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Archive for März 2012

Über Medien, Teil 5: Die Rolle der Medien in Japan

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Der heutige Teil meiner kleinen Artikelserie ist noch einmal etwas theorielastig. In diesem Artikel werde ich zuerst über „Pressclubs“ und die Struktur der Medien in Japan schreiben und dann die Begriffe Lapdog und Watchdog und ihre Bedeutung für Japan erklären.

Industriestruktur

In meinem ersten Artikel zum Thema Medien beschrieb ich die industrielle Produktionsweise von Kultur in Japan anhand der Beispiele AKB48 und Johnny’s. Heute möchte ich zuerst einmal einen Überblick über die Konzentration von medialer Macht in Japan geben und wie diese Konzentration ein undemokratisches System der Informationsverarbeitung mit dem Kern „Pressclubs“ schafft und unterhält.

1) In meinem Artikel zum Thema Fernsehen in Japan habe ich geschrieben, dass es in Japan beim (kostenlosen) terrestrischen Fernsehen im Normalfall etwa neun – zehn Kanäle gibt, die man schauen kann. Diese Kanäle beinhalten für gewöhnlich: NHK (staatliches Fernsehen), Nihon TV, TBS (Tokyo Broadcasting System), TV Tokyo, Fuji TV und TV Asahi  plus ein oder zwei regionale Stationen.

2) Im Printsektor sieht es kaum anders aus: Die „big 5+1“ aus meinem Artikel zum Zeitungsmarkt in Japan (Yomiuri, Asahi, Mainichi, Nikkei, Sankei und Tokyo Shimbun) dominieren die „seriösen“ Printmedien. Selbstverständlich (?) sind Zeitungen und Fernsehsender durch wechselseitige Beteilungen miteinander verwoben.*

*Die Boulevardmedien haben mit der Werbeagentur Dentsu ihr eigenes Abhängigkeitsproblem.

3) Damit haben wir zwei wichtige Spieler in der Informationsindustrie, aber es fehlt noch das japanische Pendant zu Reuters/AP und da hat Japan gleich zwei: Jiji Press (時事通信) und Kyodo Press (共同通信). Der Einfluß der Presseagenturen ist nicht zu unterschätzen, schaut einfach mal aufmerksam in der Zeitung nach den Quellen (meist am Anfang oder Ende eines Artikels).

Pressclubs

Ich fasse also zusammen: sechs nationale Fernsehsender, 5+1 nationale Zeitungen und zwei Presseagenturen und alle sind sie durch Betiligungen (cross-ownership) miteinander verbunden. Jetzt werden sich einige Leser sagen „Na und? Ist in Deutschland doch auch so?“. Das stimmt soweit auch, nur der grosse Unterschied ist, wie sich diese Informationsvermittler organisieren. In Japan geschieht das über sogenannte Pressclubs (記者クラブ). Diese Pressclubs gibt es in jedem japanischen Ministerium und natürlich im Parlament, Parteizentralen sowie einigen großen Firmen und anderen Institutionen. Die Mitglieder der Pressclubs sind meist die oben aufgelisteten Organisationen plus gegebenenfalls regionale Zeitungen/Fernsehsender.

Das tägliche Geschäft eines Pressclubs besteht darin, Informationen aus der jeweiligen Organisation zu verarbeiten und in publikationsfähiges Format zu gießen. Konkret bedeutet das z.B. an Pressekonferenzen teilnehmen und Pressemitteilungen bzw. Memos zu lesen. Ein Journalist in einem Presseclub bleibt dabei normalerweise über mehrere Jahre im selben Pressclub und wird so zum Fachreporter. Soweit, so gut, oder? Der Teufel liegt wie immer im Detail und ich möchte hier einige der größten Probleme auflisten:

1) Nur Medien die „dazugehören“ bekommen die Erlaubnis in einem Pressclub mitzuarbeiten. Damit wird von vornherein missliebige Konkurrenz ausgeschlossen.

2) Die Reporter und Firmen in den Pressclubs konkurrieren zwar durchaus miteinander, aber in den Pressclubs selbst sehen die Reporter sich als eine Einheit und haben Regeln, die man beachten muss, will man nicht als Aussätziger behandelt werden. Ich möchte jetzt nich zu sehr ins Detail gehen, aber ein Beispiel sei gestattet. Pressclubs haben oft sogenannte „Embargos“. Das bedeutet, dass eine Information nicht vor einem bestimmten Zeitpunkt heruasgegeben wird.  Wer ein „Embargo“ bricht, ist unten durch. Noch einmal deutlich gesagt: Hier wird Information zurückgehalten aufgrund von Gruppendruck.

3) In Punkt zwei wurde es schon ansatzweise deutlich, aber ich möchte es noch einmal hervorheben: Die Journalisten in den Pressclubs sind von ihrer jeweiligen Organisation abhängig. Wenn sie es sich mit ihr verscherzen, gibt es keine Informationen mehr und die Journalisten sind ohne Arbeit. Die Organisationen nutzen diesen Einfluß natürlich und manipulieren Informationen in ihrem jeweiligen Interesse. Es sind dann auch dieselben Quell-Organisationen, die z.B. Embargos verhängen und z.B. negative Bilanzen erst zu einem günstigen Zeitpunkt freigeben.

4) Reporter bleiben nicht nur lange im selben Pressclub, sondern sollen auch versuchen gute Beziehungen zu wichtigen Personen in der jeweiligen Organisation aufbauen um „Insider“Informationen zu bekommen. Das Problem dabei ist, dass der Reporter diese Informationen dann nicht veröffentlichen kann, da er zu nah am jeweiligen Politiker/Firmenlenker ist und seine Beziehung nicht riskieren möchte.

5) Die Organisationen wissen natürlich um die Nähe und Abhängigkeit der Reporter und sind ihnen gern behilflich mit Räumen und Büromaterial. Eine Hand wäscht die Andere …

Zusammenfassend gibt es also folgende Hauptprobleme: 1) Zu gr0ße Nähe von Reporter und Organisation, daraus folgend Abhängigkeit der Reporter, 2) Exklusivität der Mitgliedschaft, daraus folgend Gruppenbewusstsein und Gruppendruck.

Dieses System hat in Japan zu einigen faszinierenden Storys geführt, von denen ich eine besonders aufschlußreich finde:  Der Lockheed Skandal. Der damalige japanische Premierminister Tanaka Kakuei ließ sich von Lockheed bestechen (ich glaube, es ging um Flugzeugverkäufe). Die Story wurde zuerst von einem Shuukanshi (siehe Zeitschriften in Japan) veröffentlicht. Die „seriösen“ Medien in Japan ignorierten das jedoch. Die New York Times in Amerika allerdings bekam Wind davon und dadurch wurde es in den USA eine Story und es gab eine Senatsanhörung. Zu diesem Zeitpunkt konnten auch die „seriösen“ Medien die Story nicht mehr ignorieren und der Skandal wurde auch in Japan offiziell, mit Herrn Tanakas Rücktritt und Gefängnisaufenthalt als Resultat.

Ich möchte noch einmal hervorheben, dass die japanischen Medien die Story von Anfang an kannten, sie aber willentlich ignorierten bis sie es nicht mehr konnten. Und es ging um eine Story, die wichtig genug war, um nicht nur zum Rücktritt des Premierministers zu führen sondern zu seiner rechtskräftigen Verurteilung. (!!!)

Und wie kam es dazu? Herr Tanaka war ein sehr mächtiger Mann in der dauerregierenden LDP und wahrscheinlich der mächtigste Mann in Japan zu dem Zeitpunkt. Es waren natürlich auch Reporter von allen Mainstreammedien auf ihn angesetzt (und zwar aus einigen zentralen Pressclubs „Premierminister“, „LDP“ usw.) und diese Reporter taten, was von ihnen erwartet wurde: Sie bauten gute Beziehungen zu ihm auf – wurden abhängig. Und auch als ihnen klar wurde, was geschah, war ihnen der Schutz ihres Freundes/ihrer Quelle wichtiger als das Recht der Öffentlichkeit auf Informationen. (Aus der Erinnerung, falls Details nicht stimmen bitte Bescheid geben.)

„Watchdog“ oder „Lapdog“

In der Medienwissenschaft gibt es den Begriff „Watchdog“ oder zu Deutsch „Wachhund“, der die Funktion der Medien als Wachhund von Politik und Gesellschaft beschreibt. Die Rolle der Medien besteht dieser Interpretation zufolge darin, Missstände (= Skandale) aufzudecken und die Öffentlichkeit darüber zu informieren. Ein berühmtes Beispiel ist der Watergate Skandal, der von Bob Woodward und Bernstein aufgedeckt wurde, und zu Richard Nixons Rücktritt als U.S. Prädsident führte.

Dem gegenüber steht „Lapdog“ oder „Schoßhund“-Journalismus, der ebenfalls ein berühmtes Beispiel hat. Ich kopiere hier einfach einmal schamlos von Wikipedia (Hervorhebung von mir):

[…] Her front-page story quoted unnamed „American officials“ and „American intelligence experts“ who said the tubes were intended to be used to enrich nuclear material, and cited unnamed „Bush administration officials“ who claimed that in recent months, Iraq „stepped up its quest for nuclear weapons and has embarked on a worldwide hunt for materials to make an atomic bomb“. Miller added that

„Mr. Hussein’s dogged insistence on pursuing his nuclear ambitions, along with what defectors described in interviews as Iraq’s push to improve and expand Baghdad’s chemical and biological arsenals, have brought Iraq and the United States to the brink of war.“

Shortly after Miller’s article was published, Condoleezza Rice, Colin Powell and Donald Rumsfeld all appeared on television and pointed to Miller’s story as a contributory motive for going to war. Miller said of the controversy, „[M]y job isn’t to assess the government’s information and be an independent intelligence analyst myself. My job is to tell readers of the New York Times what the government thought about Iraq’s arsenal.“ Some have criticized this position, believing that a crucial function of a journalist is independently to assess information, to question sources, and to analyze information before reporting it. […]

Wer zu faul war, das zu lesen, oder kein Englisch spricht: Frau Miller hat Informationen aus dem Weißen Haus unter Bush über irakische Massenvernichtungswaffen (speziell atomare Waffen)  unkritisch übernommen und damit wissentlich oder unwissentlich Kriegspropaganda betrieben.

Nach meinen Auführungen oben, denke ich, es sollte deutlich sein, dass Japans „seriöse“ Medien eher ein „Lapdog“ als ein „Watchdog“ sind.
Abschließend noch ein Zitat vom Auswärtigen Amt Deutschlands, das ich sehr gelungen finde (Nummerierung von mir):

(1) Die großen japanischen Medien berichten meist objektiv und detailliert und verstehen sich als tragende Säule von Staat und Gesellschaft, weniger als vierte Gewalt. (2) Die so genannten Presseclubs, die von Regierungsstellen, Verbänden und wichtigen Wirtschaftsunternehmen unterhalten werden, schaffen eine größere Interessengemeinschaft zwischen den großen Medien einerseits und Staat und Wirtschaft andererseits, als dies in Deutschland denkbar wäre. (3) Bemühungen der seit 2009 regierenden Demokratischen Partei DPJ, die exklusive Rolle der Presseclubs einzuschränken, sind bisher nicht erfolgreich verlaufen.

(1) Ich sehe japanische Medien mittlerweile mehr als öffentliche Verlautbarungsorgane denn als verlässliche Informationsquellen. Wie sagte eine japanische Bekannte noch zu mir? „Seit Fukushima lese ich die Asahi Shimbun nicht mehr. Die teilt mit Tepco das Bett.“ (sie favorisierte übrigens die Tokyo Shimbun)

(2) Schön diplomatisch formuliert! In Deutschland wäre das undemokratisch und wahrscheinlich illegal.

(3) Ja, versucht haben sie es, ist aber zum großen Teil am Widerstand der Medien und anderer interessierter Parteien gescheitert.

Wort des Tages: 記者クラブ – kishakurabu – Pressclub

Written by hanayagi

März 11, 2012 at 5:08 am

Über Medien, Teil 4: Internet und Radio

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Ich schreibe diesen Artikel einfach weil ich finde, dass eine Serie über Japans Medien sonst nicht komplett wäre. Allerdings habe ich selbst nicht besonders viel Ahnung von diesen beiden Medien und werde mich deshalb auf ein paar allgemeine Eindrücke und Hinweise beschränken.

Radio

Beim Radio in Japan habe ich generell den Eindruck, dass hier sogar noch mehr gequasselt wird als in Deutschland und folgerichtig gibt es sogar noch weniger Musik. Allerdings finde ich das Gequassel meist interessanter. Es gibt Interviews mit Prominenten und zum Teil wird auch über politische Themen gesprochen. Ausserdem finde ich, dass Radio in Japan ein wenig entspannter ist als in Deutschland. Nervige Jingles und Tonbandeinlagen a la „Raab TV“ halten sich in Grenzen.

Ansonsten gibt es auch im japanischen Radio alles, was man so erwarten wuerde: Staumelder, Wetterbericht, Nachrichten …

Ich höre Radio uebrigens nur bei meinem Friseur und seit ein paar Wochen ab und zu online (wurde von einem Japaner, der immer britisches Klassikradio hoert, darauf gebracht).

Im Internet kann man uebrigens auf Radiko.jp zumindest die Tokyoter Radiosender empfangen. Kann mal jemand schauen, ob man auf die Seite in D. zugreifen kann, ohne ein VPN (z.B. Hotspot) zu benutzen?

Internet

Mein genereller Eindruck zum Thema Internet in Japan ist zu bunt und zu unübersichtlich. Werft einfach mal einen Blick auf zwei professionelle Webseiten:

http://www.cb-asahi.co.jp/ (Da habe ich letztens mein neues Fahrrad gekauft.)

http://www.yahoo.co.jp/ (Ist noch auf der eher übersichtlichen Seite.)

Ein Bekannter sagte mal zum Internet in Japan „clicky-bunti“. Ich glaube, das trifft es ganz gut. Auch meine Frau brauchte z.B. auf der Fahrradseite oben eine Weile um den Knopf für „Adresse“ zu finden. Es liegt also nicht an mir!

Aber der interessante Teil des Internets ist  ohnehin nicht auf offiziellen Firmenwebseiten zu finden. Was mir in japanischen Blogs aufgefallen ist, ist das oft die  „masu/desu“ Form des Japanischen verwendet wird. Im deutschsprachigen Internet wird dagegen fast ausschließlich „du“ benutzt. Nun kann man „masu/desu“ nicht mit „Sie“ gleichsetzen, aber es ist doch höflicher als „du“. Ansonsten kann ich nur auf „Mixi.jp“ und das schlagende, verfaulte Herz des japanischen Internet hinweisen: 2Chan  (Wikipedia) Ein kurzer Blick in den „international“ Teil zeigte mir heute Themen wie „Darum hasse ich die Chinesen“ und „Die zionistische Weltverschwörung“. Das ist wohl der Preis, den man für freie Meinungsäußerung bezahlen muss.

Ein wichtiger struktureller Unterschied liegt in der Nutzung des Internets, denn in Japan wird das Internet auch sehr oft mit mobilen Geräten genutzt. 2010 z.B. nutzten nach einer Nielsen Umfrage für JMRA 43% der User das Internet nur vom PC aus, 46% von PC und Handy und 10% nur vom Handy aus. In anderen Worten, mehr als die Hälfte aller Internetuser in Japan nutzt das Internet mit mobilen Geräten. 2010 begann ganz nebenbei der Smartphone Boom in Japan erst und ich denke der Dual-Use Prozentsatz dürfte noch weiter gestiegen sein. Zum Vergleich: In Deutschland nutzten 2011 84% der User das Internet von zu Hause und 24% von mobilen Geräten aus. (BITKOM)  Welche Auswirkungen das hat, kann ich leider im Moment nicht sagen, wohl aber woher dieser Unterschied kommt: In Japan, speziell in Tokyo sitzen einfach verdammt viele Menschen jeden Tag verdammt lange im Zug und haben nichts zu tun. Also spielen sie mit ihren Handys/Smartphones. Das gibt es in Deutschland einfach nicht.

(Gestern im Zug saß ein alter Mann (60+) neben mir und las Benachrichtigungen von einer „Dating gegen Geld“ Seite …)

Vielleicht kann ich in ein paar Jahren ein wenig mehr im Detail zum Thema schreiben. 🙂

Wort des Tages: 情報社会 – jouhoushakai – Informationsgesellschaft

Written by hanayagi

März 9, 2012 at 4:36 am

Veröffentlicht in Japan - Seltsam und Interessant

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Origami

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Mit „Origami“ (折り紙 – brechen/falten + Papier) bezeichnet man die Kunst des Papierfaltens in Japan. Ich behaupte mal ALLE Japaner koennen irgendetwas falten und lernen zumindest den Kranich schon im Kindergarten.

Heute Mittag auf den Wegwerf-Eßstaebchen gesehen:

Eine Anleitung zum Papierkranich falten!

Frau war so freundlich das zu machen, weil ich es bestimmt nicht vernuenftig hinbekommen haette.

Genial daran finde ich, dass man die Fläche unten dann als Ablage für die Staebchen benutzen kann.

Um meine Ehre und stellvertretend die Ehre aller deutschen Männer zu retten habe ich dann noch ein Papierflugzeug gefaltet 🙂

Wort des Tages: 箸置き – hashioki – Stäbchenablage(fläche)

P.S. Yay, einen Artikel in weniger als 10 Minuten verfasst! Normale Artikel schreiben dauert schon mal eine Stunde.

Written by hanayagi

März 7, 2012 at 8:15 am

Heiraten in Japan

with 13 comments

Da ich gestern auf einer Hochzeit war, dachte ich mir, ich koennte doch mal einen Artikel uber die Heirat in Japan schreiben. Dabei wird hierzulande zwischen zwei verschiedenen Arten von Hochzeit unterschieden „traditionell japanisch“ und „westlich“. Die „traditionelle“ Hochzeit hat ihre Gänsefüßchen verdient, weil sie eine Erfindung der Tokyoter Eliten aus der Meiji Zeit und damit nicht gerade „seit alters her“ tradiert ist. Und zur „westlichen“ Hochzeit … nunja, sagen wir mal, Japan bleibt nun einmal Japan, auch wenn man sich Muehe gibt.

Gestern also die „westliche“ Hochzeit. Ablauf: Treffen, Gottesdienst (?), Fotogelegenheiten (drei verschiedene), Schlemmen (franzoesische Kueche), Unterhaltungsprogramm (Dia-Show, Reden etc.), Verabschiedung. Das Ganze war straff von einem professionellen Hochzeitsveranstalter organisiert. Der Zeitplan war von 10.00 Uhr morgens bis 13.30 Mittags – und wurde genau eingehalten. (Die Familie duerfte woanders noch weitergefeiert haben.) Das Ganze kostet in Japan im Durchschnitt 30.000 Euro (!) und ich gehe davon aus, dass es gestern eher noch teurer war.

Zeit fuer die Fotos.

Der Priester. (Ich frage mich ja, ob er wohl wirklich ein „echter“ Priester war?) Die ganze Zeremonie wurde auf Japanisch gehalten mit ein paar wenigen und allgemein bekannten Woertern Englisch durchsetzt.

Ein bisschen seltsam ist es, wenn der Priester „Amen“ sagt und niemand ihm antwortet.

.

Die Braut und der Braeutigam. Moegen sie eine glueckliche Ehe fuehren!

Der Festsaal in dem der Festschmaus stattfand.

Von wegen Japaner haben keinen Humor. Diese kleine Tanzeinlage zu J-Pop war definitiv komisch.

Auf japanischen Hochzeiten, egal welchen Stils, gibt es immer „Goshuugi“ (ご祝儀). Das bedeutet man bringt ein Geldgeschenk in einem festlichen Umschlag und die Summe muss immer ungerade sein, also 10.000 Yen oder 30.000 Yen etc. und nicht 20.000 Yen. Jaja, mathematisch ist das falsch, aber wenn man nur die Scheine zaehlt passts! In Japan werden uebrigens generell ungerade Zahlen als gluecksverheissend angesehen. Als Freund / Bekannter sind 10.000 oder 30.000 Yen (also 100 oder 300 Euro) angemessen.

 

So und wenn ich schon so viel zu „westlicher“ und „japanischer“ Hochzeit schreibe, muessen auch noch ein paar Bilder von einer japanischen Hochzeit her. Also habe ich ein paar Bilder von meiner eigenen Hochzeit von vor zwei Jahren herausgesucht. Ich hatte mich uebrigens fuer die „japanische“ Hochzeit entschieden, weil ich keine Lust auf eine christliche Hochzeit hatte, und nicht weil ich so ein fanatischer Japanfan bin. 🙂

Braut und Braeutigam in Hakama und Shiromuku.

Sake wird im Shintoismus oft fuer rituelle Zwecke getrunken, so auch auf Hochzeiten.

Und das ist der Schrein in dem unsere Hochzeit stattfand. Heiraten finden normalerweise in Shinto-Schreinen statt, aber manchmal auch in buddhistischen Tempeln.

Meine Frau im Furisode nach dem „ironaoshi“ (色直し – Farbe korrigieren) genannten umziehen. Der Furisode wird im Allgemeinen nach der Heirat nicht mehr getragen.

Gemeinsames Kuchenanschneiden darf in Japan auf keiner Hochzeit fehlen.

Und das ist ein Bild von unserer Hochzeitsparty, die in Japan „Hirouen“ (披露宴) genannt wird. Wir hatten italienisches Essen und eine professionelle Saengerin, die meiner Frau auch Gesangsunterricht gibt, als Unterhaltungsprogramm.

Da wir unsere Hochzeit selbst organisiert und in einem relativ unbekannten Schrein geheiratet haben, war unsere Hochzeit mit knapp 8000 Euro fuer japanische Verhaeltnisse sehr guenstig. Mir persoenlich hat es so sehr viel besser gefallen, da es viel persoenlicher ist, als auf einer teuren, professionellen Feier zu der in Japan oft auch Arbeitskollegen und Vorgesetzte eingeladen werden muessen (so auch gestern).

 

Wort des Tages: おめでとうございます! – omedetou gozaimasu – Herzlichen Glueckwunsch!

Written by hanayagi

März 4, 2012 at 11:10 am

Ueber Medien, Teil 3: Japans Printmedien

with 15 comments

Heute geht es um Printmedien in Japan. Das bedeutet vor allem Zeitungen und Zeitschriften. Zuerst einmal ein paar Fakten und Zahlen.

In Japan gibt es fuenf nationale Zeitungen, die alle „Shimbun“ im Namen fuehren, was schlicht Zeitung heisst (woertlich: „Neues-Lesen“): Yomiuri Shimbun („Lesen-Verkaufen“, mitte-rechts), Asahi Shimbun („Morgen-Sonne“, mitte-links), Mainichi Shimbun („Jeden-Tag“, mitte), Sankei Shimbun („Industrie-Wirtschaft“, rechts), Nihon Keizai Shimbun („Japan-Wirtschaft“, Wirtschaft). Die politischen Tendenzen werden so zumindest im Allgemeinen angegeben. Ich persoenlich wuerde selbst die „mitte-links“ Asahi Shimbun eher als mitte-rechts beschreiben, in etwa zu vergleichen mit der FAZ in Deutschland. Die Zuschreibung der Nihon Keizai Shimbun oder auch Nikkei Shimbun als „Wirtschaft“ ist, finde ich, auch ziemlich daneben. Die Nikkei sehe ich persoenlich als stramm rechts an und „Wirtschaft“ ist nur ein Chiffre dafuer.

Dazu kommt dann noch die Tokyo Shimbun (die man auch eigentlich als nationale Zeitung beschreiben koennte) und regionale Zeitungen fuer jede Praefektur.

Japaner lesen unglaublich viel Zeitung: Mein Schwiegervater z.B. liest (fast) jeden Tag Asahi Shimbun, Nikkei Shimbun und Tokushima Shimbun (Regionalzeitung der Praefektur). Und das drueckt sich dann auch in den Verkaufszahlen aus.

Major newspapers (morning editions) in Japan

Source: ABC (Japan), Jan.-Jun. 2010 via Nikkei Media Data

Zum Vergleich die Verkaufszahlen drei auflagenstaerksten Zeitungen in Deutschland: Die Zeit 653.000, Sueddeutsche Zeitung: 529.000, FAZ 477.000

Die Yomiuri verkauft also etwa schlappe 20 mal mehr Zeitungen pro Tag als „die Zeit“ in Deutschland. Interessant ist auch, dass in Japan etwa 95% aller  Zeitungen per Abonnement nach Hause kommen und kaum am Kiosk gekauft werden. Es gibt auch immer mal wieder Vorwuerfe, dass die Verkaufszahlen geschoent werden, was dazu fuehrt, dass die Yomiuri auch mal bei 14 Millionen Exemplaren pro Tag liegt.

Darueber hinaus gibt es in Japan gefuehlt so um die 300 Magazine zu jedem beliebigen Thema. Man findet in jedem beliebigen Kombini zum Besipiel: Modezeitschriften (fuer Frauen und Maenner!), Frauenzeitschriften, Jugendzeitschriften, Boulevard, Erotik (Soft bis Hardcore),  Reisezeitschriften und die obligatorischen Restaurant / Stadtleben-Ratgeber.

Es gibt auch eine Zeitschrift bei der es nur um’s Heiraten geht. (Coverfotos haben IMMER westliche Models.)

an-an hat in etwa die Rolle von „Bravo“ wenn es um Aufklaerung geht, wird aber meist von Menschen um die 20 herum gelesen.

Egg ist eine wichtige Jugendzeitschrift der Girl-„Gegenkultur“.

Die vielleicht wichtigsten und verkaufskraeftigsten Kategorien im japanischen Zeitschriftenmarkt sind Mode/Frauen und Boulevard. Es gibt eine ungeheure Menge von beiden Sorten. Modezeitschriften sind insofern interessant, dass viele von ihnen die Mode auf der Strasse zum Thema haben. Das bedeutet dann, dass man ein paar Dutzend Seiten nur Fotos von hunderten normalen Maedchen (und Jungs) aus Stadtteil XYZ sieht. So etwas gibt es meines Wissens nicht in D., oder?

Bekannte Modemagazine sind z.B.:

CanCam (siehe auch hier)                         Sweet

Wer will, kann auch spasseshalber mal einen Blick zum japanischen Wiki-Artikel mit der Liste japanischer Modezeitschriften werfen.

Boulevard in Japan ist so ziemlich dasselbe wie in D.: Klatsch und Tratsch, Skandale, nackte Maedchen, usw.  Boulevardzeitschriften bezeichnet man in Japan auch populaer als „Shūkanshi (週刊誌)“ oder „woechentliche Magazine“.

Shūkan Josei (fuer Frauen)               Shūkan Asahi (etwas serioeser)      Friday (Schmuddelecke)

Zum Inhalt der Printmedien in Japan, der Struktur der Informationsbeschaffung in der Indurstrie und der speziellen Bedeutung der Shūkanshi gibt es ein anderes Mal mehr.

Wort des Tages: 基本情報 – kihonjouhou – grundlegende/allgemeine Information


Written by hanayagi

März 2, 2012 at 5:14 am