Archive for Mai 2012
Alltag in Japan: Diablo 3
Wie jeder ordentliche Gamer schon weiss, ist gestern endlich Diablo 3 entschieden. Grund genug für mich zum ersten Mal seit Starcraft (das war so 2000?) wieder ein Spiel käuflich zu erwerben. Ich habe gestern Nacht ein wenig Livestream geschaut und mich dann endgültig entschieden: Ja, ich will!
Und das heisst ich will sofort! Daraus folgte dann wiederum, dass ich keine Lust auf Online-Kauf hatte, weil SOFORT! Also habe ich mal geschaut, wo ich das Spiel denn kaufen könnte:
– Lokaler Gebrauchtspielhändler: Nö (was ’ne Überraschung)
– Lokaler Technikladen: Nö (keine PC Spiele)
– Großer Technikladen in Shinjuku: Nö (keine Importspiele und von D3 gibt es im Moment keine japanische Version)
– Importspielladen 1&2 in Akihabara: Nö (ausverkauft)
– Importspielladen 3 in Akihabara (letzter Versuch): Bingo!
Das war doch schwieriger als gedacht. In Laden 3 hatten sie auch noch ganze zwei Kopien. Und das Beste war, dass der junge Mann mir auch noch 2000 Yen zuviel Wechselgeld gegeben hat. Ich habe natürlich nichts bemerkt. Hehehe.
Mein Schatzzzz.
Der junge Mann erklärte mir ausserdem, dass damals Capcom den Vertrieb von Diablo 2 in Japan übernommen hat und es Krach gab, weshalb Blizzard keinen Bock mehr auf Japan hat. Kann das irgendjemand bestätigen oder weiss mehr darüber?
So, ich geh dann mal zocken!
Wort des Tages: おつり – otsuri – das Wechselgeld
Fukushima Flyer
In einem der letzten Artikel habe ich ein Bild von einem aufgebrachten Menschen in Shibuya gepostet. Neugierig wie ich bin, habe ich mir auch gleich noch einen Flyer in die Hand drücken lassen.
Übersetzung:
Licht und Hoffnung für alle in der evakuierten Zone zurückgelassenen Tiere:
„Sich an den Händen halten, in Hoffnung verbunden, Leben ohne Stimme beschützen.“
Der Bauernhof der Hoffnung – Fukushima –
Auf dem Bild: „Namie, 14 Kilometer von der Atomexplosion entfernt. Zusammenhalt bei der todesmutigen Rettung!“
Den Text darunter übersetze ich jetzt mal nicht in Gänze. Zusammengefasst findet der Bauer, die japanische Regierung sollte die Tiere innerhalb der Zone nicht einfach sterben lassen bzw. keulen lassen, sondern vielmehr als Versuchsobjekte für Strahlenschäden zu benutzen.
Bis zu der roten Unterschrift („Weiteres sinnloses Töten können wir nicht mehr ertragen.“) handelt der Text übrigens sehr emotional von den „quicklebendigen“ Tieren und der Liebe und Aufopferung der Bauern, erst ganz am Ende gibt es den Vorschlag mit den Versuchsobjekten, was ich mal als schlechte Argumentationsweise bezeichnen würde. Ich hätte nach diesem Teil ja erwartet, dass die Bauern die Tiere umquartieren und in Würde sterben lassen wollen, oder etwas ähnlich utopisches. Und mein Begriff von Tierliebe besteht auch nicht unbedingt darin, sie als Versuchsobjekte zu gebrauchen. Davon einmal abgesehen, finde ich den Text aus zweierlei Gründen interessant.
Erstens finde ich die Idee die Tiere als Versuchsobjekte zu benutzen … hm … problematisch? Wenn die Tiere als solche gebraucht werden würden, hätte die Regierung sich doch sicher von selbst an die Bauern gewendet? Wäre natürlich schon gut, wenn sie nicht alle sinnlos sterben müssten.
Zweitens ist der Zettel eine gute Erinnerung daran, wie schlimm die ganze Sache für die Menschen um Fukushima herum immer noch ist. Hier im relativ sicheren Tokyo lässt es sich aus der Ferne schön gruseln, aber jeden Tag wirklich damit leben müssen wir hier, mal von der Sorge über verstrahlte Lebensmittel abgesehen, nicht. Die Menschen in Fukushima dagegen haben jeden Tag mit der Verstrahlung zu tun. Und im Falle der Bauern haben sie keine Existenzgrundlage mehr. Wer würde schon Lebensmittel aus Fukushima kaufen? (Wobei, bei uns im Supermarkt gibt es nach wie vor Tomaten aus Fukushima zu kaufen, um die ich immer einen großen Bogen mache, aber ich vermute mal irgendjemand wird sie schon kaufen…)
Wort des Tages: 絶望 – zetsubo – (aufgeben-Hoffnung) die Verzweiflung
Hadeko
Ich entschuldige mich fuer die niedrige Anzahl von Artikeln in den letzten Tagen. Bin einfach ein bissel faul im Moment.
Heute geht es um Hadeko. Hadeko? „Hade“ bedeutet „grell“ oder „auffaellig“, „ko“ ist einfach nur das Kind bzw. das Maedchen. Es geht also um grelle/auffaellige Maedchen.
Und so sehen sie aus:
Quellen (soweit ich weiss)
http://blog.crooz.jp/246ugk/ShowArticle?no=15 http://takulu.blog79.fc2.com/blog-entry-253.html
Und hier noch eine Youtube Videomontage, von einer deutschen Bloggerin wie es scheint:
Der Punkt, soweit ich das verstehe, ist als „komisch/seltsam“ angesehen zu werden. Bewusst wird nicht versucht hübsch, niedlich oder gar sexy zu sein. Vielleicht kann man sogar sagen, dass das Ziel das genaue Gegenteil bedeutet und hier nach den legendaeren „Ganguro“ des letzten Jahrtausends eine neue Gegenkultur auftaucht.
Ob das nun wirklich eine echte Subkultur ist, oder nur von Westlern zu einer solchen aufgebauscht, kann ich im Moment noch nicht beurteilen. Die Kommerzialisierung und Gentrifizierung Harajukus schreitet jedenfalls unaufhaltsam voran. In jedem Fall spuckt das japanische Google 1.400.000 Treffer für „Hadeko (派手子)“ aus. Das japanische Youtube gibt aber nicht viel her. Bei meinem letzten Besuch in Harajuku vor ein paar Tagen sind mir ein paar Mädels wie die rechts oben aufgefallen und genau ein Mädchen, das den Stil auf dem linken Bild pflegte. Das pinke Outfit habe ich persönlich als „ist halt Harajuku“ abgetan. Aber vielleicht steckt ja mehr dahinter. Mein Interesse ist geweckt.
Falls es hier tatsächlich eine neue Subkultur geben sollte, die außerdem tatsächlich Nonkonformität mit dem gesellschaftlichen Schönheitsideal als erstrebenswert ansieht, wäre das auf jeden Fall interessant. Man könnte dann vielleicht sogar eine mehr oder weniger bewusste Rebellion gegen das vor allem gegenüber Frauen sehr einengende Schönheitsideal hineininterpretieren. Notwendig wäre es m.M.n. jedenfalls. Die Mädels werden vielleicht nicht so weit denken, aber eine Rebellion gegen das „kawaii„-Diktat ist viel mehr als nur Mode, es ist auch ein gesellschaftliches Statement. „kawaii“ ist nämlich auch eine Methode Frauen als untergeordnet zu kategorisieren. Denn wer „kawaii“ ist, ist eben nicht professionell, klug, selbstbewusst usw. Ob „Hadeko“ nun den besten Weg gefunden haben, Frauen mehr Respekt in Japan zu beschaffen? Vermutlich nicht. Ich bin schon froh, wenn es irgendwo einmal nicht „kawaii“ zugeht.
Wort des Tages: 目立ちたがる – medachitagaru – auffallen wollen (oft negativ)
Das Land des unbegrenzten Service?
Soeben passiert: Frau und ich suchen ein neues Bett bzw. eine neue Matratze. Und es soll nicht irgendeine Matratze sein, sondern die „Gute“ von „Nihon Bed“. In Queen Size kostet das Teil stolze 210.000 Yen oder auch etwa 2100 Euro. Man sollte meinen, Moebelhaeuser wuerden so ein teures Moebelstueck gern verkaufen, oder?
Ich rufe also, nachdem ich mich durch die -wie viel zu oft – unuebersichtliche Webseite gekaempft habe, beim erstbesten Shop an, den Google mir ausspuckt. Die Dame am anderen Ende fragt mich ein bissel aus, was genau ich denn haben moechte und so und dann kommt der alles entscheidende Dialog:
Sie: Haben sie die „Hinweise fuer Erstkunden“ (Link unter der Telefonnummer) gelesen?
Ich: Nein, muss ich das denn?
Sie: Ja, das muessen Sie, wir bedienen keine Kunden, die diese Hinweise nicht gelesen haben.
Ich: Hm, ok. Dann lese ich mir die jetzt durch und rufe in ein paar Minuten noch einmal an, ok?
Sie: Nein, sie haben mich falsch verstanden. Wir bedienen keine Kunden, die diese Anweisungen nicht gelesen haben BEVOR sie zum ersten Mal anrufen!
Ich: Achso? Na, dann tschuess! (Gedacht: Ich bin jetzt also persona-non-grata? Wtf?)
Ich koennte jetzt natuerlich meine Frau bitten, die Hinweise zu lesen und dann noch einmal anzurufen, aber das ist uns zu bloed. Wir geben jetzt jemand anderem unser Geld. Wirklich, was geht denn da ab? Brauchen die keine Kunden? Haben die zuviel Geld? Ich fass‘ es immer noch nicht.
Dem kann ich nur noch das hier hinzufuegen:
Wort des Tages: マジ? – maji? – (ugs.) Echt jetzt?
Vorschlaege bitte
Ich plane eine kleine Artikelserie zum Thema Essen und Trinken in Japan zu schreiben. Da das aber ein weites Feld ist, waere es toll, wenn ihr mir ein paar Ideen liefern koenntet, ueber welche Speisen / Getraenke ihr gerne etwas lesen wuerdet. Weiterhin denke ich auch ueber einen oder zwei Artikel ueber verschiedene Arten von Restaurants und Tischetikette nach – auch hier sind Vorschlaege willkommen.
Eindrücke aus Tokushima und Tokyo
So, ich bin zurück und nach drei Tagen Nichtstun auch wieder in der Stimmung hier etwas zu schreiben. Heute ist es mal wieder ein fotolastiger Artikel. Alle Fotos sind mit meinem neuen iPhone aufgenommen worden.
Naruto-oohashi (eine gewaltige Brücke, die die Naruto-Meerenge überspannt)
Und hier noch einmal mit japanischer Kiefer im Vordergrund, für die Ästheten.
Das Naruto Museum von oben.
Insel im Sturm/Strom.
Und noch einmal die Brücke von oben.
Die Wirbel, die durch das Zusammenfließen von zwei Meereströmungen erzeugt werden, sind eine der beiden Haupttouristenattraktionen Tokushimas. An diesem Tag war es leider so stürmisch, dass sie hier kaum zu erkennen sind. Wir konnten deshalb auch nicht das Boot nehmen und uns die Wirbel direkt ansehen.
Als Kind fand ich solche Simulatoren toll.
Eine der kulinarischen Spezialitäten Tokushimas: Yakimochi oder auch gebratene Reiskuchen. Leckeres Zeug (wenn man süße Bohnenpaste mag zumindest, hehe). Yakimochi bedeutet übrigens auch Eifersucht 🙂
Die zweite Touristenattraktion Tokushimas, der Awa-Tanz (Awa-odori, 阿波踊り). Beide Bilder sind Aufnahmen vom „Männer“-tanz und in der entsprechenden Kleidung. Frauen dürfen übrigens Männerkleidung tragen und wie Männer tanzen. Andersherum geht es allerdings nicht. Den Awa-Tanz kann man ganzjährlich im Awaodori-kaikan bestaunen und sich sogar selbst daran versuchen. Das eigentliche Event findet aber im August während des O-Bon Festes statt.
Und hier habe ich letzte Woche gearbeitet. Sehr laut und als Dolmetscher geht das andauernde Schreien ziemlich auf die Stimme. Am Freitag hatte ich mir dann schlussendlich eine Rachenentzündung/Erkältung eingefangen.
Ich habe noch mehr Fotos aus der Fabrik, darf sie aber nicht posten wegen Betriebsgeheimnis.
Hier noch ein paar Bilder, die ich bei einem Spaziergang gemacht habe.
Und natürlich die „nehmen Sie die Hundekacke mit“ Bilder. Ich frage mich wirklich, ob es nicht auch ohne diese netten Schildchen ginge. Habe hier jedenfalls noch nie Hundekacke auf der Straße liegen gesehen.
Die letzten beiden Tage habe ich meine Amerikaner dann durch Tokyo geführt und auch ein paar Bilder für mich selbst geschossen. Es hat sich leider herumgesprochen, dass ich die letzte Gruppe mit zu Hooters in Tokyo genommen habe, weshalb jetzt wolhl jede Gruppe dort einmal hin möchte. *seufz*
In Roppongi Hills haben sie gerade ein One Piece Event.
Zugegeben, ich hatte nicht damit gerechnet im 52. Stock dieses supermodernen Wolkenkratzers auf Plastikattrappen mit One Piece Thematik zu stoßen.
Man konnte alle dargestellten Speisen tatsächlich im Restaurant dort bestellen.
Tokyo bei Nacht aus dem 52. Stock von Roppongi Hills.
Am nächsten Morgen in Shibuya: Dieser junge Mann war offensichtlich und gut hörbar sehr erbost über Tepco.
Dieses Gebäude in der Gegend um Shiodome ist scheinbar ziemlich berühmt. Meine Frau meint, das sei ein Kapselhotel.
Ganz in der Nähe gibt es ausserdem den Hamarikyu Park, der durch seine Natur/Großstadt Kulisse besticht.
Wort des Tages: 持ち帰り – mochikaeri – mit nach Hause nehmen (normalerweise in Restaurants und Cafes mit Take-Out benutzt; aber eben auch fuer Hundekacke ^^)