Geschichtsrevisionismus, Militarismus, Diskriminierung der Frau – und ’ne Ueberraschung!
Es ist endlich soweit! Einer der wichtigsten Anime Japans bekommt seinen eigenen Eintrag in meinem Blog! BANZAI! … BANZAI! … BANZAI!
Aber mal im Ernst „Uchuu Senkan Yamato“ oder „Space Battleship Yamato / Starblazers“ im Englischen ist meines Wissens die erste Anime-Space-Opera aus der alle anderen Serien wie z.B. Gundam oder Neon Genesis Evangelion hervorgegangen sind. Zum ersten mal lief die Serie 1974 im japanischen Fernsehen. Sie war erfolgreich genug dem Space Opera Genre auch im Medium Anime den Weg zu ebnen.
Dabei ist die Story ziemlich einfach gestrickt: Boese und mysterioese Ausserirdische greifen die Menschheit mit ueberlegener Technologie an, so dass sich die Menschen bald unter der Erdoberflaeche verschanzen muessen, waehrend die „Gamilus“ genannten Ausserirdischen nach und nach die Erdoberflaeche mit Atombomben (oder so etwas aehnlichem) verstrahlen. Als schon alles verloren scheint, trifft eine Nachricht von einem anderen mysterioesen Ausserirdischen ein, der den Menschen Hilfe anbietet und praktischerweise auch gleich noch Bauplaene fuer einen interstellaren Motor / Antrieb inklusive Superwaffe mitschickt. Die Nachricht wird vom Protagonisten Kodai „zufaellig“ gefunden und so baut das Militaer eilends das alte Schlachtschiff Yamato um, damit es innerhalb eines Jahres zum Planeten Iskandar fliegen und die Menschheit retten kann. Wenn das nicht gelingt, wird die Menschheit verstrahlt und stirbt. Wer wissen will, wie es ausgeht, muss sich die Serie aber schon selbst anschauen 🙂
Yamato war wie gesagt sehr erfolgreich und so gab es etliche Nachfolgeprojekte wie Filme und Serien und 2010 gab es dann sogar einen Realfilm mit Kimutaku in der Hauptrolle (BANZAI!) Unten habe ich mal zwei Bilder eingefuegt auf dem linken Bild sieht man die Yamato selbst und auf dem rechten Bild sieht man die Schauspieler fuer die wichtigsten Rollen.
Yamato war auch im englischsprachigen Ausland ein ziemlicher Erfolg und ist unter dem Namen Starblazers immer noch vielen Menschen ein Begriff.
Aber kommen wir zum eigentlich interessanten Teil, der Analyse. Zuerst einmal ein paar Hintergruende: Der Name Yamato ist, wie hier an anderer Stelle schon einmal erwaehnt, geschichtlich vorbelastet. Das Schlachtschiff Yamato war naemlich die letzte „Hoffnung“ Japans im Krieg gegen die USA. Dummerweise truegte diese Hoffnung und das Schiff wurde sehr bald versenkt ohne irgendetwas zu erreichen. Trotzdem oder gerade deshalb ist es in Japan zu einem nationalistischen Symbol geworden. Der Name Yamato ist uebrigens selbst symbolisch aufgeladen, beschreibt er doch die Yamato-Sippe / bzw. das Yamato-Reich in dem viele konservative Japaner den Ursprung des heutigen Japans sehen moechten. Weiterhin sollte in der zweiten Episode der „Kriegsschiff-Marsch“ in einer Kampfszene verwendet werden, aber Regisseur Matsumoto legte Widerspruch ein um Militarismus-Vorwuerfe abzuwehren. Am Ende gab es dann zwei Versionen, eine mit dem Kriegsschiff-Marsch und eine mit der original Yamato-Melodie. (beide wurden ausgestrahlt)
Yamato hat auch viel Revisionismus und Geschichtsklitterung zu bieten. Da ist zum einen die Heroisierung der Yamato selbst, dann von Selbstmordangriffen und nicht zuletzt die Aehnlichkeit der Angriffe der „Ausserirdischen“ mit den Atombombenabwuerfen der Amerikaner. US Fernsehzuschauer moegen die Parallelen nicht bemerkt haben, aber japanischen Zuschauern sind sie ganz sicher nicht entgangen.
Aus heutiger Sicht allerdings wohl am auffaelligsten ist die Diskriminierung der Frau in der Originalserie. Auf dem ganzen Schiff gibt es eine (!) Frau, deren Aufgabe es ist, den Maennern – ganz im Ernst – Tee zu bringen und sie auch sonst zu bemuttern. Natuerlich ist die gute Mori Yuki auch eine echte Schoenheit und verliebt sich ohne besonderen Grund in den – extrem kindskoepfigen – Helden. Mir haben sich, waehrend ich die Serie schaute, wirklich mehrfach die Zehennaegel hochgerollt.
Interessanterweise hat der Realfilm versucht, hier ein bisschen nachzubessern und Mori Yuki ist nicht mehr nur fuer’s Tee machen zustaendig sondern eine Kampfpilotin. Ausserdem haben die Drehbuchautoren ihr noch eine zweite weibliche Figur zur Seite gestellt: Den Schiffsarzt. Im Original war das ein alter und staendig besoffener Mann (ich uebertreibe nicht!). Im Realfilm ist es eine zumeist nuechterne Frau, siehe Reiko Takashima auf dem rechten Bild links unten. Man sieht, auch Japaner lernen dazu. Natuerlich sind die Frauen immer noch nur Ornament der maennlichen Hauptfiguren und nur dazu da sich in sie zu verlieben, aber immerhin!
So, ich denke, das reicht. Am Ende noch ein kleiner Link zum Yamato Opening Song, den ich mit viel Freude beim Karaoke schmettere. *click*
Wort des Tages: 改善 - kaizen – Verbesserung; unter westlichen Managern auch als Managementsystem bekannt.
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