japanbeobachtungen

Just another WordPress.com site

Archive for April 2012

Repost: Mutterliebe & Einsamkeit

leave a comment »

(Dies ist der vorerst letzte Repost.)

 

Heute mal wieder ein paar Schnappschuesse:

Das ist der Inhalt eines der “Care-Pakete” der Mutter meiner Verlobten. Darin schickt sie uns regelmaessig gute Sachen aus der Provinz Tokushima, in der sie wohnt. Und weil’s Japan ist, gibt’s auch immer lecker Reis.

Und das habe ich heute in Shibuya (im Zentrum Tokyos) gesehen:

Das ist eine Werbung fuer einen … aehm … “Ohrensaeuberungsservice”. Ich uebersetze mal (von links oben nach rechts unten):

“Das Gefuehl des beruehrt werdens.”

“Das Gefuehl des gestreichelt werdens.”

“Die ultimative Entspannung.”

“Kopf auf den Schoss legen und sich die Ohren saeubern lassen.”

Es geht hier also um einen Service, bei dem man(n) seinen Kopf auf den Schoss einer in Yukata gekleideten jungen Dame legen und sich die Ohren saeubern lassen kann … … … Mal von der leichten Assoziation mit der Sexindustrie abgesehen …

Der Service bietet ja irgendwie auch menschliche Naehe an. Irgendwie traurig, wenn man so einsam ist, dass man menschliche Naehe kaufen muss. Andererseits sind die “Mamas” und “Kabaretts” in Japan dem auch nicht so unaehnlich.

Wort des Tages: 故郷の味 - furusato no aji – der Geschmack der Heimat; Japaner lieben es, Sachen aus einer bestimmten Region zu essen, speziell wenn es das eigene Dorf (Stadt) ist, in dem man aufgewachsen ist. Da sehr viele Japaner aus der Provinz nach Tokyo ziehen (gezogen sind) ist der “Furusato”-Mythos in Japan sehr potent.

Written by hanayagi

April 30, 2012 at 1:13 am

Repost: Alte Maschinen zum Stoffe faerben!

leave a comment »

Da Freundin keine Gelegenheit auslaesst, sich irgendwelche Stoffe, Muster, Farben … anzusehen, haben wir bei unserem Besuch in Tokushima die “Nagao-orifu” (長尾織布) – Shijira-ori Fabrik besucht. Shijira-ori ist eine besondere Art Stoff (indigo)blau zu faerben, dabei wird aus der Indigopflanze (藍, ai) der gewuenschte blaue Farbton gewonnen. Die Pflanze wird im Maerz gesaet und im Juli geerntet (es gibt zwei Ernten). Die Blaetter werden dann von Unkraut und Insekten gereinigt und getrocknet. Dieser Prozess dauert etwa einen Monat. Im September beginnt man dann das “Sukumo” (すくも, etwa: Faerbemasse) des entsprechenden Jahres herzustellen、indem man die Blaetter und allerlei Reagenzien in grosse Holzbottiche fuellt und dann bis in den Dezember hinein (100 Tage) gaeren laesst.

Mit dem gewonnenen Faerbemittel faerbt man dann alle moeglichen Kleidungsstuecke, wie zum Beispiel Yukata, Obi, SamueJinbei, T-Shirts, Hemden, Muetzen usw.

Ich habe mir die Fabrik auch von innen ansehen duerfen und natuerlich auch ein paar Fotos gemacht:

Panorama

Ein paar Maschinen aus der Naehe

Auf den Bildern erkennt man leider nicht so gut, wie unglaublich alt die Maschinen zum Teil sind. Der Firmenchef, der uns freundlicherweise herumfuehrte, erzaehlte mir, dass einige Maschinen noch aus der Meiji-Zeit stammen. Fuer nicht-Japanologen: Das war die Zeit von 1868 – 1912! Damals entwickelte sich in Japan uebrigens eine grosse Textilindustrie, die, kraeftig vom Staat gefoerdert, die USA und China (damals Weltmarktfuehrer) im weltweiten Textilienhandel ueberfluegelte und fuer Japans Industriealisierung ein wichtiger (wenn nicht sogar der wichtigste) Devisenbringer war. Da in diesen Fabriken fast ausschliesslich junge Frauen unter zum Teil schrecklichen Bedingungen arbeiteten, kann man wohl mit einigem Recht behaupten, dass die japanische Industrialisierung durch die Muehen und Leiden der Frauen ermoeglicht wurde. Dazu gibt es auch massenweise Literatur z.B. von Shiga Naoya, wenn ich mich recht erinnere.

So und noch zwei Fotos:

Gaerbottiche

Fertiges Faerbemittel

Ein fertiger Samue

Wort des Tages: 染め - some – Faerbung, das Faerben 〈von Kleidungsstuecken z.B.)

Written by hanayagi

April 29, 2012 at 1:11 am

Repost: Werbung mit Poesie

leave a comment »

Heute ist mir ein Werbezettel von Daiichiseimei (第一生命, eine grosse japanische Versicherung) auf meinen Schreibtisch geflattert. Die kommen jeden Donnerstag hier vorbei, aber normalerweise haben sie nur Bonbons ^^ Warum die das duerfen (wir sind schliesslich ein Rathaus, hier darf eigentlich keine Firma Werbung machen), weiss ich nicht. Dieser Werbezettel ist auf jeden Fall recht interessant. Die Werbung selbst ist eigentlich recht unauffaellig plaziert, im Mittelpunkt stehen 100 Haiku (japanische Kurzgedichte, klassischerweise mit der folgenden Silbenzaehlung 5 – 7 – 5), die von Buergern aus dem ganzen Land bei einem Wettbewerb eingeschickt wurden.

Wie einige meiner Leser vielleicht wissen, sind Haiku im Land von Matsuo Bashô und Buson (beides legendäre Haiku-Dichter) auch heute noch in Japan sehr beliebt. Der Haiku-Sammelband “Salat-Gedenken” (サラダ記念日, sarada kinenbi) von Tawara Machi (俵万智) wurde hierzulande knapp drei Millionen mal verkauft und jedes Kind hier kennt ihn. Die Haiku in Sarada-Kinenbi handeln uebrigens vom Alltagsleben der Japaner und sind fuer alle, die ein wenig Japanisch beherrschen, gut geeignet um ein wenig zu ueben.

Haiku zum Alltagsleben erfreuen sich auch im Japan des Jahres 2009 grosser Beliebtheit, speziell die sogenannten “Salaryman-Haiku”.

Haiku selbst sind eigentlich ganz einfach: Man baue einen Dreizeiler, der aus fuenf, dann sieben, dann wieder fuenf Silben besteht, gebe ihm (nicht zwingend) ein sogenanntes “Kigo” (季語), ein “Jahreszeitenwort” hinzu und fertig ist das Haiku. Das Problem liegt dabei natuerlich wie immer im Detail. Es ist leicht ein Haiku zu schreiben, es ist schwer ein “gutes” Haiku zu schreiben und es Bedarf schon einer Portion Genie um “meisterliche” Haiku vom Schlage eines Bashô zu schreiben.

Aber kommen wir zurück zum Anfangs angesprochenen Werbezettel.

Hier will ich die ersten drei Haiku einmal kurz vorstellen. Ich gebe dabei nur eine ungefaehre Uebersetzung wieder, ohne auf die Silbenzahl gross Ruecksicht zu nehmen.

#1

コスト下げ

やる気も一緒に

下げられる

kosuto sage, yaruki mo isshoni, sagerareru

Arbeitskosten runter

auch der Eifer beim Arbeiten

wird abgesenkt

Von einem “faehigen Manager”. Klingt irgendwie frappierend aehnlich wie die Klagen deutscher Arbeiter / Manager.

#2

パパ部長

家の中では

ママ社長

papabuchou, ie no naka de ha, mamashachou

Abteilungsleiter Papa

aber zu Hause ist

Mama der Boss

Das deutsche Wort “Abteilungsleiter” gibt die herausgehobene Position eines “Buchou” allerdings nur unzureichend wieder. Ein “Buchou” gehoert schon zum oberen Management.

Jaja unsere Pantoffelhelden ;) Gibt’s halt ueberall. Eingesandt von einem “einfachen Beamten”.

#3

「明日有休」

妻の舌打ち

気のせいか

asu yuukyuu, tsuma no shitauchi, kinosei ka

“Morgen habe ich frei”

meine Frau schnalzt mit der Zunge

ah, ich bilde es mir vielleicht nur ein

In der ersten Zeile sind es, wenn ich mich nicht verzaehlt habe, sechs Silben, mit der Lesung “ashita” fuer “morgen” sind sogar sieben Silben denkbar. Das ist normal in gegenwaertigen Gedichten, es muss nicht unbedingt immer genau das Silbenmass eingehalten werden. Ich finde dieses Haiku sehr genial. Klingt nach prallem Leben ;) Eingesandt von einem “liebenden Ehemann”.

Wort des Tages: 俳句 - haiku – klassisches japanisches Gedicht im Versmass 5 – 7 – 5, das Zeichen 句 (ku) allein wird auch verstanden und z.B. als Zaehlwort benutzt.

Written by hanayagi

April 28, 2012 at 1:09 am

Repost: Ueber Service

with 4 comments

(Die gute Anji hat hier einen Artikel zu japanischen Lieferdiensten geschrieben.)

 

Ich glaube jeder Deutsche, der einmal in Japan gelebt hat, hat schon einmal eine Lobeshymne auf den Service hier angestimmt. Ob es nun die beruehmten sauberen und puenktlichen Zuege oder das perfekte Laecheln der Angestellten ist: Als Kunde ist man in Japan wirklich fast immer Koenig.

Das gilt auch fuer die Paketdienste in Japan. Heute moechte ich einmal beschreiben, wie das hier funktioniert, wenn ein Paket zugestellt werden soll.

1) Der Paketbote kommt zur Haustuer und klingelt immer (!) drei Mal, wenn niemand aufmacht.

2) Wenn niemand die Tuer oeffnet, hinterlaesst der Paketbote einen Zettel auf dem viele lustige Zahlen stehen. Anfangs ist das ein wenig verwirrend, aber wenn man sich einmal eingefuchst hat, ist das System narrensicher und kinderleicht zu bedienen. Natuerlich nur, wenn man Japanisch kann ;) *

Man ruft die “automatische Neuzustellungsnummer” auf dem Zettel an. Da gibt es dann einen Bandansage, die sich auf das Wichtigste beschraenkt und in dieser Reihenfolge fragt:

a) Zustellungsnummer (ist auf dem Zettel)

b) Zustellung am gleichen Tag Ja/Nein

c) Wenn gleicher Tag, dann welche Uhrzeit? Wenn nicht gleicher Tag, dann morgen oder uebermorgen? Sonst Datumseingabe. Danach dann wieder Uhrzeiteingabe. Die Uhrzeit kann man eingeben mit 1 – 6, 1 bedeutet Vormittag, danach gibt es 2-Stunden Intervalle.

d) Zur Bestaetigung noch die eigene Telefonnummer.

Fertig. Das laesst sich in zwei Minuten erledigen und kostet keinen einzigen Yen (Anruf ist selbstverstaendlich kostenlos). Man kann auch mehrere Male nicht da sein. Kein Problem. Man kann auch seinen persoenlichen Zusteller (Nummer ist ebenfalls auf dem Zettel) anrufen, wenn man das moechte. Und billig ist das Pakete verschicken auch noch …

Wenn ich mich da an D. und meine Besuche in sogenannten “Postcentern” erinnere, graust’s mich nur.

Ueberhaupt gilt fuer Telefonhotlines in Japan, was generell gilt. Der Service ist dem in Deutschland um Lichtjahre voraus. Ich hatte bisher IMMER kompetente Mitarbeiter am Hoerer und IMMER innerhalb kurzer Zeit. Warteschleife gibt es eigentlich nur, wenn der Arbeiter an MEINEM Problem arbeitet.

Ich kann nur immer wieder sagen: Arme Kunden in Deutschland.

Wort des Tages: 再配達自動受付 – saihaitatsu-jidou-uketsuke – “Automatische Neuzustellungsannahme”

* Ich meine, es gibt sogar eine englischsprachige Hotline, bin jetzt aber zu faul nachzusehen.

Written by hanayagi

April 27, 2012 at 1:07 am

Repost: Mudra und buddhistische Ikonographie

leave a comment »

Mudren sind spezielle Handgesten, die von den diversen Buddhas an ihre Jünger weitergegeben wurden. Mudren sind damit religiöse Symbolik. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund interessiere ich mich dafuer und habe, als ich letztens das Nationalmuseum in Ueno (Tokyo) besucht habe, auch einige Fotos der Handgesten geschossen und mir einen kleinen Informationszettel dazu geben lassen. Anhand dessen möchte ich nun einmal die einzelnen Mudren vorstellen:

 

1)      禅定印 – Zenjôin (Meditation-festgelegt-Geste) Die Zenjôin-Mudra ist der Legende nach vom historischen Buddha, Shakyamuni selbst überliefert worden. Dabei war seine Gestalt, als er am Fluss „Nirenzenga“ unter einem Bo-Baum meditierte, Anlaß für die Form dieser Mudra.

Sie wird geformt, indem man (im Lotussitz) die linke Hand mit der Innenseite nach oben direkt zwischen die Knie und darauf dann die rechte Hand legt. Dabei spreizt man die Daumen so ab, dass sie sich beruehren. Diese Mudra wird für Statuen von allen „Drei Großen Buddhas“ Japans (Amida, Shaka, Yakushi) und auch im esoterischen Buddhismus benutzt. Bei Statuen von Amida-Buddha werden ausserdem noch die beiden Zeigefinger nach oben gekrümmt, so dass sich beide Daumen und beide Zeigefinger (insgesamt alle vier) berühren.

Der “Daibutsu” in Kamakura als Beispiel für die Zenjôin-Mudra.

2)    転法輪印 – Tenpôrinin (Drehen-Gesetz-Rad-Geste; „Rad der Lehre“-Mudra) Die Rad-der-Lehre-Mudra wiederum wurde vom legendären Buddha Shakyamuni selbst ebenso legendären „Hirsch-“ bzw. „Rehgarten“ gelehrt. „rin“ (輪), das Rad, bezeichnet auch eine Schlinge, die im alten Indien als Wurfwaffe genutzt wurde. Buddha zufolge soll diese Waffe auch gegen die „Verirrung“ der Lebewesen  eingesetzt werden. (Ein zentraler Grundsatz des Buddhismus ist, dass wir die „Realitaet“ nicht erkennen, da unsere Sinne und unser Koerper uns täuschen.) In Japan wird dieses Mudra für Amida und Shaka (Shakyamuni) Buddhafiguren benutzt. Im Falle Amidas wohl deshalb, weil er als „Krieger des reinen Landes“ gilt.

Bei dieser Geste werden die Daumen und Zeigefinger beider Hände zusammengebracht, während man die anderen Finger leicht spreizt. Die Finger zeigen dabei nach oben, mit der Handinnfläche nach aussen.

3)      施無畏・与願印 – Semui, Yoganin (Almosen-Nichts-Weisheit, Geben-Wünschen-Geste) Diese Mudra wird bei allen in Japan gängigen Buddhastatuen verwendet.

Die rechte Hand gibt allen Lebewesen Ruhe und mindert ihre Angst (Semui), dabei hebt man sie vor die Brust mit den geschlossenen, gestreckten Fingern nach oben und der Handinnenseite nach aussen. Der Daumen ist leicht abgespreizt.

Die linke Hand gewährt allen Lebewesen ihre Wünsche (Yogan), dabei lässt man sie locker absinken mit den geschlossenen, gestreckten Fingern nach unten und der Handinnenseite nach Aussen. Es gibt noch einige Unterformen mit abgespreiztem Daumen bzw. zwei oder drei gestreckten Fingern.

Ein Beispiel für Semui, Yoganin:

4)  降魔印 – Gômain (Siegen-Teufel-Geste; das Zeichen für „gô“ hat noch eine Reihe weiterer Bedeutungen, aber ich denke, hier ist „siegen, schlagen“ gemeint) Die Gômain-Mudra entstand der Legende nach als Buddha Shakyamuni den Versuchungen und Drohnungen der Dämonen widerstand, die ihn vom Pfad der Erleuchtung abbringen wollten. Er verjagte die Dämonen, indem er die rechte Hand vor sein Knie hielt und die drei mittleren Finger den Boden berühren liess. Dabei zeigte der Handrücken nach aussen. Man nennt diese Mudra deshalb auch Sokuchi-Mudra (触地印) oder „Berühren-Erde-Geste“. In Japan ist diese Mudra eher selten.

Hier ein Beispiel für Gômain:

5)      来迎印 – Raigôin (Kommen-Empfangen-Geste) Raigôin ist die spezielle Mudra des Amida-Buddha. Er ist die zentrale Figur zweier sehr erfolgreicher japanischer Sekten: Der Jôdoshû (浄土宗, Sekte des reinen Landes) und der Jôdoshinshû (浄土真宗, „Wahre“ Sekte des reinen Landes). Die Jôdoshû postuliert ein „Paradies“ nach dem Tod, in das der Gläubige von Amida-Buddha geleitet wird, es genügt, wenn man dafür seinen Namen anruft (Namu Amida Butsu). Diese Mudra war vor allem Ende der Heian-Zeit und während der Kamakura-Zeit (etwa 12. – 14. Jahrhundert n. Chr.) sehr beliebt.

Bei dieser Mudra berühren Daumen und Zeigefinger beider Hände einander. Die rechte Hand wird mit der Handinnenseite nach aussen vor die Brust gehoben. Die linke Hand wird gesenkt (im Stehen) oder auf das Knie gelegt (im Sitzen), mit den Fingern nach unten weisend und der Handinnenfläche nach aussen oder nach oben geneigt. Es gibt auch einige Abwandlungen diese grundlegenden Form.

Hier ein Beispiel für Raigôin:

6)  逆手来迎印 – Sakate-Raigôin (Umgekehrte-Hände-Kommen-Empfangen-Geste) Diese Mudra stammt von Bildern des Amida-Buddha aus dem China der Song-Zeit, die genau so, wie sie waren, kopiert wurden (also spiegelverkehrt). Die linke Hand ist in diesem Fall oben und die Rechte unten.

Es gibt natürlich noch viel mehr buddhistische Ikonographie, ein paar Beispiele:

Die Ohren! Die Ohren! Sie stehen für Weisheit und deshalb haben Buddhas für gewöhnlich sehr große Ohrläppchen.  Laut dieser englischen Webseite symbolisieren die Ohrlaeppchen einerseits die Fähigkeit Buddhas alles (vor allem alles Leid) zu hören und andererseits sind sie so lang, weil Buddha vor seiner Erleuchtung (und der darauffolgenden Absage an alles Materielle) schweren Ohrschmuck trug.

Sehr viele Buddhafiguren stehen oder sitzen auf solch einem Podest.  Das ist aber nicht einfach irgendein Podest sondern eine symbolische Lotusblume. Lotusblumen gehören zu den acht “heiligen” Symbolen des Buddhismus (clicky). Sie symbolisiert in ihrem Aufbau den Aufstieg des Menschen zum Buddha. Ihre Wurzeln stecken im Schlamm, ihr Stamm liegt im Wasser und ihre Blüte liegt auf oder sogar über dem Wasser. Das symbolisiert den Aufstieg des Menschen vom rein von Begierden und Ängsten getriebenen “tierischen” Wesen, hin zum Buddha, der – frei von jeglicher Begierde und Angst – die Wirklichkeit durchdringt und vollkommen gelassen ist.

(Interessanterweise beinhaltet eines der acht Symbole zwei Fische, was auch ein Symbol der frühen Christen war.)

Bei diesem Bild bin ich mir nicht so sicher, was die Symbolik bedeutet. Die Perlenkette könnte auf die “108 Tugenden” (auf die Schnelle keinen guten Link gefunden) des Buddhismus hinweisen.

Und zum Schluss nochmal etwas nicht-Buddhistisches (soweit ich weiss):

Das ist ein “Shachi” (鯱). Shachi bestehen aus einer Mischung aus Tierkopf und Fischkörper. Der Schwanz ist immer himmelwärts nach oben gebogen. Shachi befinden sich meist auf den Dächern japanischer Burgen und sollen Glück bringen bzw. Unglück abwenden und Feuer löschen.

Mehr Info auf Japanisch gibt es hier.

tl;dr ?

Wort des Tages: 知恵袋 – chiebukuro –  Quelle der Weisheit; auch: Jemand, der anderen mit Ratschlägen beisteht.

Written by hanayagi

April 26, 2012 at 1:05 am

Repost: Lori’s kleiner Kyoto Reisefuehrer

leave a comment »

So, da ich letztens mal wieder in Kyoto war … zum sechsten Mal oder so, dachte ich mir, ich schreibe mal ein paar Empfehlungen zur Stadt. Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollstaendigkeit, dazu gibt es einfach zu viel zu sehen in Kyoto.

Drei Anmerkungen vorweg:

1) Kyoto sollte man im Fruehling (Ende Maerz / April) oder im Herbst (Ende September / Oktober) besuchen um die Kirschbluete / die spektakulaere Faerbung des Herbstlaubs erleben zu koennen. Generell ist es keine so gute Idee, im Sommer nach Japan zu kommen – einfach zu heiss hier.

2) Tempel und Schreinbezeichnungen, soweit mir bekannt:

-ji, -tera, -dera (buddhistischer) Tempel

-in Untertempel (meist mehrere in einem einzigen -ji)

-jinja  (shintoistischer) Schrein

-taisha Grossschrein

-jinguu Schrein-palast, mit dem Kaiserhaus verbunden

3) Niemals die ~500 Yen Eintritt fuer einen der Tempel und Gaerten sparen. Es lohnt sich fast immer.

Erst einmal die “must-see”-Attraktionen, die in jedem Reisefuehrer stehen duerften:

– Nijou-jou (二条城)

Das Schloss Nijou-jou wurde vom legendaeren Tokugawa Ieyasu (der “Einiger” Japans) erbaut und war Kyoto-Residenz der Familie Tokugawa. Heute kann man es in grossen Teilen (auch innen!) besichtigen. Auf jeden Fall einen Besuch wert.

– Kiyomizu-dera (清水寺)

Eine der Hauptattraktionen Kyotos. Es gibt dort immer Unmengen von Touristen und natuerlich auch eine ganze Einkaufsstrasse mit Souvenirs. Man kann hier heiliges Wasser trinken (daher auch der Name “reines-Wasser-Tempel), sich in einer dunklen Hoehle auf eine spirituelle Reise begeben und beeindruckende Holzarchitektur begutachten.

– Kinkaku-ji (金閣寺)

Der “Tempel-des-goldenen-Turms” macht seinem Namen alle Ehre und die Haupthalle, zusammen mit dem wunderschoenen Garten ist einfach fantastisch.Er wurde von Shogun Ashikaga Yoshimitsuerrichtet. Massenweise Touristen, natuerlich.

– Ginkaku-ji (銀閣寺)

Noch ein ganz wunderschoener Tempel und Garten. Ebenfalls sehr viele Touristen.

 – Fushimi-inari-taisha (伏見稲荷大社)

Der beruehmte Fuchs-Schrein mit seinen vielen “Torii“. Torii sind uebrigens meist Spenden von reichen Goennern, die sich bei dem Fuchsgott (Inari) fuer das Wohlergehen ihres Geschaefts bedanken.

– Gion (祇園)

Der beruehmte “Geisha” und “Einkaufs”-Bezirk von Kyoto. Hier findet man noch Geisha (Geiko) und Teehaeuser. Der Yasaka-Schrein ist auch interessant, zumal dort, soweit ich weiss, immer Staende mit japanischem Imbiss-Zeugs stehen.

– Heian-jinguu (平安神宮)

Ich war dieses Jahr zum ersten Mal dort. Einfach wunderschoen. Vor allem natuerlich zur Kirschbluete.

In der Naehe / am Rand der Stadt:

 – Arashiyama-Gebiet (Tenryuu-ji (天竜寺), Togetsu-kyou (渡月橋))

Ein bisschen ausserhalb, aber immer noch bequem per Bahn zu erreichen (20 Minuten etwa). Hier kann man Boot fahren und Bergsteigen. (Naja ein bissel ..)

– Hozukawa (保津川)

Den Fluss Hozukawa kann man mit Booten befahren und eine wildromantische Landschaft geniessen. Dazu muss man mit dem Zug ein paar Stationen aus der Stadt herausfahren – auf dem Rueckweg geht’s dann nach Arashiyama.

– Nara (奈良) -> (Toudai-ji (東大寺), Gojuu no Tou (五重塔) / Koufuku-ji (興福寺), Kasuga-taisha (春日大社)…)

Die alte Kaiserstadt Nara ist immer einen Ausflug wert (und eigentlich auch einen eigenen Eintrag).  Sie war 710 – 794 japanische Hauptstadt und zwang mit ihren maechtigen Kloestern den Kaiser dazu nach Kyoto umzuziehen. Heute gibt es noch immer massenweise Ueberbleibsel aus der Fruehzeit des japanischen Buddhismus. Im Toudai-ji stehen Waechterfiguren aus dem altindischen Glaubenskosmos. Im Koufuku-ji (bis 2015 Restauration) steht eine beruehmte “Ashura”-Figur (indischer Halb-Gott (?)). Der “Gojuu no Tou” ist die Kopie einer indischen Stupa.

Toudai-ji

Eines der beruehmten Rehe. Die Viecher haben mich in den Hintern und den Bauch gebissen … weil ich Futter in der Hand hatte ^^

Der Tempel selbst. Der groesste Tempel Japans, soweit ich weiss. Wirklich beeindruckend.

Koufuku-ji, Gojuu no Tou

Kasuga-taisha

Viele Laternen gab’s da.

Dann noch ein paar weitere Tipps, die nicht in jedem Reisefuehrer stehen, aber dennoch (zumindest in Japan) sehr beruehmt sind:

– Kita no Tenmangu (北の天満宮)

Mein absoluter Lieblingsschrein in Kyoto. Hier gibt es ueberall Kuhstatuen, deren Kopf man reiben muss, um klug zu werden oder Schmerzen zu lindern. Hier wird der beruehmte Sugawara no Michizane als Schutzgottheit der Bildung / des Wissens verehrt.

Dem Vorgaenger dieser Kuh haben irgendwelche Rabauken den Kopf abgeschlagen, wie mir eine Anwohnerin erbost berichtete. Aber eine Neue wurde schnell gespendet. :)

– Sennyuu-ji (泉涌寺)

Hier war ich sehr frueh am Morgen meines ersten Tages in Kyoto (dieses Jahr), da zu der Zeit noch kein Geschaeft geoeffnet hatte (nicht einmal McDoof!). Auch wieder ein schoener Tempel. Toll auch die Kirschbluete (wie ueberall sonst auch ^^). Da ich so frueh dort war, lief dort noch kein einziger Tourist herum. Sehr schoen.

– Myoushin-ji (妙心寺)

Sehr beruehmt fuer die Deckenbemalung in der Haupthalle (Fotos waren nicht erlaubt). Hat ausserdem einen wunderschoenen Garten in einem der “-in” genannten “Unter-”tempel (Name ist mir entfallen).

– Daitoku-ji (大徳寺) -> (Koutou-in, 高桐院)

Viele schoene Tempel und Gaerten hier. Relativ wenig Touristen. Im Herbst soll der Koutou-in besonders schoen sein (ist vermerkt ^^).

Garten des Koutou-in

– Shimogamo-jinja (下鴨神社)

Tempel am Kamo-Fluss hier kann man auch eines der “7-seltsamen-Dinge” Kyotos besichtigen (es ist ein Stein ^^).

Der heilige Stein! (Wieso denke ich jetzt nur an Monty Python ^^)

Wort des Tages: 神社めぐり / 神社巡り - jinja-meguri – Schrein Rundgang / Rundfahrt

Written by hanayagi

April 25, 2012 at 1:04 am

Repost: Die gesellschaftlichen Probleme Japans / 日本の社会問題

with 6 comments

(Diesen Artikel wuerde ich heute tatsaechlich ganz anders schreiben und vielleicht schreibe ich demnaechst mal einen neuen Artikel zu dem Thema.)

 

Im Forum von http://www.japanisch-netzwerk.de gab es in den letzten Tagen eine heisse Diskussion darueber, ob man als (in Japan lebender) Auslaender das Recht hat, Japaner zu kritisieren. Mein Meinung dazu lautet: Ja, selbstverstaendlich. Aber: Man muss immer darauf achten, nicht eurozentrisch / chauvinistisch zu denken, nach dem Motto: “Aber zu Hause macht man das anders!” Ausfuehrlicher steht meine Meinung auch im verlinkten Thread. Aufgrund dieses Threads hat ein anderer User nun die Frage gestellt: “Was sind denn nun diese “Missstaende”?”

Hier meine Antwort auf die Frage:

Missstaende, ueber die man sich in Japan echauffieren kann (aber nicht muss!):

– Diskriminierung der Frau
– Diskriminierung von Burakumin, Ainu, aus Korea eingewanderten Japanern (auch nach mehreren Generationen)
– Diskriminierung von Auslaendern (das ganze Spektrum von reiner Naivitaet bis blankem Hass)
– Damit zusammenhaengend die beruehmten “Nihonjinron” der eher nationalgesinnten Japaner
– Ausbeutung der Menschen (speziell der nicht-Seishain (=nicht-Festangestellten) aber auch der Seishain)
– Damit zusammenhaengend: Die Hikkikomori / Otaku Problematik (= Japaner, die vor der Realitaet in Japan fliehen)
– Arbeitsmoral, die die Arbeitsszeit und das gute Auskommen mit den Kollegen ueber die Arbeitseffektivitaet stellt (nicht ueberall natuerlich)
– Starkes Hierarchiegefaelle in Gesellschaft und Arbeitswelt
– Politische Beziehungen zu China, Korea
– Die Yasukuni / Uyoku-Problematik
– Und damit verbunden Yakuza
– Die allgegenwaertige Korruption in der Politik (speziell im oeffentlichen Bau)
– Politiker / Aerzte / Juristen – Dynastienbildung
– damit zusammenhaengend zunehmende (finanzielle und geistige) Stratifizierung der Gesellschaft
– damit zusammenhaengend Abwertung der Universitaeten als reine Statusbeschaffungsmittel
– damit zusammenhaengend der Irrglaube der breiten Masse “alle Japaner sind Mittelklasse”
– die Agrarpolitik Japans, speziell Reis- und Milchpreise
– die Verbloedung der Massen durch sogenannte “Variety/Owarai-Shows” und ca 95% des gesamten japanischen Fernsehprogramms (wie in Deutschland halt … und man kann nicht einmal zu ARTE fliehen – da hilft nur ausschalten)
– miese / “japanisierte” Englischausbildung (英語 != 英会話)
– “zweites” Bildungssystem der Jukus
– Indoktrinierung der Kinder: “wir Japaner”, “die Gruppe geht ueber den Einzelnen”, “gehorche” (ueber diesen Punkt kann man sich natuerlich streiten, zumal es das unter anderen Vorzeichen natuerlich auch in D. gibt)

P.S. Nur kurze Stichpunkte, man kann da ueber viele Details diskutieren, die ich hier “for the sake of argument” ausgelassen habe

P.P.S. Ich koennte natuerlich auch eine ebenso lange + Liste schreiben ;)

 

Und da mich die Meinung von Japanern dazu auch interessiert, das Ganze noch einmal in Japanisch:

日本人の皆さん。普段はこのブログで日本語は使いませんが、今日のテーマでは日本人の意見も是非聞きたいと思います。よろしく。

www.japanisch-netzwerk.deという日本語・日本についてのフォーラムで は「日本に住んでいる外国人は日本人を批判する権利があるか。」というスレッド(テーマ)がありました。

その中で「日本の社会問題」という話題に対し、あるユーザーが「日本の社会問題とは具体的にはどのようなものがあるか?」と聞きました。私の回答をこのブログにコピーして、さらに翻訳をしました。是非、意見をください。

 

日本の社会問題

ー男女差別

ー部落民、アイヌ、日本に住んでいる在日(二、三世)韓国人に対する差別

ー外国人差別(外国に対する無関心、知識・経験の無さから外人嫌悪まで)

ー「日本人論(=日本がいかにユニークであるかという議論)」(だいたい右翼、愛国主義者、外国人差別に関係する)

ー労働者に対する搾取、特に定期社員(派遣社員、バイト、契約社員)、正社員にも搾取は大きな問題だ

ーそれに関係する引きこもり、オタクの問題(日本というキツイ社会から逃げる人々)

ー労働時間と社内の人間関係を仕事の効率より優先する仕事の考え方 (そうではない会社もあるだろうが・・・)

ー社会と会社における厳しい上下関係

ー中国、韓国との外交関係

ー靖国問題、日本における右翼の影響力

ーそれに関係するヤクザの存在

ー頻繁に起こる賄賂(特に公共工事、談合)

ー政治家の世襲

ー親の収入・社会的地位による教育格差(=収入格差)の広がり

ー大学の役割は「ただのステータス作り」か?

ー日本人の「みんな中産階級」という妄想

ー日本政府の農産政策 (特に米と牛乳の高価格操作)

ー「バラエティー・お笑い」番組は視聴者を馬鹿にしているのか。95%のテレビ番組はまったく意味がない。事実よりねた。

ー外国語教育において様々な問題、特に「受験英語」と「英会話」のギャップ

ー「塾」という「第二教育制度」

ー児童に「大人、先輩の言うことは聞け!」、「我々ニッポン人」、「自分より周りの人間」などのイデオロギーをきつく押し付けること (ドイツにも似たような事はあるが)

ー意見を言われると人格否定だと勘違いする日本人が多い

ー議論下手な日本人が多い (知識不足か?遠慮か?臆病か?)

 

注意 僕は日本と日本人は決して嫌いではありません。「日本でのいいこと」のリストも作れます。上記の事はすべて議論点として受け入れてください。

もちろん、そのような問題のほとんどは、他の国々にもあります。たとえば「外人差別」は日本では大きいな問題だと思いますが、ドイツでは肌の色などのきっかけでネオナチに殺され人々もいました。

ですが、この場でのテーマはあくまで「日本の社会問題」です。

 

Wort des Tages: 問題点 - mondaiten – Problem(punkt(e))

Written by hanayagi

April 24, 2012 at 1:02 am

Repost: Japanische Ansichten

leave a comment »

Der heutige Eintrag ist aufgrund persoenlicher Erfahrung geschrieben und „aus dem Bauch heraus“. Ich weiss wirklich nicht, ob meine “Beobachtungen” sich verallgemeinern lassen oder auch nur zutreffend sind, finde es aber trotzdem interessant ueber diese Themen nachzudenken.

 

Ueber Mitleid

Es gibt in der japanischen Sprache mehrere Moeglichkeiten sein Mitleid auszudruecken. Die haeufigste ist sicher “kawaisou” (かわいそう). “kawaisou” benutzt man im Allgemeinen so wie im Deutschen “du Armer” / “der bzw. die Arme”. Aber leider ist es nicht ganz so einfach. Ich bin sowohl im offiziellen Rahmen, also auf Arbeit, als auch im privaten Rahmen (Freundin) schon mehrere Male angepflaumt worden, als ich jemanden als “kawaisou” bezeichnete. Letztens habe ich mich deshalb mal mit Freundin angelegt und wir haben dann lange darueber diskutiert, wie man Mitleid ausdruecken oder dem anderen beistehen kann.

Ich glaube, hier besteht ein ziemlich wesentlicher Unterschied im Denken von Japanern und Westlern. Die einzelnen Punkte, die wir herausgearbeitet haben, die aber keineswegs richtig sein muessen, sind:

1) “kawaisou” wird oft als anmassend empfunden, so, als ob man sich von oben herab lustig macht. Im Deutschen vielleicht “Oh, du armer” mit ironischer Betonung.

2) Dieser herablassende Eindruck hat vielleicht etwas mit der Art wie Japaner kommunizieren zu tun. Man gibt in Japan im Allgemeinen nicht so sehr seine eigene Meinung und Gefuehle zum besten, wie z.B. in Deutschland. Daher wirkt eine solche Aeusserung auf viele Japaner vielleicht oft deplaziert und erzeugt Unmut.

3) Ich habe die Vermutung, dass die Idee “Mitleid” als solche in Japan generell nicht so stark verwurzelt ist wie in Deutschland. Ich vermute das liegt am geschichtlichen Einfluss der christlichen Kirche in Deutschland. Einen solchen Einfluss hat es hier nie gegeben. Ich vermute weiterhin, das ist auch der Grund, warum es regelmaessig Meldungen in der westlichen Presse gibt ueber “unmenschliche” Japaner, die anderen Japanern, die z.B. im Ausland als Geiseln genommen wurden oder sich dort Krankheiten zugezogen haben, genau das zum Vorwurf machen. Nach dem Motto: “Selbst Schuld wenn du dich in Gefahr begibst und nun belaestige / gefaehrde uns bitte nicht mit deinen selbstverschuldeten Problemen.” Kurz gesagt kommt hier vielleicht das Primat des Wohles der Gruppe ueber das Leid des Einzelnen zum tragen.

4) Ein letzter Punkt ueber den ich ein wenig nachgedacht habe, ist das Verhaeltnis zwischen Individuen in Japan und Deutschland. Man sagt im Allgemeinen Japaner haetten “starke Bindungen”, waehrend Deutsche eher “schwache Bindungen” haben. Daraus folgt dann evtl., dass man in Deutschland wesentlich haeufiger und “leicht-sinniger” sein Mitleid ausdrueckt, was in Japan als unaufrichtig oder gar anmassend wahrgenommen wird.

 

Ueber Menschlichkeit

Vorgestern ging es meiner Freundin ueberhaupt nicht gut. Sie hatte schon am Vortag starke Rueckenschmerzen und hat sich dann doch zur Arbeit geschleppt, in der Hoffnung, dass sie es ertragen kann. Konnte sie nicht. Sie ging dann kurz nach dem Eintreffen auf Arbeit zu ihrer Chefin um sich wegen ihrer Schmerzen einen Tag krank zu melden. Die Chefin reagierte sehr erbost und fuhr meine Freundin (26) an: “So etwas ist als Angestellter / Erwachsener inakzeptabel.”, “So etwas ist menschlich inakzeptabel.” und “Sprich mal mit deinem Vater, damit der dir sagt, wie man sich als Erwachsener richtig verhaelt.”. Freundin war dann noch so doof zu sagen, dass sie an dem Tag davor in der Stadt unterwegs war (Schuhe fuer die Arbeit kaufen und zum deutschen Baecker in Nihonbashi), worauf Chefin ihr noch empfahl, dass sie an freien Tagen gefaelligst ausruhen soll, um fit fuer die Arbeit zu bleiben.Sie bekam den Tag “frei”, musste dafuer aber den darauffolgenden Tag arbeiten, der eigentlich frei war.

Ich habe sie dann ins Krankenhaus gefahren, wo ihr eine zerquetschte Bandscheide diagnostiziert wurde (medizinisch vielleicht falsch ausgedrueckt, jedenfalls ist der Zwischenraum zwischen zwei Rueckenwirbeln zusammengepresst worden). Ursache ist ganz klar das staendige Stehen auf Arbeit, Behandlung mit Schmerzmitteln und Rueckenpflastern war kein grosses Problem. Gestern und heute hat sie wieder normal gearbeitet und nur noch leichte Schmerzen.

Interessant an dem ganzen Vorgang ist die Reaktion der Chefin. Zuerst kommt das Wohl der Firma und dann das Wohl des Menschen. Auch an freien Tagen hat man im Sinne der Firma zu leben. Und wenn man krank wird, ist das weniger ein Problem des Betreffenden als der Firma, fuer das der Betreffende sich auch noch entschuldigen muss.

Ich kann mir gut vorstellen, dass auch deutsche Vorgesetzte (Meister – Lehrling z.B.) aehnlich schlecht mit ihren Angestellten umgehen und in Entwicklungs- und Schwellenlaendern wie z.B. in China muessen die Menschen sicher sogar noch mehr zurueckstecken / leiden, aber ich finde es dennoch krass.

Am Ende noch ein kleines Zitat von Yukio Hatoyama, Chef der DPJ und wohl bald japanischer Ministerpraesident. Hervorhebung von mir.

In the post-Cold War period, Japan has been continually buffeted by the winds of market fundamentalism in a U.S.-led movement that is more usually called globalization. In the fundamentalist pursuit of capitalism people are treated not as an end but as a means. Consequently, human dignity is lost.

Aus dem Mund des steinreichen Tokyo University / Stanford Absolventen Hatoyama klingt das zwar nicht so furchtbar glaubwuerdig, aber er spricht mir dennoch aus dem Herzen.

Written by hanayagi

April 23, 2012 at 1:58 am

Repost: Japanologie Leitfaden – oder: Das unbekannte Land

with 20 comments

Ich bin bis zum 29.4. auf Geschaeftsreise und nutze die Gelegenheit um ein paar Artikel, die ich besonders gut/interessant finde noch einmal zu posten. Ich denke, dass viele alte Leser sich nicht mehr an alle diese Posts erinnern und viele neue Leser natuerlich auch nicht das ganze Archiv durchlesen. Ich wuerde heute vielleicht einiges anders schreiben, aber ich habe die Posts bis auf ein paar kosmetische Aenderungen unveraendert gelassen. Ich kann dank meines neuen I-Phones problemlos Kommentare lesen / beantworten, keine Sorge. 🙂

 

V.2

 

Japanologie – ein Leitfaden

Jedes Semester beginnen in Deutschland mehrere hundert, vielleicht tausend junge Menschen ein Japanologiestudium. Wohl die Wenigsten wissen, worauf sie sich da einlassen. Das Informationsmaterial der Universitäten ist meist beklagenswert allgemein gehalten und häufig einfach viel zu knapp. Ziel dieses kleinen Leitfadens soll es sein, Studienanfängern ein realistisches Bild des Japanologiestudiums zu vermitteln, BEVOR sie mit dem Studium beginnen. Ein paar Erläuterungen zum Leitfaden:

– Der Leitfaden baut vor allem auf meinen eigenen Erfahrungen als ehemaliger Japanologie-Student und nunmehr in Japan arbeitender Japanologe auf. Ich greife aber auch auf Berichte und Tipps von noch Studierenden und anderen Absolventen zurück.

– Der Leitfaden soll neutral sein, wobei ich ein ganz klein wenig die negativen Seiten betone. Ich tue dies nicht, weil ich denke Japanologie sei ein schlechtes Studienfach – ganz im Gegenteil Japanologie ist faszinierend und hat sehr, sehr viele unterschiedliche und spannende Unterthemen und Perspektiven – aber ich möchte eben auch ein realistisches Bild von den Problemen und Schattenseiten des Studiums vermitteln. Es gibt einfach zu viele Menschen, die ein Japanologiestudium beginnen und es dann nach ein – zwei Jahren frustriert abrechen.

– Ich gehe im Leitfaden von einem Bachelorstudium aus.

 

1. Japanologie – was ist das überhaupt? 

Wenn man im ersten Semester einmal seine Kommilitonen betrachtet, wird man recht verschiedenartige Menschen sehen. Dabei werden die Manga- und Animefans wohl am leichtesten zu erkennen sind. Was aber jedem, der Japanologie studieren möchte, klar sein sollte, ist, dass Japanologie sich vielerorts absolut nicht (z.B. HU Berlin) oder – wenn überhaupt – nur am Rande (z.B. Trier) mit Anime und Manga beschäftigt.
Japanologie umfasst ein breites Spektrum von Betrachtungen über Japan, dazu gehören japanische Geschichte, Theater, Literatur, Malerei, Wirtschaft …
Die Definition, was denn nun eigentlich „Japanologie“ ist, ist dabei ziemlich umstritten. Ich denke, in der deutschen Realität kann man sie wohl am besten als Regionalwissenschaft beschreiben: Alle Dinge, die sich in Japan beobachten lassen, gehören auch zur Japanologie.
Wenn ihr also Japanologie studiert, werden eure Vorlesungen zum Beispiel Titel haben wie „Populärkultur in der Edo-Zeit“, „Geschichte des modernen Japan“, „Japans Wirtschaft nach dem zweiten Weltkrieg“, “Gender in Japan” oder „Architektur der Meiji-Zeit“.
Ihr seht, es gibt hier wirklich ein breites Spektrum, was die Wahl der Uni sehr wichtig macht. Aber dazu später mehr.
Zum Thema: „Was ist Japanologie?“ und „Wo studiere ich am besten mein Interessengebiet?“ empfehle ich den „Grundriß der Japanologie“ und den Studienführer auf Embjapan.de.

 

2. Japanologie – was muss ich können? 

Ein Japanologe sollte sich bereits vor dem Studium gute bis sehr gute Englischkenntnisse aneignen – eine vier im Englisch-Grundkurs ist da einfach zu wenig. Warum? Weil fast die komplette Fachliteratur, die ihr im Laufe eures Studiums lesen werdet, in Englisch abgefasst ist. Außerdem: Wenn ihr einen Auslandsaufenthalt absolviert (und das werdet ihr), werden eure Kurse sehr wahrscheinlich vor allem in Englisch stattfinden.
Ansonsten ist nicht wirklich viel Vorwissen von Nöten (naja die deutsche Sprache solltet ihr schon beherrschen und ein klein wenig Allgemeinbildung kann auch nicht schaden). Nützliche Vorkenntnisse sind:

– Eine grobe Vorstellung davon, was „wissenschaftliches Arbeiten“ bedeutet.
– Eine ungefähre Idee von japanischer, koreanischer und chinesischer Geschichte.
– Japanisch-Vorkenntnisse (z.B. Beherrschung der „Kana“-Silbenschriften)

Dies sind alles Dinge, die euch auch während des Studiums vermittelt werden, aber es kann nicht schaden, auch vorher schon etwas zu wissen, in jedem Fall habt ihr dann weniger Stress im Studium.

 

3. Japanologie – warum eigentlich? 

Fragt euch vor dem Studium einmal in Ruhe selbst: Warum möchte ich Japanologie studieren? Wenn eure Antwort nicht lautet: „Weil ich später einmal in Japan oder zumindest in einem Job mit Japanbezug arbeiten möchte.“, solltet ihr euch fragen, ob ihr nicht einen Fehler begeht. Japanologie ist kein Fach wie Wirtschafts-, oder Sozialwissenschaften mit dem man mehr oder weniger überall anfangen und seine im Studium erworbenen Fähigkeiten anwenden kann.
Japanologie ist sehr spezifisch, da das Thema Japan in Deutschland nun einmal ein Randthema ist. Es gibt deshalb auch nur wenige Jobs bei denen ihr eure Fähigkeiten wirklich einsetzen könnt. (Man kann natürlich auch nur zum Spass studieren, aber ich gehe mal davon aus, dass die Meisten ihr erworbenes Wissen auch gerne anwenden würden.)

Aber mehr noch. Wenn ihr die obige Antwort gegeben habt, solltet ihr euch auf Folgendes einstellen: Wer mit Japanologie Geld verdienen möchte, muss GUT sein, RICHTIG GUT. Es gibt nun einmal nur wenige Karrieremöglichkeiten für Japanologen und wenn ihr wollt, dass man gerade euch einstellt, solltet ihr auch etwas zu bieten haben. Daraus folgt dann fleissiges und ausdauerndes Lernen, sowohl der japanologischen Inhalte, als auch der japanischen Sprache, die Bereitschaft zu einem mindestens halbjährigen, besser ganzjährigen Auslandsaufenthalt und überhaupt die Bereitschaft sich ganz auf die Japanologie einzulassen.
Fragt euch also: Will ich das wirklich? Will ich wirklich ein Japanexperte werden?

 

4. Japanologie – vor dem Studium 

Die Bedeutung der Studienplatzwahl kann ich nicht genug betonen. Jedes japanologische Institut hat ein spezifisches Profil, das euch liegen kann, oder eben nicht. Überlegt euch genau, welches Fachgebiet und welches Institut euch liegt. Wer sich zum Beispiel für Japans Wirtschaft interessiert, wird an der Humboldt Universität wohl nicht glücklich werden, da deren Schwerpunkt auf Geschichte und Literatur liegt.
Euer Fachgebiet ist wirklich sehr wichtig. Nicht nur für eure Vorlesungen sondern auch für die Betreuung eurer Haus- und Bachelorarbeiten. Wenn ihr an eurer Fakultät nur Experten für Manieren der Edo-Zeit habt, aber gerne zum Thema „Japans Armee, die keine Armee ist“ forschen wollt, habt ihr ein Problem.
Deshalb wählt eure Uni mit Bedacht aus. Alle Universitäten haben zu ihrem Profil Vorstellungen, die ihr euch unbedingt ansehen solltet. Schaut euch ausserdem auch unbedingt das Personal dort an: Welche Forschungsschwerpunkte haben die Dozenten und Professoren (steht meist in deren Kurzvorstellung) und gibt es auf absehbare Zeit auch genug von Ihnen? Japanologien haben meist eine sehr dünne Personaldecke und hängen oft an nur einer Professur. Wenn euer Professor dann während eures Studiums emeritiert oder anderweitig abwesend ist, kann es schon vorkommen, dass ihr ein oder mehrere Semester keinen Unterricht besuchen könnt oder im schlimmsten Fall sogar die Uni wechseln müsst.
Neben den Webauftritten der Unis möchte ich euch hier noch einmal den „Grundriß der Japanologie“ sowie das Embjapan.de Forum ans Herz legen.

 

5. Japanologie – Studium 

Das Japanologiestudium ist ziemlich zeitaufwändig und wenn ihr sie ernsthaft betreiben wollt (siehe Punkt 3), solltet ihr euch darauf einstellen pro Woche mindestens 40 Stunden für sie zu verwenden.

Der Zeitaufwand gestaltet sich dabei wie folgt:
(etwa die ersten vier Semester)
Lehrveranstaltungen: 15 – 25 Stunden pro Woche
Selbststudium (Sprache): 15 – 25 Stunden die Woche
Selbststudium (Japanologie): 10 – 15 Stunden die Woche

(etwa ab dem vierten Semester)
Lehrveranstaltungen: 15 – 25 Stunden pro Woche (vermutlich eher abnehmend)
Selbststudium (Sprache): 10 – 15 Stunden die Woche
Selbststudium (Japanologie): 15 – 20 Stunden die Woche

Das ist natürlich nur eine Annäherung, die je nach Charakter, Vorbildung, persönlichem Ergeiz, Lebensumständen etc.pp. stark schwanken kann. Euch sollte aber klar sein, dass ihr vor allem am Anfang sehr viel Japanisch lernen müsst. Speziell die Kanji (= Schriftzeichen), von denen ihr idealerweise innerhalb von drei Jahren knapp 2000 Stück aktiv beherrschen solltet, benötigen sehr viel Zeit und Energie.

Des Weiteren wird von euch erwartet, dass ihr einen längeren Auslandsaufenthalt in Japan absolviert. Ich möchte euch das auch sehr empfehlen. Als Japanologe kann man es sich in Zeiten der Globalisierung einfach nicht leisten, Japanologie nur von Deutschland aus zu betreiben. Die meisten Universitäten bieten dazu auch ausreichend Austauschplätze in Japan an und dank einer Reihe von Stipendien (vor allem Jasso) ist es auch finanziell durchaus machbar. Bei der Studienplatzwahl solltet ihr darauf achten auf eine „gute“ Uni in Japan zu kommen, im Undergraduate-Bereich wird man euch zwar selten direkt an die Tôdai, Kyôdai, Waseda oder Keio schicken, aber auch das soll vorkommen. Andere gute Unis sind zum Beispiel die Ritsumeikan, Hôsei, Chûô, Sophia und noch etliche mehr. Ranglisten finden sich im Internet. Das ist insofern wichtig, dass in Japan bei der Auswahl von Bewerbern auf einen Job auch darauf geachtet wird, an welcher japanischen Uni man sein Auslandsjahr gemacht hat.
Während des Auslandsjahres solltet ihr versuchen, so viel Japanisch wie nur irgend möglich zu sprechen. Wenn ihr gut genug seid, besucht unbedingt auch Vorlesungen in japanischer Sprache. Generell werdet ihr in Japan weniger Stress haben als in Deutschland. Deshalb nutzt die Zeit um eventuelle Lücken in eurer japanologischen Ausbildung zu füllen. Insbesondere Schriftzeichen-lernen bietet sich hier an.

Was sind eure Ziele bei der ganzen Lernerei?
– Sprachlich auf jeden Fall mindestens JLPT2 (1000 Kanji 5000 Vokabeln, gute Beherrschung der Alltagssprache), besser JLPT1 (2000 Kanji, 10000 Vokabeln, sehr gute Beherrschung von Alltags-, und Schriftsprache).
– Japanologisch. Das lässt sich nicht ganz so einfach klassifizieren, aber ihr solltet während eures Studium mindestens 40 – 60 japanologische Werke gelesen (und verstanden) haben, sowie über ein umfangreiches Allgemeinwissen zum Thema Japan verfügen (Geschichte, Kultur, Wirtschaft, Politik, Literatur usw.). Zu den obengenannten Themen sollten euch z.B. auf jeden Fall „Sekigahara“, „Chikamatsu Monzaemon“, „Zaibatsu“, „Habatsu“ und „Matsuo Bashô“ ein Begriff sein. Ausserdem solltet ihr in ein oder zwei Themen (zum Beispiel die Themen eurer Haus-, und Bachelorarbeiten) wirklich fit sein.

 

5.1. Japanologie – Studium: Allgemeine Tipps 

– Versucht so schnell wie möglich möglichst viele Japaner kennenzulernen. Das geht zum Beispiel über ein Sprachtandem oder über die Betreuung von Auslandsstudenten.
– Lernt regelmäßig. Speziell die Schriftzeichen verlangen sehr viel Ausdauer. Am besten ist, ihr lernt jeden Tag.
– Sucht euch leichte japanische Texte (Jugendliteratur) um flüssig lesen zu lernen.
– Versucht ab und zu einmal einen Artikel in einer japanischen Zeitung bzw. eine Nachrichtensendung im japanischen Fernsehen zu verstehen.

 

6. Japanologie – Karriere 

Für eine Karriere später werden euch eure japanologischen Schwerpunkte vermutlich oft nicht so sehr helfen, aber es kann nicht schaden, auch bei den Forschungsschwerpunkten darauf zu schauen, ob man später etwas damit anfangen kann. Wenn man zum Beispiel als Bachelorarbeit zum Thema “Organisationsstrukturen von Toyota in Deutschland und Japan im Vergleich” forscht, ist das sicher eine gute Zusatzqualifikation bei Toyota und anderen international operierenden japanischen Firmen.
Übrigens: Die festen Stellen als Japanologen in der Forschung in Deutschland sind derart rar, dass ich euch nahelegen möchte, diese Idee für’s erste zu vergessen. Wenn überhaupt, dann werdet ihr eher in Japan oder Amerika eine anständige Position finden
Typische, “klassische” Japanologenberufe in Deutschland sind: Museumsführer / Kurator, Touristenführer, Übersetzer / Dolmetscher, Auslandskorrespondent in einer internationalen Firma.
Typische Berufe in Japan sind: Sprachlehrer (Englisch, manchmal Deutsch), Touristenführer, Übersetzer / Dolmetscher, Auslandskorrespondent (Zuständiger für internationale Angelegenheiten).

Darüber hinaus gibt es noch eine Unzahl Jobs mit weniger starkem Japanbezug, die man als Japanologe annehmen kann. Zum Beispiel kann man in großen Firmen als “Exot” aufgenommen werden, der dann als Korrektiv zu den “Mainstream”-Mitarbeitern wirkt.
Je nach Job kann euch auch ein klug gewähltes Neben-, bzw. Zweitfach sehr nützlich sein. Zum Beispiel Pädagogik / Germanistik / Anglistik-Amerikanistik für Lehrer, Journalismus für Auslandskorrespondenten, Archäologie für Kuratoren.
Die Wahl des Nebenfaches ist auch für eine eventuelle akademische Karriere sehr von Vorteil, da ihr so euer Profil schärfen könnt. Euer Neben- oder Methodenfach könnten zum Beispiel die Politikwissenschaften sein, die euch das nötige Handwerkszeug geben um zum Beispiel als Diplomat in Japan zu arbeiten, oder ihr werdet eben Japanologe mit Schwerpunkt internationale Politik. …. oder … oder …. oder …
Bei den meisten Jobs in Japan wird man von euch verlangen, dass ihr neben Japanisch auch Englisch beherrscht. Mit Deutsch kann man in Japan nur wenig anfangen.
Wichtige Qualifikationen für einen Job als Japanologe in Japan sind:

– Abgeschlossenes Studium
– JLPT1
– TOEFL (geht auch ohne, kann aber auch sehr helfen)
– Evtl. Arbeitserfahrung und sonstige Referenzen
– Evtl. ein passendes Zweitstudium (“Methodenfach”)

 

7. Japanologie – Schlussbemerkung 

Denkt dran: Japanologie ist kein Fach wie jedes andere. Ihr müsst Japanologie zu einem gewissen Grad leben und nicht einfach nur lernen, wenn ihr damit Karriere machen wollt. Sehr viele Japanologie-Studenten brechen das Studium ab, weil es ihnen zu anspruchsvoll ist (wir reden hier von 50 – 90% aller Studienanfänger, je nach Institut). Und auch ein sehr grosser Teil der Japanologie-Absolventen hat nach dem Studium nichts mehr mit Japanologie zu tun. Nur die Allerwenigsten schließen das Studium ab und arbeiten danach im japanologischen Bereich bzw. in Japan.
Ausserdem solltet ihr euch klar sein, dass Arbeiten in Japan kein Spaß ist. Das Wort „Arbeiterrechte“ gibt es hier nicht. Überstunden, geringe Urlaubszeiten, moderate Bezahlung, harsche hierarchische Strukturen, Vorurteile und Diskriminierung von Ausländern … machen das Arbeiten und Leben in Japan zum Teil sehr anstrengend.

 

Wort des Tages: 日本学 – nihongaku – Japanologie (woertlich das “Japan-lernen”), Japaner hoeren hier sehr oft “Nihongogaku” (“Japanisch-lernen), vemutlich, weil sie es wohl schwer vorstellbar finden, dass ein Auslaender sich ernsthaft mit ihrem Land befasst und nicht schon mit ihrer Sprache voellig ueberfordert ist.

 

———————————————————————————————

Edit. In V.2 habe ich folgende Korrekturen vorgenommen:

– Präzisierung zur Notwendigkeit und Wichtigkeit von Englischkenntnissen
– Weniger “heruntermachen” von Animefans und mehr Betonung von japanologischen Inhalten
– Staerkere Betonung der Wichtigkeit des Auslandsaufenthalts
– Wichtigkeit des Methodenfachs staerker betont
– Karrieremoeglichkeiten mit schwachem bzw. ohne direkten Japanbezug eingefügt
– “Fakultät” mit “Institut” ersetzt
– Lernaufwand nach oben korrigiert
– Präsisierung der Intention des Leitfadens
– ein paar Rechtschreibfehler entfernt

Written by hanayagi

April 22, 2012 at 1:53 am

Veröffentlicht in Uncategorized

Update: Japans Rechte (2)

with 3 comments

Letztes Mal ging es um Herrn Ishihara, seines Zeichens seniler alter Sack (79 Jahre!) und Held der Rechten in Japan. Aber Herr Ishihara macht es vermutlich nicht mehr so lange und so dachte sich Herr Hashimoto in Osaka, dass er es seinem grossen Vorbild nachmachen und Gouverneur werden sollte. Und da Tokyo schon vergeben war, versuchte er es mit Osaka. Und weil Japaner Idioten sind,  Und weil viele Japaner den huebschen jungen Mann mit den autoritaeren und stramm rechten Ansichten mochten, klappte das auch wunderbar.

 

ファイル:IMG 5030.JPG

Und so sieht er aus, der Schnuckel.

 

Ishihara und Hashimoto teilen aber nicht nur ihr rechtes Gedankengut, sondern sie sind auch beide ehemalige „Talento“ (die talentlosen Clowns im japanischen Fernsehen). Herr Hashimoto hat ausserdem noch sieben Kinder, drei stramme Buben und vier fesche Maedels. Und wie es in Japan unter rechten Politikern guter Brauch ist, war sein Vater wohl Mitglied bei den Yakuza, genau wie damals bei Herrn Koizumi.

 

Aber genug gelaestert, kommen wir zum aktuellen Thema: Herr Hashimoto hat jetzt eine „Restauration-Politik-Schule“ (維新政治塾) aufgemacht. Da lernen dann so 2000 junge Maenner (und es sind fast ausschliesslich Maenner, denn wir sind schliesslich in Japan!), wie man hierzulande Politik macht. Der Plan ist, bei den naechsten Unterhauswahlen groesste Partei im Lande zu werden. Angesichts dieser Bedrohung gibt es nun wohl Gespraeche zwischen LDP und DPJ ueber eine grosse Koalition.

Nur zur Verdeutlichung: Hashimotos „Ishin no kai“ (Erneuerungs-Partei) ist zumindest im Moment eine auf Osaka begrenzte Lokalpartei. Es gibt KEINERLEI Erfahrung auf nationaler Ebene. Ich muss schon sagen, die japanischen Entsprechungen von CDU und SPD (zumindest was die Stimmenanteile angeht) haben nicht gerade viel Selbstvertrauen.

 

Zum Schluss ein paar ausgewaehlte Hoehepunkte (freie Uebersetzung):

1. (Die Asahi Shimbun ist die grosse „linke“ Zeitung in Japan.)

„Wenn es noch mehr Erwachsene in Japan gaebe, die wie die Asahi Shimbun immer nur laestern koennen, waere es vorbei mit Japan!“

und weiter

„Es waere besser fuer die Welt, wenn es die Asahi Shimbun nicht gaebe. Bescheuertes Presseorgan. Die sollten sofort pleite gehen. Die denken doch, solange sie die Maechtigen kritisieren ist alles erlaubt!“

dazu die Sankei Shimbun (ziemlich weit rechts) lapidar:

„Aaaalso … wie war das noch mit den Erwachsenen, die immer nur laestern koennen?“

 

2. (es geht um ein Dammbauprojekt und Hashimoto schreibt eine Mail an alle Angstellten der Praefektur Osaka)

„Ich finde es unglaublich, wie ruhig Sie alle sind angesichts von 380 Millionen Euro, die wir aufgrund der Fehlkalkulation des Wasserbedarfs verschwendet haben. Als ob Sie das alle nichts angeht. Wenn das hier eine Firma waere, waeren alle Angestellten blass! (vor Angst, Schrecken)“ und weiter „eine Organisation mit garantiertem Lohn ist wirklich angsteinfloessend!“

Darauf hat eine Angestellte dann eine Mail an ihn zurueckgeschrieben und ihm widersprochen. Seine Antwort: „Denken Sie erst einmal darueber nach, was Sie einem Vorgesetzten gegenueber sagen duerfen! Ich bin Ihr Vorgesetzter! Ich bin der Chef der ganzen Organisation! Haben Sie denn keinerlei gesunden Menschenverstand? Dies ist eine ernste Warnung als Ihr Vorgesetzter! Falls Sie noch etwas zu sagen haben, koennen Sie gerne in mein Buero kommen. Ich bin ganz Ohr…“

und ein paar Tage spaeter:

„Sie haben einfach keinen gesunden Menschenverstand, einem Vorgesetzten zu Widersprechen!“

Mein Kommentar dazu: Der „gesunde Menschenverstand“ wird in Japan gerne dazu missbraucht, missliebige Meinungen zu unterdruecken, nicht nur von Hashimoto

 

3. (im Zusammenhang mit seinem Plan Osaka als „zweite Hauptstadt Japans“ auszubauen)

„Was Japan jetzt am allermeisten braucht ist eine Diktatur. Eine Macht, die mit Diktatur vergleichbar ist.“

Kommentar dazu: Ich habe das Gefuehl, dieser Satz wird sein Vermaechtnis in der Politikgeschichte Japans werden.

 

Wort des Tages: 独裁者 – dokusaisha – Diktator

Written by hanayagi

April 21, 2012 at 2:45 am