilfe zum Mord gesucht. Er soll als Fahrer geholfen haben, einen Notar zu entfuehren und umzubringen. (Dessen Schwester wollte die Sekte verlassen.) Es ist auch moeglich, dass er mit dem Giftgasanschlag in der Tokyoter U-Bahn von 1995 zu tun hatte. Dieser Herr Hirata also steht seit 17 Jahren auf den Fahndungsplakaten der Polizei im ganzen Land, so auch in meiner kleinen Station. Am 31.12.2011 dann versuchte er sich zu stellen und was dann folgte ist eigentlich unglaublich: Die Aum-Hotline, die er anrief, war besetzt und so rief er 110 (der offizielle Notruf in Japan) an. Man schickte ihn dann zu Tokyos Polizeizentrale, wo man ihm nicht glauben wollte und von einem schlechten Scherz ausging. Er wurde schliesslich zur Marunouchi Polizeistation geschickt, wo er dann endlich festgenommen wurde. Noch einmal zur Erinnerung: Herr Hirata ist einer der meistgesuchten Verbrecher Japans und in JEDER Polizeistation haengt ein Bild von ihm. (Die ganze Geschichte gibt es auch ausfuehrlich bei der Japan Times.)
Auch interessant ist, dass Herr Hirata die 17 Jahre in Japan (!) verbracht hat und zwar zusammen mit einer Angehoerigen der Aum-Sekte. Weiterhin gibt Herr Hirata an, aufgrund der Ereignisse des letzten Jahres (Erdbeben, GAU) einen Wandel des Herzens gehabt und sich deshalb gestellt zu haben. Und er glaube sowieso nicht mehr an die Sekte und den Herrn Asahara (ehem. Guru von Aum) mag er auch nicht mehr. So, so. Nach 17 Jahren, hm? Ein Polizeiangehoeriger dazu: „Alles Luege, dem geht es nur darum, den Vollzug der Todesstrafe fuer Asahara herauszuzoegern.“ Ich bin geneigt ihm zu glauben.
Aber Herr Hirata ist nicht der einzige Verbrecher in Japan, der seit Jahrzehnten gesucht wird. Dazu dann mal ein paar Bilder von meiner oertlichen Polizeistation:
Die beiden Bilder ganz rechts sind Angehoerige der japanischen rote Armee Fraktion. (1971 – 2001)
In der Mitte war Herr Hirata abgebildet. Die beiden anderen Aum-Mitglieder sind noch immer auf freiem Fuß.
Das ist Herr Koike, der Brandstiftung und des zweifachen Mordes angeklagt. Herr Koike wird seit 11 Jahren per Steckbrief gesucht. Toll ist auch die Drohung auf dem Plakat: „Bald ist es soweit Koike!“ Ja, da haette ich auch Angst nach 11 Jahren …
Das ist Herr Kirishima. Er wird (als einer von mehreren Taetern) seit 1975 fuer mehrere Bombenattentate gesucht. Damals war er 21 Jahre alt. Und jetzt 58? Da koennte es dann wirklich schwierig sein ihn zu erkennen …
Aber kehren wir zum Thema Polizei in Japan zurueck. Mein Eindruck ist: Die Polizei ist dein „Freund und Helfer“ in allen Lebenslagen, aber als Verbrecherjaeger taugt sie nur sehr bedingt. Wenn man dann an die geringe Kriminalitaetsrate in Japan denkt, muss die Frage wohl lauten, ob Japan nicht wegen, sondern trotz seiner Polizei so sicher ist. Meine Frau meinte zu dem Thema letztens, die Polizei sei einfach nicht an echte Verbrechen gewoehnt und deshalb im Fall der Faelle ueberfordert.
Wort des Tages: 平和ボケ – heiwaboke – Frieden + Idiot (Damit meinen Japaner ihre eigene Unfaehigkeit mit den Unbillen (z.B. boese Taschendiebe im noch boeseren Ausland) dieser Welt fertig zu werden.)
Die besten Anime Serien aller Zeiten (?), Teil 2: Filme
So, wie versprochen nun auch noch eine kleine Liste mit Filmen, die ich besonders gut gelungen finde.
Akira
Vorhersehbar oder? Einer der ganz großen Klassiker des Anime und generell der Filmgeschichte überhaupt. Wer diesen Film nicht gesehen hat, kennt Anmie nicht.
Ghost in the shell
Der zweite absolute Klassiker in der Liste. Wie Akira spielt der Film in einer nahen nicht gerade rosigen Zukunft und baut geschickt ein wenig Philosophie in die Handlung ein. Definitiv und absolut sehenswert!
Tonari no Yamada kun (となりの山田くん)
Studio Ghibli darf natürlich nicht fehlen, wenn es um die ganz großen Filme in der Anime Geschichte geht. Tonari no Yamada-kun (meine Nachbarn die Yamadas) ist interessanterweise NICHT von Hayao Miyazaki aber trotzdem mein absoluter Lieblingsfilm von Studio Ghibli. Der Film handelt vom Leben einer ganz normalen japanischen Familie und hat dabei seinen ganz eigenen warmen Humor. Einfach klasse!
Mimi wo sumaseba (耳をすませば)
Weiter geht es mit Studio Ghibli. Auch bei diesem Ghibli Titel hat Herr Miyazaki NICHT Regie geführt, auch wenn sein Einfluß deutlich erkennbar ist. „Whisper of the heart“, wie der Film in Englisch heisst, ist ein sehr leiser, ruhiger und schöner Film über Hoffnung, Träume und junge Liebe.
Mononoke Hime (もののけ姫)
Der letzte Ghibli Film in meiner Liste und hier kommt Regisseur Miyazaki endlich zu seinem Recht. „Prinzessin Mononoke“ ist ein Film, den man sich nicht entgehen lassen sollte, wenn man Anime mag. Animation, Soundtrack und einfach allgemein die Produktionsqualität sind wie bei allen Ghibli Filmen Weltklasse. In Mononoke Hime geht es um die Beziehung der Menschen zur Natur, um die Zwiespältigkeit der Menschen und um den Wandel der Zeiten. Einfach ein – in beiden Bedeutungen des Wortes – fantastischer Film.
Tokyo Godfathers (東京ゴットファーザーズ)
Nicht ganz so berühmt wie alle bisherigen Filme aber trotzdem ein ganz, ganz toller Film! In „Tokyo Godfathers“ finden drei Obdachlose an Heiligabend ein Baby und kümmern sich darum, während sie versuchen die Eltern zu finden. Das führt dann zu allerlei Chaos und am Ende gibt es ein natürlich ein Happy End. Stellenweise zum Schreien komisch, rührend, warm … einfach ein Erlebnis.
Oneamise no Tsubasa (オネアミスの翼)
Noch ein nicht ganz so bekannter Film. Aber auch „Wings of Honneamise“ (Englisch) ist absolut einen Blick wert. Die Geschichte handelt vom ersten bemannten Flug ins Weltall in einer fiktiven Welt. Themen sind Hoffnung, Behrarrlichkeit, die Schönheit der Schöpfung. Hideaki Anno (siehe Animeserien) hat hier mitgearbeitet.
Vampire Hunter D
1985. Schon ein ziemlich alter Film. Aber einer der atmosphärisch dichtesten Vampirfilme aller Zeiten. Interessanterweise kam der Film zuerst in Englisch in die Kinos und erst später wurde eine japanische Synchro hinzugefügt.
So, ich glaube, das war’s. Am Ende möchte ich noch kurz hinzufügen, dass ich alle Ghibli Filme (bis auf Gedo Senki) uneingeschränkt empfehlen kann (obwohl ich persönlich Sen to Chihiro und Howl no Ugoku Shiro nicht so sehr mochte). Perfect Blue war auch ziemlich cool.
Wort des Tages: 著作権 – chosakuken – Copyright (Ghibli ist entsetzlich engstirning was Copyright angeht, so dass es nicht einfach ist auch nur Openings oder Trailer zu Ghibi Filmen auf Japanisch bei Youtube zu finden.)
Die besten Anime Serien aller Zeiten (?), Teil 1: Serien
Eigentlich wollte ich ja eine „Top 10 anime“ – Liste schreiben, aber je länger ich darüber nachdachte, desto weniger erschien mir das als sinnvoll. Deshalb werde ich jetzt Anime in zwei Kategorien vorstellen: Serien und Filme. Heute geht es um Animeserien. Einzige Kategorie dabei ist, dass sie mir besonders gut gefallen haben. Ich bin aber schon der Meinung, dass die vorgestellten Anime (meist) eher für Erwachsene geeignet sind, bin schließlich auch schon 29 Jahre alt jetzt. Der xte-Robo oder Schulmädchen Anime wird hier nicht auftauchen.
Aber ohne weitere Vorrede fange ich jetzt mal mit Animeserien, die mir im Laufe der Jahre sehr gut gefallen haben, an.
Full Metal Alchemist – Brotherhood (鋼の錬金術師)
Einer von zwei absoluten Mainstreamerfolgen in meiner Liste. Die zweite Staffel (?) mit dem Zusatz Brotherhood ist mit etwas über 60 Folgen relativ lang, ohne aber jemals langweilig zu werden. Charakterdesign, Story, Pacing, Animationsqualität, Synchro … es gibt wirklich nicht viel zu meckern. Vielleicht noch Edward Elrics manchmal etwas lächerliche Naivität. Bei der ersten Staffel (ohne Brotherhood) hatte ich den Eindruck, dass das Budget nicht gereicht hat, oder die Planung schief gelaufen ist, der Anime war einfach noch nicht ausgereift.
Full Metal Alchemist – Brotherhood – Einfach rundum gute, leichte Unterhaltung.
One Piece(ワンピース)
One Piece. Was soll ich da noch sagen. 15 Jahre, über 500 Folgen. Einer der erfolgreichsten Anime und Manga aller Zeiten. Das Geheimnis des Erfolgs ist meiner Meinung nach die Kreativität von Herrn Oda, der es einfach immer wieder schafft, interessante Storytwists und Charaktere zu erschaffen. One Piece leidet natürlich unter den typischen Krankheiten einer extrem lange laufenden Serie, wie einem sehr langsamen Pacing und zum Teil langweilig gewordenen Hauptcharakteren. In den letzten Folgen (seit die Crew ihr zweijähriges Training beendet hat) bin ich auch ein wenig traurig über die extrem sexistische Darstellung der weiblichen Hauptcharaktere, speziell Nami. Ihre Brüste sprengen jeden BH und ihre Kleidung ist so knapp, da werden selbst Pornodarstellerinnen neidisch. Naja, solange es neue interessante Storylines und Charaktere gibt, werde ich diese Kröte wohl schlucken.
Mahou Shoujo Madoka(魔法少女まどかマギカ)
So, Schluß mit lustig. Madoka ist definitiv nicht der typische Schulmädchen-anime. Dieser Anime sprengt bewusst die Grenzen des Genres und verkehrt seine Konventionen ins Gegenteil. Ich möchte wirklich nicht viel von der Story verraten, aber stellt euch auf einen ziemlich wilden Ritt ein. Besonders toll finde ich übrigens die Genderrollen von Madokas Eltern: Mama arbeitet Vollzeit und Papa hütet Haus und Hof. Danke!
Bubblegum Crisis 2032 (バブルガムクライシス)
Ja, schon ein bisschen alt. Vielleicht auch nur in der Liste weil es einer der ersten Anime war, die ich je gesehen habe. Wie dem auch sei, ich denke immer noch, dass Bubblegum Crisis ein guter Anime ist und eines der besten Intros und einen der besten Soundtracks der Anime-Geschichte vorweisen kann. Charaktere und Story sind Durchschnitt, gelegentliche Sci-Fi Philosophie (künstliche Intelligenz, Abhängigkeit von Maschinen) ist auch vorhanden.
Arakawa under the bridge (荒川アンダーザブリッジ)
Dieser Anime ist einfach nur genial. Im Ernst, die Charaktere sind so extrem und die Dialoge so schräg, dass ich manchmal Tränen in den Augen hatte vor Lachen. Auf jeden Fall urkomisch. Das Opening von Episode vier, das oben zu bewundern ist, ist so gut, dass ich versucht bin, hier demnächst mal eine Übersetzung zu posten. Zu meckern gibt es eigentlich nichts, außer vielleicht dem etwas drögen Ende. Und nicht vergessen: Achtung vor dem Kappa! Soweit ich weiss, gibt es den Anime nur mit Untertiteln und ich glaube eine Synchro würde ohnehin viel von Arakawas Flair zerstören.
Bakemonogatari (化物語)
Der Vorgänger von Arakawa und … einfach nur extrem. Das Videobeispiel oben zeigt ein bisschen was Bakemonogatari ausmacht: Schnelle Schnitte, viele Kanjieinblendungen und Wortspiele. Das sprachliche Tempo und Niveau ist extrem hoch (zumindest für nicht-Muttersprachler). Dieser Anime hat mir die Grenzen meines Japanisch-könnens aufgezeigt und ich musste jede Folge ein, zwei Mal meine Frau um Erklärung bitten. Definitiv der „Otaku-core“ Anime in der Liste. Am Ende des Videos oben bittet der Hauptcharakter Araragi die zu einer „Wer-katze“ mutierte Mitschülerin darum, einen Zungenbrecher mit vielen „n“-Lauten aufzusagen. Da sie aber eine Katzenlady ist, werden aus den n-Lauten lauter „nyas“.
Clannad
Ok, ich bin ein Mann … und ich bin 29 Jahre alt. Aber ich schäme mich kein Stück zuzugeben, bei diesem Anime ein paar Tränen weggedrückt zu haben. Wer diesen Anime nicht traurig findet, hat kein Herz. Das Ending oben ist ebenfalls einfach nur klasse.
Usagi Drop(うさぎドロップ)
Nicht zufällig direkt nach Clannad. Der Anime ist zwar nicht so traurig wie Clannad aber geht genauso zu Herzen. Animation, Story, Charaktere sind einfach nur gut und ausgewogen. Ein kleiner, ruhiger und ungewöhnlich realitätsnaher Anime. Absolut empfehlenswert. Schön sind auch die ungewöhnlichen Rollen: Einen alleinerziehender Vater als Hauptcharakter sieht man nicht so oft.
Orusuban Ebichu (おるちゅばんエビちゅ)
Zurück zu Anime-hilarity. Dieser Anime ist einfach nur zum Schreien. Und man kann ihn komplett auf Youtube sehen! Der Hauptcharakter ist ein Hamster! Was soll ich noch sagen … wer schon immer mal einen Anime sehen wollte, der Sex in Japan offen und unverkrampf durch den Kakao zieht, nicht weiter suchen. Einfach genial. Wenn ich eine echte Top-10 Liste geschrieben hätte, wäre Ebichu vermutlich auf Platz eins gelandet. Übrigens hat Hideaki Anno hier Regie geführt, vielen wahrscheinlich von Neon Genesis Evangelion bekannt.
Mitsudomoe(みつどもえ)
11 -jährige Schülerinnen in einem Anime, der vor sexuellen Witzen nur so strotzt? Am Anfang war ich auch ein wenig skeptisch, aber im Laufe der Zeit fand ich den Anime immer witziger. Ist aber vermutlich doch Geschmackssache. Die Szene mit dem menschlichen Fußball allerdings ist einfach nur genial.
Ginga eiyuu densetsu (銀河英雄伝説)
„Heldensagen vom Kosmosinsel“ … 1, 2, 3 …. einmal tief durchatmen. Gut der deutsche Titel ist schon ein bisschen .. ah … seltsam. Der Anime ist ziemlich alt, aber ich habe ihn erst letztes Jahr gesehen,vorgeschlagen von meiner Frau. Ich glaube, er lief auch nie im Ausland. Der Anime selbst hat mich durch seinen ruhigen Aufbau, einen der überraschendsten Storytwists und die interessanten Charaktere überzeugt. Tanaka Yoshiki hat auch ein paar deutsche Elemente eingebaut, wie man am Titel oben erkennen kann. Wie bei Mitsudomoe kann ich durchaus verstehen, wenn jemand diesen Anime nicht mag, aber mir hat er gefallen.
Hellsing (ヘルシング)
Hmm. Story und Charaktere sind eher durchschnittlich. Die graphische Qualität und die Atmosphäre des Anime ist allerdings einzigartig.
Trigun(トライガン)
Story, Charaktere, Animation, Soundtrack – hier gibt es nichts zu meckern. Einer der wenigen Anime, die man sich gerne mehrmals anschaut. Einfach gute Unterhaltung mit einer kleinen Prise Philosophie.
Kogepan(こげぱん)
Dieser Anime handelt von einem verbrannten Brot. Was soll ich noch mehr sagen? Ich finde ihn ziemlich witzig und er hilft immer meine Frau aufzuheitern 😉 Auch gut zum Japanisch lernen, wegen des langsamen Tempos und des wenigen Texts.
Kaiba(カイバ)
Last but not least. Kaiba ist ein echter Kunst-Anime und eine japanisch-koreanische Gemeinschaftsproduktion. Einzigartiges Design, gute Story, Hommage an Tezuka Osamu. Absolut einen Blick wert.
Eine ehrenvolle Erwähnung für Anime, die es zwar nicht in die Topliste geschafft haben, aber trotzdem sehr gut sind, bekommen:
Seirei no moribito, Hyougemono, Juunikokki, Slayers, Suzumiya Haruhi, Lucky Star, Darker than Black, Durarara, Black Lagoon, Haibane renmei, Cowboy Bebop, Maison Ikkoku, Druaga no tou
Ja, ich bin mir bewusst, dass ich Meilensteine wie Neon Genesis Evangelion oder Megahits wie Dragonball oder Sailor Moon ausgelassen habe. Wie gesagt, das einzige Kriterium ist, dass die Serie mir gefaellt. Eine Liste mit Filmen gibt es dann demnaechst einmal.
Wort des Tages: 深夜アニメ – shinya anime – Spät-Nacht-Anime (einige der oben genannten Anime wurden spät in der Nacht ausgestrahlt)
Nationales Referendum zum Thema Atomkraft in Japan?
Wie ich in „Pro und Contra Atomkraft in Japan“ schon erwaehnt habe, moechte ich heute ueber den Ausgang die Initiative „Genpatsu Tomintouhyou“ berichten. Bei der Initiative geht es im Kern darum, ob Japan weiterhin Atomkraft betreiben oder den Ausstieg vorbereiten soll. Dazu wurde eine Stimmensammlung in den beiden Staedten Tokyo und Osaka angestrengt. Die Abstimmungsfrist fuer den Entscheid in Tokyo laeuft heute ab und es sieht so aus als ob die Sache ein Erfolg war. Einen Tag vor Ende der Frist haben Freiwillige fuer die Initiative bereits 241000 Stimmen gesammelt, waehrend nur 214000 Stimmen benoetigt wurden. Dadurch ist es moeglich einen lokalen Volksentscheid in Tokyo herbeizufuehren. Die Aktion war auch in Osaka erfolgreich.
Wenn diese Volksentscheide dann tatsaechlich in den beiden größten Staedten Japans erfolgreich sein sollten, würde das beträchtlichen Druck auf Japans Politiker ausüben, ein nationales Referendum zum Thema durchzuführen. Ein solches Referendum ist laut japanischer Verfassung durchaus möglich. Es wäre dann zwar juristisch nicht bindend aber der öffentliche Druck würde mit Sicherheit beträchtlichen Einfluss auf die Atompolitik in Japan ausüben.
Wer sich selbst ein wenig einlesen möchte, hier geht es zur offiziellen englischen Webseite der Organisatoren. Die Abstimmungsergebnisse sind im Moment nur auf der japanischen Webseite zu finden (Tokyo / Osaka).
Nun kann man über die Erfolgsaussichten der Initiative geteilter Meinung sein und tatsächlich hat es in Japan noch nie ein nationales Referendum gegeben und man sollte den Einfluß der Energielobby und der von ihr gekauften Politiker nicht unterschätzen. Auch der japanischen Presse traue ich nicht über den Weg und kann mir durchaus vorstellen, dass sie das Thema totschweigt oder einen negativen politischen Spin hinzufügt. (In der Asahi-Shimbun sowohl Englisch als auch Japanisch gab es letztens immerhin einen kurzen Bericht zur Abstimmung in Tokyo.) Da müssen wir uns wohl ein wenig gedulden.
Für den Moment finde ich aber vor allem wichtig, dass die Initiative eine öffentliche Diskussion über das für und wider der Atomkraft auslöst oder verstärkt. Und dafür wird es wirklich absolut Zeit. Auch nach Fukushima bin ich noch nicht davon überzeugt, dass die Eliten in Japan bereit sind darüber eine nationale Diskussion zu führen. Derzeit sind fast alle Reaktoren heruntergefahren, aber das ist nur eine temporäre Maßnahme und ich habe das Gefühl, dass man versucht Gras darüber wachsen zu lassen. Bei einem eventuellen nationalen Referendum kämen Energieindustrie und industrienahe Politiker nicht so einfach damit durch.
Ich jedenfalls wünsche der Initiative alles Gute und bin gespannt, wie es weitergeht.
Weitere Links zum Thema Referendum in Japan:
http://www.japantimes.co.jp/text/nn20120131i1.html
http://ajw.asahi.com/article/views/editorial/AJ201111280008
Falls jemand irgendwo einen deutschen Artikel zum Thema gesehen hat, bitte in den Comments verlinken.
Wort des Tages: 国民投票 – kokumontouhyou – nationales Referendum