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Heiraten in Japan

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Da ich gestern auf einer Hochzeit war, dachte ich mir, ich koennte doch mal einen Artikel uber die Heirat in Japan schreiben. Dabei wird hierzulande zwischen zwei verschiedenen Arten von Hochzeit unterschieden „traditionell japanisch“ und „westlich“. Die „traditionelle“ Hochzeit hat ihre Gänsefüßchen verdient, weil sie eine Erfindung der Tokyoter Eliten aus der Meiji Zeit und damit nicht gerade „seit alters her“ tradiert ist. Und zur „westlichen“ Hochzeit … nunja, sagen wir mal, Japan bleibt nun einmal Japan, auch wenn man sich Muehe gibt.

Gestern also die „westliche“ Hochzeit. Ablauf: Treffen, Gottesdienst (?), Fotogelegenheiten (drei verschiedene), Schlemmen (franzoesische Kueche), Unterhaltungsprogramm (Dia-Show, Reden etc.), Verabschiedung. Das Ganze war straff von einem professionellen Hochzeitsveranstalter organisiert. Der Zeitplan war von 10.00 Uhr morgens bis 13.30 Mittags – und wurde genau eingehalten. (Die Familie duerfte woanders noch weitergefeiert haben.) Das Ganze kostet in Japan im Durchschnitt 30.000 Euro (!) und ich gehe davon aus, dass es gestern eher noch teurer war.

Zeit fuer die Fotos.

Der Priester. (Ich frage mich ja, ob er wohl wirklich ein „echter“ Priester war?) Die ganze Zeremonie wurde auf Japanisch gehalten mit ein paar wenigen und allgemein bekannten Woertern Englisch durchsetzt.

Ein bisschen seltsam ist es, wenn der Priester „Amen“ sagt und niemand ihm antwortet.

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Die Braut und der Braeutigam. Moegen sie eine glueckliche Ehe fuehren!

Der Festsaal in dem der Festschmaus stattfand.

Von wegen Japaner haben keinen Humor. Diese kleine Tanzeinlage zu J-Pop war definitiv komisch.

Auf japanischen Hochzeiten, egal welchen Stils, gibt es immer „Goshuugi“ (ご祝儀). Das bedeutet man bringt ein Geldgeschenk in einem festlichen Umschlag und die Summe muss immer ungerade sein, also 10.000 Yen oder 30.000 Yen etc. und nicht 20.000 Yen. Jaja, mathematisch ist das falsch, aber wenn man nur die Scheine zaehlt passts! In Japan werden uebrigens generell ungerade Zahlen als gluecksverheissend angesehen. Als Freund / Bekannter sind 10.000 oder 30.000 Yen (also 100 oder 300 Euro) angemessen.

 

So und wenn ich schon so viel zu „westlicher“ und „japanischer“ Hochzeit schreibe, muessen auch noch ein paar Bilder von einer japanischen Hochzeit her. Also habe ich ein paar Bilder von meiner eigenen Hochzeit von vor zwei Jahren herausgesucht. Ich hatte mich uebrigens fuer die „japanische“ Hochzeit entschieden, weil ich keine Lust auf eine christliche Hochzeit hatte, und nicht weil ich so ein fanatischer Japanfan bin. 🙂

Braut und Braeutigam in Hakama und Shiromuku.

Sake wird im Shintoismus oft fuer rituelle Zwecke getrunken, so auch auf Hochzeiten.

Und das ist der Schrein in dem unsere Hochzeit stattfand. Heiraten finden normalerweise in Shinto-Schreinen statt, aber manchmal auch in buddhistischen Tempeln.

Meine Frau im Furisode nach dem „ironaoshi“ (色直し – Farbe korrigieren) genannten umziehen. Der Furisode wird im Allgemeinen nach der Heirat nicht mehr getragen.

Gemeinsames Kuchenanschneiden darf in Japan auf keiner Hochzeit fehlen.

Und das ist ein Bild von unserer Hochzeitsparty, die in Japan „Hirouen“ (披露宴) genannt wird. Wir hatten italienisches Essen und eine professionelle Saengerin, die meiner Frau auch Gesangsunterricht gibt, als Unterhaltungsprogramm.

Da wir unsere Hochzeit selbst organisiert und in einem relativ unbekannten Schrein geheiratet haben, war unsere Hochzeit mit knapp 8000 Euro fuer japanische Verhaeltnisse sehr guenstig. Mir persoenlich hat es so sehr viel besser gefallen, da es viel persoenlicher ist, als auf einer teuren, professionellen Feier zu der in Japan oft auch Arbeitskollegen und Vorgesetzte eingeladen werden muessen (so auch gestern).

 

Wort des Tages: おめでとうございます! – omedetou gozaimasu – Herzlichen Glueckwunsch!

Written by hanayagi

März 4, 2012 um 11:10 am

13 Antworten

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  1. Schöne Bilder!
    Auf dem Hakama den Du trägst sind 2 Enbleme (an der linken Schulter und am rechten Ärmel) zu erkennen. Ich habe gehört, dass das so etwas wie ein „Familienwappen“ ist, stimmt das?

    Auf den japanischen Hochzeiten auf denen ich bis jetzt war hat mich immer am meisten beeindruckt, wie extrem aufgebrezelt besonders die weiblichen Gäste waren. Das grenzte teilweise schon an eine Verkleidung… Klar kommen die Gäste auf deutschen Hochzeiten auch schick angezogen, aber in Japan fand ich das viel extremer.

    Und es ist natürlich schön, wenn die Hochzeit einen persönlichen Touch hat. Die Hochzeitsempfänge in den einschlägigen Hotels wo man steif die ganze Zeit an einem Tisch sitzen muss und nicht so wirklich mit den anderen Gästen in Kontakt kommen kann (wenn man nicht zur nijikai oder sanjikai oder … eingeladen wird) fand ich immer relativ unpersönlich…

    Marcello

    März 4, 2012 at 1:14 pm

    • Ja, in Japan scheint es als Frau normal zu sein, im Cocktailkleid (zur Not auch auszuleihen) zu erscheinen und vor der Hochzeit die ja meist nur 2 Stunden dauert auch noch zum Frisoeur fuer die perfekte Frisur zu gehen. Einmal Haare hochstecken kostet locker 50-80 EUR.

      anjifrosch

      März 5, 2012 at 3:53 am

  2. Mich mag meine Erinnerung trügen,
    aber kann es sein, dass manche Japaner sogar auf beide Varianten Heiraten?
    Ich meine ein Paar zu kennen, die in Japan beide Varianten gemacht haben und demnach auch ziemlich viel gefeiert haben. Die Braut hatte dabei vier verschiedene Kleider an, was ich schon ziemlich verrückt finde.
    Sehr schöne Fotos jedenfalls^^

    horus

    März 4, 2012 at 1:38 pm

  3. Wie hat man denn vor der Meijizeit geheiratet?

    Hans Zillermann

    März 4, 2012 at 2:18 pm

  4. > Die “traditionelle” Hochzeit hat ihre Gänsefüßchen verdient, weil sie eine Erfindung der Tokyoter Eliten
    > aus der Meiji Zeit und damit nicht gerade “seit alters her” tradiert ist.

    Könntest Du das etwas näher erklären? Wie wurde den „traditionell“ (also sagen wir in der Edo-Zeit oder sogar davor) geheiratet? butuzenshiki?

    umij

    März 5, 2012 at 3:26 am

  5. @Horus Ja, das kann natuerlich sein.

    @Umij/Hans
    Vor Meiji haben eigentlich nur Samurai formell geheiratet.

    Copypasta:

    – Ordinary Japanese rarely had their marriages formalized or had any kind of wedding or ceremony. Traditionally, once a man began regularly visiting a woman they were considered married. Later when the man’s mother considered herself no longer able to do her household chores by herself she asked her son’s „wife“ to move in. This occasion was often accompanied by a small party to introduce her to the neighbors.

    – Japanese customs were viewed as immoral by Christian Europeans. In the mid 1800s, Meiji government introduced marriages laws and Shinto weddings ceremonies so that Japanese would appear more civilized in Western eyes.

    Siehe dazu auch Antoni: „Rituale und ihre Urheber“: http://www.embjapan.de/buchrezension/rituale-und-ihre-urheber

    hanayagi

    März 5, 2012 at 5:32 am

    • „Traditionally, once a man began regularly visiting a woman they were considered married.“

      Man, war ich schon oft verheiratet …

      Gojira

      März 5, 2012 at 9:47 am

  6. hanayagi さんは、神前式だったんですね!
    お二人とも、お着物がよく似合ってますね☆
    写真をみて、奥さんはきっと控えめで美しい大和撫子なんだろうなと思いました(^-^)。

    Miyuki

    März 5, 2012 at 9:56 am

  7. @Marcellus Ups, ganz vergessen deine Frage zu beantworten. Ja, wenn ich mich recht erinnere, traegt man bei der Hochzeit sein Familienwappen. Da ich als Auslaendernase kein eigenes Wappen habe, habe ich dann das Wappen der Familie meiner Frau getragen. Normalerweise wird das Wappen der Familie des Mannes benutzt. Es gibt aber auch „allgemeine“ Wappen, wenn man keine Lust auf / kein eigenes Familienwappen hat.

    @Miyuki ごめんね。大和撫子と言われると奥さんも私もあまりピンとこない。私の考えだとその概念は日本の右翼の差別的な発言でもあるから。(別に怒ってないけど。大丈夫!)

    hanayagi

    März 7, 2012 at 8:26 am

    • 褒めたつもりだったのですが、ごめんなさい。「控えめ」や「大和撫子」は褒め言葉としか考えたことがなかったので、hanayagiさんの考え方にびっくりしました。

      Miyuki

      März 7, 2012 at 8:57 am

  8. Oh wie schööön! (*-*) Mir würde wohl auch die traditionelle Hochzeit in Japan auch mehr gefallen, wenn man sowieso dort ist.
    Aber die Braut sieht in einem westlichen Kleid auch sehr hübsch aus.
    Am Ende soll jeder so feiern, wie er möchte. (^_^)

    Aiko

    März 11, 2012 at 12:05 pm

  9. Falls der Priester echt war, dann war er gewiss kein Katholik (bzw. gehe ich davon aus, dass das Ehepaar nicht zur christlichen Minderheit gehört). Katholische Priester fangen schon an mit dem Auge zu zucken, wenn nur einer des Paares einer anderen Konfession angehört. 😀

    HamuSumo

    März 11, 2012 at 6:44 pm

  10. Hallo, das ist ja schon mal gut zu wissen. Du hast also eine Japanerin geheiratet, wenn ich das richtig auf den Fotos entnehme. Weißt du auch, ob es möglich ist, wenn keiner der Partner Japaner ist, in einem Schrein zu heiraten? Und wenn ja, über welche Kosten reden wir da? (Du hast ja 8000 Euro als Gesamtsumme geschrieben.) Und wie bekommt man das organisiert? Ich würde mich freuen, wenn du mir weiterhelfen kannst. Vielen Dank.

    kimonofanni

    Dezember 23, 2015 at 9:19 am


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