Wohnungssuche und linguistische Spitzfindigkeiten
Gestern waren wir auf Wohnungssuche in Tokyo. Und das ist eine anstrengende Angelegenheit. Man geht dabei normalerweise zuerst zu einem Immobilienbuero und sagt den Menschen dort, was man sucht und dann sucht man sich ein paar interessante Wohnungen aus deren Angeboten aus und faehrt zur Besichtigung vor Ort. Wir haben gestern nachmittag/abend zwei Immobilienmakler und vier Wohnungen geschafft. Und die haben uns alle nicht gefallen, was heisst Montag morgen werden wir uns wieder auf die Jagd begeben muessen.
Die vier Wohnungen haben uns nicht gefallen, weil:
– zwei Wohnungen waren mir zu laut (Autolaerm)
– eine Wohnung war ziemlich dunkel und direkt neben ein paar Fabriken
Die letzte Wohnung verdient einen eigenen Absatz. Die Maklerin sagte uns von Anfang an, dass die Wohnung neben einer „Hoteru (Hotel) -gai“ liegt. Mit „blablabla-gai“ bezeichnet man in Japan normalerweise ein Viertel in dem es viele Laeden desselben Typs gibt, z.B. „Restaurant-gai“. Als blauaeugiger Auslaender dachte ich mir nichts dabei und so fuhren wir zu dieser Wohnung, wo es mir dann wie Schuppen von den Augen fiel: „Hoteru- gai“ war Code* fuer „LOVE-Hotel-gai“. (Ja, ein LOVE-Hotel ist genau das, woran ihr gerade denkt!) Unsere Wohnung waere damit GENAU NEBEN einem solchen gelegen. Nun sehe ich mich selbst nicht gerade als pruede an, aber direkt neben einem Love-Hotel wohnen fuer viel Geld, das muss auch nicht sein.
*Kleiner linguistischer Exkurs: Mit Code bezeichnet man ein in der Sprachwissenschaft ein Wort, das von (fast) allen Menschen einer Gesellschaft verstanden wird, ohne dieses direkt selbst zu benennen (z.B. wenn man nicht „Schwarzer“ sondern „Farbiger Mensch“ sagt und damit „Schwarzer“ meint ). Ein Euphemismus ist aehnlich, wird aber benutzt, um etwas zu beschoenigen (z.B. „von uns gehen“ und nicht „sterben“).
Wort des Tages: 賃貸 – chintai – Miete
P.S. Ich weiss, ich habe letzte Woche nicht viel geschrieben, aber ich war auch sehr beschaeftigt. Ich versuche heute abend ein paar Artikel zu schreiben, damit es naechste Woche nicht genauso aussieht. 🙂
Magst du verraten in welchen Gegenden die Wohnungen waren und wie hoch die Miete für diese suboptimalen Behausungen ist, damit man sich mal eine ungefähre Vorstellung von den hauptstätischen Verhältnissen machen kann?
Gojira
März 18, 2012 at 7:59 am
Wir werden wohl in der Naehe von KIba/Sumiyoshi wohnen, was etwa 15 Minuten vom Bahnhof Tokyo entfernt liegt.
Und was die Preise angeht … wir bezahlen z.B. im Moment 74.000 Yen (740 Euro) fuer 40 Quadratmeter und wohnen ziemlich weit vom Bahnhof entfernt.
Unsere neue Wohnung wird wohl zwischen 70 – 100 Quadratmeter gross sein und zentral liegen … du kannst dir den Preis ausrechnen 😉
hanayagi
März 18, 2012 at 10:21 am
Danke für die Info – da steht ja nicht nur der Meter im Quadrat 😉
Gojira
März 18, 2012 at 10:53 am
Wie läuft das denn in Japan mit den Beteriebkosten? Gibt’s da auch jährliche Abrechnungen?
Hans Zillermann
März 18, 2012 at 4:58 pm
Strom, Gas, Telefon bezahlen wir monatlich
Wasser alle paar Monate
hanayagi
März 18, 2012 at 11:33 pm