Update: Japans Rechte (2)
Letztes Mal ging es um Herrn Ishihara, seines Zeichens seniler alter Sack (79 Jahre!) und Held der Rechten in Japan. Aber Herr Ishihara macht es vermutlich nicht mehr so lange und so dachte sich Herr Hashimoto in Osaka, dass er es seinem grossen Vorbild nachmachen und Gouverneur werden sollte. Und da Tokyo schon vergeben war, versuchte er es mit Osaka. Und weil Japaner Idioten sind, Und weil viele Japaner den huebschen jungen Mann mit den autoritaeren und stramm rechten Ansichten mochten, klappte das auch wunderbar.
Und so sieht er aus, der Schnuckel.
Ishihara und Hashimoto teilen aber nicht nur ihr rechtes Gedankengut, sondern sie sind auch beide ehemalige „Talento“ (die talentlosen Clowns im japanischen Fernsehen). Herr Hashimoto hat ausserdem noch sieben Kinder, drei stramme Buben und vier fesche Maedels. Und wie es in Japan unter rechten Politikern guter Brauch ist, war sein Vater wohl Mitglied bei den Yakuza, genau wie damals bei Herrn Koizumi.
Aber genug gelaestert, kommen wir zum aktuellen Thema: Herr Hashimoto hat jetzt eine „Restauration-Politik-Schule“ (維新政治塾) aufgemacht. Da lernen dann so 2000 junge Maenner (und es sind fast ausschliesslich Maenner, denn wir sind schliesslich in Japan!), wie man hierzulande Politik macht. Der Plan ist, bei den naechsten Unterhauswahlen groesste Partei im Lande zu werden. Angesichts dieser Bedrohung gibt es nun wohl Gespraeche zwischen LDP und DPJ ueber eine grosse Koalition.
Nur zur Verdeutlichung: Hashimotos „Ishin no kai“ (Erneuerungs-Partei) ist zumindest im Moment eine auf Osaka begrenzte Lokalpartei. Es gibt KEINERLEI Erfahrung auf nationaler Ebene. Ich muss schon sagen, die japanischen Entsprechungen von CDU und SPD (zumindest was die Stimmenanteile angeht) haben nicht gerade viel Selbstvertrauen.
Zum Schluss ein paar ausgewaehlte Hoehepunkte (freie Uebersetzung):
1. (Die Asahi Shimbun ist die grosse „linke“ Zeitung in Japan.)
„Wenn es noch mehr Erwachsene in Japan gaebe, die wie die Asahi Shimbun immer nur laestern koennen, waere es vorbei mit Japan!“
und weiter
„Es waere besser fuer die Welt, wenn es die Asahi Shimbun nicht gaebe. Bescheuertes Presseorgan. Die sollten sofort pleite gehen. Die denken doch, solange sie die Maechtigen kritisieren ist alles erlaubt!“
dazu die Sankei Shimbun (ziemlich weit rechts) lapidar:
„Aaaalso … wie war das noch mit den Erwachsenen, die immer nur laestern koennen?“
2. (es geht um ein Dammbauprojekt und Hashimoto schreibt eine Mail an alle Angstellten der Praefektur Osaka)
„Ich finde es unglaublich, wie ruhig Sie alle sind angesichts von 380 Millionen Euro, die wir aufgrund der Fehlkalkulation des Wasserbedarfs verschwendet haben. Als ob Sie das alle nichts angeht. Wenn das hier eine Firma waere, waeren alle Angestellten blass! (vor Angst, Schrecken)“ und weiter „eine Organisation mit garantiertem Lohn ist wirklich angsteinfloessend!“
Darauf hat eine Angestellte dann eine Mail an ihn zurueckgeschrieben und ihm widersprochen. Seine Antwort: „Denken Sie erst einmal darueber nach, was Sie einem Vorgesetzten gegenueber sagen duerfen! Ich bin Ihr Vorgesetzter! Ich bin der Chef der ganzen Organisation! Haben Sie denn keinerlei gesunden Menschenverstand? Dies ist eine ernste Warnung als Ihr Vorgesetzter! Falls Sie noch etwas zu sagen haben, koennen Sie gerne in mein Buero kommen. Ich bin ganz Ohr…“
und ein paar Tage spaeter:
„Sie haben einfach keinen gesunden Menschenverstand, einem Vorgesetzten zu Widersprechen!“
Mein Kommentar dazu: Der „gesunde Menschenverstand“ wird in Japan gerne dazu missbraucht, missliebige Meinungen zu unterdruecken, nicht nur von Hashimoto
3. (im Zusammenhang mit seinem Plan Osaka als „zweite Hauptstadt Japans“ auszubauen)
„Was Japan jetzt am allermeisten braucht ist eine Diktatur. Eine Macht, die mit Diktatur vergleichbar ist.“
Kommentar dazu: Ich habe das Gefuehl, dieser Satz wird sein Vermaechtnis in der Politikgeschichte Japans werden.
Wort des Tages: 独裁者 – dokusaisha – Diktator
Rechts ist per se nicht schlecht. Und bevor jetzt der Aufschrei kommt: Rechts bedeutet nicht rechtsextrem, auch wenn es oft so hingestellt wird. Beide Extreme, egal ob links oder rechts, sind nicht akzeptabel. Moderat rechts ist aber genauso in Ordnung wie moderat links.
Ist Hashimoto noch moderat rechts? Kann ich persönlich nicht einschätzen, aber er scheint Arsch in der Hose zu haben und wurde wohl daher (wie Ishihara) gewählt.
HamuSumo
April 21, 2012 at 9:40 am
Gefühlt gibt’s auf den Internetseiten von Yomiuri und Asahi jeden Tag eine Schlagzeile mit irgendeiner Aussage von Hashimoto 😮 . Dass dem diese Gespensterjagd nach den linken Lehrergewerkschaften niemals langweilig wird…
Das scheint mir ein regionaler Trend zu sein. Die Akzeptanz der großen Parteien hat in den letzten Jahren stetig abgenommen, in diese Lücke sind in Kansai Hashimotos „Ishin no Kai“ und in Chubu die Lokalpartei von Nagoyas Bürgermeister Kawamura getreten. Ich sehe das skeptisch, Ishin no Kai hat z.B. eine Mehrheit in der Stadtversammlung, stellt den Bürgermeister und den Gouverneur von Osaka. Die Partei ist sehr hierarchisch aufgebaut, Toru entscheidet für alle. Die Kontrollfunktion der Stadtversammlung wird hier praktisch ausgeschaltet.
Momentain stützt sich Hashimoto noch auf die Vorbehalte in der Bevölkerung gegenüber Beamten im Präfektur- und Stadtdienst. Vielleicht ist er wie der ehem. PM Abe auch nur unzufrieden mit dem Japanern und will ihnen mehr Patriotismus einbläuen, kA.
Vergewalter
April 21, 2012 at 5:08 pm
@Hamu Ich weiss nicht, ich sehe Herrn Hashimoto schon ausserhalb dessen, was ich als „moderat“ bezeichnen wuerde, aber vielleicht sieht das jemand mit einem eher rechten Weltblick anders.
@Vergewalter Ja Nikkyoso scheint in vielen Rechten noch immer nachzuhallen, obwohl ihr Einfluss deutlich geringer ist als vor 30/40 jahren …
hanayagi
April 21, 2012 at 11:29 pm