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Fukushima Flyer

with 2 comments

In einem der letzten Artikel habe ich ein Bild von einem aufgebrachten Menschen in Shibuya gepostet. Neugierig wie ich bin, habe ich mir auch gleich noch einen Flyer in die Hand drücken lassen.

 

Übersetzung:

Licht und Hoffnung für alle in der evakuierten Zone zurückgelassenen Tiere:

„Sich an den Händen halten, in Hoffnung verbunden, Leben ohne Stimme beschützen.“

Der Bauernhof der Hoffnung – Fukushima –

 

Auf dem Bild: „Namie, 14 Kilometer von der Atomexplosion entfernt. Zusammenhalt bei der todesmutigen Rettung!“

 

Den Text darunter übersetze ich jetzt mal nicht in Gänze. Zusammengefasst findet der Bauer, die japanische Regierung sollte die Tiere innerhalb der Zone nicht einfach sterben lassen bzw. keulen lassen, sondern vielmehr als Versuchsobjekte für Strahlenschäden zu benutzen.

Bis zu der roten Unterschrift („Weiteres sinnloses Töten können wir nicht mehr ertragen.“) handelt der Text übrigens sehr emotional von den „quicklebendigen“ Tieren und der Liebe und Aufopferung der Bauern, erst ganz am Ende gibt es den Vorschlag mit den Versuchsobjekten, was ich mal als schlechte Argumentationsweise bezeichnen würde. Ich hätte nach diesem Teil ja erwartet, dass die Bauern die Tiere umquartieren und in Würde sterben lassen wollen, oder etwas ähnlich utopisches. Und mein Begriff von Tierliebe besteht auch nicht unbedingt darin, sie als Versuchsobjekte zu gebrauchen. Davon einmal abgesehen, finde ich den Text aus zweierlei Gründen interessant.

Erstens finde ich die Idee die Tiere als Versuchsobjekte zu benutzen … hm … problematisch? Wenn die Tiere als solche gebraucht werden würden, hätte die Regierung sich doch sicher von selbst an die Bauern gewendet? Wäre natürlich schon gut, wenn sie nicht alle sinnlos sterben müssten.

Zweitens ist der Zettel eine gute Erinnerung daran, wie schlimm die ganze Sache für die Menschen um Fukushima herum immer noch ist. Hier im relativ sicheren Tokyo lässt es sich aus der Ferne schön gruseln, aber jeden Tag wirklich damit leben müssen wir hier, mal von der Sorge über verstrahlte Lebensmittel abgesehen, nicht. Die Menschen in Fukushima dagegen haben jeden Tag mit der Verstrahlung zu tun. Und im Falle der Bauern haben sie keine Existenzgrundlage mehr. Wer würde schon Lebensmittel aus Fukushima kaufen? (Wobei, bei uns im Supermarkt gibt es nach wie vor Tomaten aus Fukushima zu kaufen, um die ich immer einen großen Bogen mache, aber ich vermute mal irgendjemand wird sie schon kaufen…)

 

Wort des Tages: 絶望 – zetsubo – (aufgeben-Hoffnung) die Verzweiflung

Written by hanayagi

Mai 15, 2012 um 9:32 am

2 Antworten

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  1. Ach ja, das beweist doch wieder mal, dass es genug Menschen auf der Welt gibt, sodass es sogar die geben kann, die sich um solche Dinge sorgen. Angesichts der noch vorhandenen Schäden an Dörfern, der gesamten Infrastruktur etc. sollte man sich wirklich nicht unbedingt Sorgen um’s Vieh machen, finde ich =/ Aber interessanter Beitrag.

    Houslv6

    Mai 18, 2012 at 1:50 pm

  2. Mein erster Kommentar auf deinem Blog. Deshalb ein herzliches „Hallo“ und Glückwunsch zur gelungenen Themenauswahl. Sehr schön dass sich auch andere Ostasien- / Japan-Blogs auf die (steinige) Strecke abseits von japanischer Pop-Kultur wagen 🙂

    Zurück zum Thema:

    Vor kurzem wurde auch angedacht wilde Affen, die sich in der vom GAU betroffenen Region tummeln, mit Dosimetern und anderem technologischem Spielzeug auszustatten. Vielleicht gar keine so schlechte Idee, da sich die Tiere ohnehin frei bewegen und wohl kaum evakuiert werden können. Ob und wie das technisch machbar ist weiss ich allerdings nicht.

    PS: Vielleicht kommt ja die nächste Evolutionsstufe des Menschen in Form von Cyborg-Affen aus Japan 😉

    Marco

    Mai 25, 2012 at 8:50 pm


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