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Kinderwelten

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Bevor ich zum eigentlichen Thema dieses Eintrags komme, moechte ich noch zwei Kleinigkeiten in eigener Sache anmerken:

1) Juhu, ich habe wieder Internet! Leider nur Kurbelmodem, was das surfen und bloggen und ueberhaupt alles extrem langwierig werden laesst. Irgendwann demnaechst komme ich dann wohl wieder in den Genuss „echten“ Internets.  Jaja, Luxusproblem, ich weiss.

2) Es scheint so, als ob der Bloganbieter, der so freundlich ist, mir Webspace / Traffic zu finanzieren (allerdings eh nicht so extrem viel ^^) nur noch moderierte Kommentare zulaesst. Ich finde jedenfalls keinen Knopf zum ausschalten.

 

Nun aber zu Erquicklicherem. Wie treue Leser meines Blogs schon wissen, arbeite ich seit ein paar Monaten in japanischen Grundschulen als Englischlehrer. Dabei bekomme ich von den Kindern natuerlich auch viele verschiedene Reaktionen und Feedback. Hier mal ein paar Anekdoten aus dem Schulalltag.

Wenn Kinder Streit suchen: Sumo, デブ (Dickerchen). Das sind so die „Gemeinheiten“, die ein paar Kinder mir an den Kopf geworfen haben (zu meinem Leidwesen habe ich in den letzten 1,5 Jahren ziemlich stark zugenommen). Ich weise die Kinder nur dann zurecht, wenn sie arg zu aufdringlich / dreist sind. Eine Kollegin wurde als „urusai baba“ tituliert, in Deutsch wohl mit „alte Hexe“ zu uebersetzen.

Manchmal kommen Kinder zu mir und „pruefen“ mein Englisch. Dann fragen sie mich dann z.B. was „Moehre“ (ニンジン)auf Englisch heisst, oder „Fieber“ (ねつ) und bescheinigen mir die richtige Antwort dann mit „bestanden“. Schon witzig. Im Fall des „Fieber“-Kindes, habe ich den Spiess dann mal umgedreht und gefragt, was denn zum Beispiel „Husten“, „Bauchschmerzen“ und „Niesen“ auf Englisch heisst. Einfach um dem Kind mal zu zeigen, wer hier der Lehrer ist. 🙂

Die Welt aus Kindersicht: Da die Kinder immer wieder von meiner Koerpergroesse beeindruckt sind (1,85m bei etwa 100 Kilo Koerpergewicht), ich aber nie mein Gewicht verrate, ausser, wenn sie auf Englisch fragen koennen, was bisher noch kein Kind geschafft hat, hat ein Kind einmal mein Gewicht geschaetzt (voller Ehrfurcht): 53 Kilo? *lol*  Oder mein Alter: Ich wurde schon auf 17 und auf 40 geschaetzt, bei einem tatsaechlichen Alter von 27 Jahren. Lehrer mit 17 ist aber auch genial. 🙂

Reaktionen auf mein Auslaendersein:

1) „me ga aoi“ – blaue Augen. Tatsaechlich eher graugruen, aber das macht fuer die lieben Kleinen keinen Unterschied. Witzig ist auch, wenn sie dann fragen: „Warum sind deine Augen blau?“ *lol* Ich frage denn meist zurueck: „Warum sind deine Augen braun?“

2) „dekai“ – „gross, riesig“ Ich antworte gerne mit „chibi“ – winzig. 😉

3) Der „ich probiere mein Englisch an dem komischen Auslaender aus“-Plan. Oft kommen Kinder, die ich nicht unterrichte (also meist aus den Klassen 1 – 4) zu mir und sagen „Hello, how are you?“ oder „Hello, my name is …“ . Das finde ich sehr suess und versuche dann mit aehnlich simplen Phrasen zu antworten (z.B. My name is … What’s your name?), was die armen Kleinen aber leider oft ueberfordert.

4) Im Unterricht schreibe ich oft Katakana und manchmal auch Kanji (einfache und komplizierte Schriftzeichen) an die Tafel, worauf die Kinder anfangs mit unbegrenztem Staunen reagieren. Echt witzig. Ich meine, da unterrichtet man in fluessigem Japanisch und die Kinder wundern sich, dass man auch Kana schreiben kann. Naja, dieses Erlebnis hatten wohl schon viele Auslaender in Japan, auch von Erwachsenen ausgehend.

5) Einmal habe ich ein kleines Maedchen, vielleicht zweite Klasse, in einem der Krankenzimmer gesehen, die es in allen japanischen (Grund?)Schulen gibt. Es sah ziemlich traurig aus und so ging ich hin, um es zu troesten. Erst sprach ich leise und beruhigend auf Japanisch mit ihm. Als es dann positiv auf mich reagierte, versuchte ich es ein wenig aufzubauen, indem ich es aufforderte, „Hello“ zu sagen (ich bin ja der grosse Auslaender). „Hello“ kriegt jeder Japaner schon im Kindergarten beigebracht, es war also eine ziemlich sichere Wette, dass es das sagen koennte. Und siehe da, es sagte  „Hello“. Damit verabschiedete ich mich dann (war in Eile). Etwas spaeter hoerte ich dann die Krankenschwester die Geschichte erzaehlen und wie das Maedchen, das den ganzen Tag Truebsal geblasen hatte, durch mein kleines Intermezzo ploetzlich wieder ganz froh wurde. Seitdem bin ich der Held in der entsprechenden Schule. *g*

 

Es gibt noch viel mehr zu erzaehlen, zum Beispiel ueber „Mischlingskinder“, soziale Probleme, soziale Organisation, finanzielle Unterversorgung, das Wetter, Schulevents uvm. Vielleicht ein anderes Mal. 🙂

Wort des  Tages: 子供 – kodomo – das Kind (die „offizielle“ Variante, die wir Lehrer benutzen, wenn wir UEBER Kinder sprechen, ist aber „児童“ (jidou))

Written by hanayagi

Februar 3, 2012 um 1:34 pm

Veröffentlicht in Alles mit Kultur, Japanisch

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