Archive for Juni 2012
Rohe Leber?
Heute in den Nachrichten: In Japan darf ab morgen in Restaurants keine rohe Rinderleber mehr verkauft werden. Das wurde beschlossen, da vor einer Weile ein paar Menschen an Lebensmittelvergiftung mit rohem Fleisch gestorben sind. Die japanischen Behoerden finden rohe Rinderleber koennen sie effektiv nicht kontrollieren und ein Lebensmittelvergiftungsrisiko ausschliessen. Daher das Verbot.
Und da das Verbot morgen in Kraft tritt, um die Leute vor Lebensmittelvergiftung und moeglichem Tod zu schuetzen, haben sich heute viele Japaner auf den Weg gemacht und in einem Yakiniku-Restaurant ihrer Wahl zum letzten Mal suuuper-lecker rohe Rinderleber gegessen.
Gibt eben Dinge, die man auch nach 5 Jahren in Japan nicht moegen muss 🙂
Wort des Tages: 牛レバー – gyuu rebaa – Rinderleber
Anonymous Attacke
Heute hat Anonymous anscheinend eine DDoS-Attacke gegen den obersten Gerichtshof (und einige andere Seiten) in Japan durchgefuehrt. Details kann ich gegenwaertig noch nicht nennen, nur dass die offizielle Webseite des Gerichts eine Weile lang nicht aufgerufen werden konnte. Die Attacke war als Antwort auf die gestrige Verschaerfung des japanischen Urheberrechts konzipiert. Bisher war illegales Downloaden und Uploaden in Japan zwar illegal, konnte aber nicht strafrechtlich verfolgt werden. Die strafrechtliche Verfolgung und Bestrafung mit bis zu zwei Jahren Haft und 250.000 Euro (ich schreibe aus dem Gedaechtnis, wenn es jemand besser weiss, bitte korrigieren) sind nun moeglich.
Hier eine japanische Quelle (ich hoffe morgen noch einen Japantimes Artikel oder so nachreichen zu koennen)
http://www.itmedia.co.jp/news/articles/1206/26/news116.html
(Der kleine Englischfehler in dem Screenshot ist witzig.)
Hier noch die „offizielle“ englischsprachige Kriegserklaerung (und japanische Kommentare):
http://itaishinja.com/archives/3467895.html
Hier der vesprochene Japan Times Artikel
http://www.japantimes.co.jp/text/nn20120628a2.html#.T-u4t7W_E0k
Wort des Tages: 抗議 – kougi – Widerstand
Takeshi-san desu ka?
So werde ich seit mehr als einem Jahr auf meinem Handy angesprochen. Nein, ich bin nicht Takeshi.
Nach einer laengeren Pause hatte ich letzte und diese Woche wieder ein paar Anrufe und letzte Woche hat meine Frau sich freundlicherweise am Telefon abreagiert. Hat aber nichts genutzt, denn heute gab es wieder einen Anruf fuer Herrn Takeshi. Nein, ich heisse noch immer nicht Takeshi. Ich habe nie Takeshi geheissen, heisse nicht Takeshi und bin mir beinahe absolut sicher, dass ich nie Takeshi heissen werde.
Ich hatte mir diesmal einen Schlachtplan zurechtgelegt: Zuerst ging ich auf den Anrufer ein, einfach um herauszufinden worum es eigentlich geht. Anscheinend geht es um Pferdewetten (Acquise). Damit war mein Wissensdurst gestillt und ich keifte den armen Telefoinisten (oder neudeutsch „Callcenter-Agent“) richtig schoen an. Ich teilte ihm zum Beispiel mit, dass ich Auslaender bin und keinen Herrn Takeshi kenne (ist das nicht ein Vorname anyway?) und dass ich ihm und seinen Kollegen schon zigmal gesagt habe mich NICHT MEHR ANZURUFEN.
Nun habe ich ein wenig die Befuerchtung, dass der gute Mann mir nicht geglaubt hat, weil mein Japanisch zu gut ist (Japaner am Telefon finden mein Auslaendersein nur heraus, wenn ich mich mal verhaspele oder sie nach meinem Namen fragen). Naja, wenn es noch einen weiteren Anruf gibt, werde ich mich wohl zu Softbank begeben muessen und meine Nummer aendern. Und alles nur weil die Trottel nicht checken, dass ihnen dieser „Takeshi“ einen Baeren aufgebunden hat.
Wort des Tages: 競馬 – keiba – Pferderennen bzw. Wetten
Katsuya Takahashi
Noch nie gehört? Ich weiss nicht, ob es die Nachricht in deutsche Medien geschafft hat, aber hier in Japan ist Herr Takahashi sehr berühmt, denn er war der letzte noch freie steckbrieflich gesuchte Mittäter der Giftgasanschläge auf die Tokyoter U-Bahn 1995. Letzte Woche wurde er endlich gefasst und ich möchte euch die Geschehnisse bei der Verhaftung einmal kurz zusammenfassen:
Takahashi wurde in einem Manga-Cafe gefasst. Er hatte sich (u.a.) dort versteckt, nachdem die vorletzte Aum-Angehörige (Kikuchi) gefasst worden war. (Davor wurde er beobachtet, wie er in einem anderen Laden eine Einzelkabine für 12 Stunden buchte (quasi Übernachtung) und sich drei Pornos aus der entsprechenden Ecke im Laden nahm und dann in seiner Kabine verschwand.)
Ein Kunde hatte die Polizei ein paar Tage davor davon verständigt Takahashi in diesem Cafe gesehen zu haben. Zwei Polizisten in Zivil kamen dann wohl regelmäßig in das Manga-Cafe. Am Tag der Festnahme machte ein Angestellter die Polizisten dann auf Takahashi aufmerksam. Drauf meinten die Polizisten: „Haben Sie sich nicht versehen?“ Worauf der Angestellte die Polizisten aufforderte noch einmal genau hinzusehen. Takahashi hatte die Polizisten mittlerweile bemerkt und versuchte sich zu verkrümeln, worauf dann einer der Polizisten ein wenig mißtrauisch wurde und ihn von hinten ansprach. Takahashi antwortete „Ich bin Takahashi Katsuya.“.
Damit ist nach 17 Jahren der letzte AUM-Attentäter gefasst.
Oben: Fahndungsfoto (links: Kikuchi, rechts: Takahashi)
Unten: Aktuelles Foto
Japanische Polizisten scheinen mir irgendwie nicht auf zack zu sein. Aber bei Verbrechern wie Takahashi, die sich am Ende quasi in die Arme der Polizei werfen ist das wohl auch nicht nötig.
Wort des Tages: 逮捕 – taiho – Festnahme
Nicht gesendete japanische Werbung
Dies ist mein 200ter Artikel. Darauf ein dreifaches BANZAI! Trotzdem gibt es heute keinen speziellen Jubiläumspost, hehe.
Gestern hat mich meine Frau auf dieses tolle Video auf Youtube hingewiesen:
Es listet Werbespots auf, die nicht gesendet wurden / werden konnten. Ich finde sowohl die Werbungen selbst als auch die Gründe für die Zensur interessant. (Ich benutze das Wort Zensur hier relativ frei. Es handelt sich hierbei NICHT um staatliche Zensur.)
Spot 1: Die Zahl unreifer Eltern nimmt zu. (AC scheint so etwas wie der nationale Werbefachverband zu sein.)
Zensurgrund: Eltern mit Kindern fühlten sich unwohl als sie den Spot sahen.
Kommentar: Wtf? Habt ihr (sowohl Werber als auch Zuschauer) keine anderen Sorgen?
Spot 2: Nova Englischunterricht.
Zensurgrund: Der Hase im Spot ist Novas Maskottchen. Kann man als Tierquälerei ansehen
Kommentar: Ähm. Wir sind hier in Japan, oder? Dem Land von Manga und Anime? Ja? …
Spot 3: Siren (ein Horror-spiel für die Playstation)
Zensurgrund: Zu gruselig.
Kommentar: Äääächt jetzt?
Spot 4: Nissin Cup Ramen
Zensurgrund: Sieht so aus als ob Nissin Kindersoldaten gut findet.
Kommentar: Heureka, ich kann verstehen, wieso dieser Spot nicht gesendet werden konnte. Die Message, die gesendet werden sollte, war wohl: „Make love, not war.“ Ging aber gründlich in die Hose.
Spot 5: Karada Meguricha (Tee)
Zensurgrund: Das Wort „jouka“ (Reinigung, Säuberung) verstößt gegen das Arzneimittelgesetz.
Kommentar: Hmm. Juristische Wortklauberei oder berechtigte Schranke vor pseudowissenschaftlicher Werbung? Schwer zu sagen. Hirosue ist Star in dieser Werbung, deshalb Daumen runter von mir. Kann sie einfach nicht ausstehen.
Spot 6: Benesse (Großkonzern, Bildung und Erziehung)
Zensurgrund: Zu viel Küssen für eine Werbung.
Kommentar: Wer ist eigentlich prüder, Japaner oder Amerikaner?
Spot 7: Secom (Sicherheitskonzern)
Zensurgrund: Viele Menschen beschwerten sich der Spot sei zu nervig und aufdringlich.
Kommentar: Äääächt jetzt? Schaut halt keine Werbung! Mal im Ernst, ich finde die Werbung recht gut. Es gibt wirklich viel langweiligere Werbung. („dare“ bedeutet übrigens „wer“)
Spot 8: Karada Meguricha (Tee)
Zensurgrund: Konnte nichts finden. Wahrscheinlich zu sexy.
Kommentar: „So viel schwitzen, dass der BH durchsichtig wird.“ Äääääähhm. Japanische BHs? So viel kann Frau gar nicht schwitzen.
Spot 9: Shiro (Shochu, japanischer Schnapps)
Zensurgrund: Es geht in dem Spot darum, dass der „Comedian“ sich als Politiker zur Wahl aufstellen lassen will. Zu dem Zeitpunkt gab es allerdings in der realen Welt auch eine Gouverneurswahl und da haben die Leute in der Firma beschlossen, es lieber zu lassen.
Kommentar: Hmm, schwierig. Kann die Firma verstehen. Allerdings gibt es ja genug Fernsehclowns, die es in die japanische Politik geschafft haben. Hashimoto z.B.
Spot 10: Oyatsu Company (Snacks, „Oyatsu“ bedeutet „Snack“)
Zensurgrund: Fremdgehen ist nicht gut.
Kommentar: Ja, da wurde wohl ein wunder Nerv getroffen. Aber im Prinzip auch wieder einfach nur prüde und „Kopf in den Sand“ Mentalität.
Spot 11: Listerine (Mundwasser)
Zensurgrund: Am Ende wirft die Protagonistin eine Müllsack in einen abfahrenden Müllwagen. Das ist kein gutes Vorbild.
Kommentar: Ah, wie ich (japanische) Kleinkariertheit genieße.
Spot 12: EMobile (Handy Service)
Zensurgrund: Obama wird mit einem Affen gleichgesetzt. Man beachte das „change“ am Ende.
Kommentar: Kann ich nachvollziehen. Es gibt einfach zu viel Rassismus um solche „Späße“ durchgehen zu lassen.
Spot 13: Match (Brause)
Zensurgrund: „Nur für (Ober)Schüler“ Slogan.
Kommentar: Ja nee, is klar!
Spot 14: Kümmert euch um eure älteren Verwandten. (vielleicht?) (AC scheint so etwas wie der nationale Werbefachverband zu sein.)
Zensurgrund: In dem Spot ruft der Sohn (?) der alten Dame an und fragt wie es ihr geht. Sie hält ihn für einen Betrüger, der sich als ihr Sohn ausgibt um an ihr Geld zu gelangen. Das Problem mit dem Spot ist, dass nicht klar wird, ob der Sohn nun wirklich der Sohn ist, oder ein Betrüger und folglich, ob die alte Dame dement ist oder nicht.
Kommentar: Wirklich unglücklich gemacht mit dieser unklaren Message. Das zum Thema Werbe“fach“verband.
Spot 15: Fehler im Video. Wurde wohl so gesendet.
Aus den Kommentaren zu schließen haben so einige Japaner wenig Verständnis für viele der Begründungen um Spots nicht zu senden.
Wort des Tages: 放送禁止 – housoukinshi – Sendeverbot
Es ist Fruehling
Jaja, etwas mehr als zwei Wochen seit Diablo 3 angefangen hat meine gesamte Freizeit aufzufressen. Aber so langsam klingt der Suchtpegel ab. Und das bedeutet hier gibt es bald wieder etwas zu lesen, hehe. Für heute erst einmal ein paar schöne Fotos aus der Nachbarschaft.
Harajuku hat sich in den letzten Jahren wirklich sehr verändert. Das hier ist der Eingang eines Einkaufstempels an der Kreuzung mit H&M und dem Condomania Laden.
Die folgenden Fotos habe ich bei einem kleine Spaziergang von Omotesando nach Shibuya aufgenommen. Das Gebäude im Hintergrund ist die UN-Universität (wusste gar nicht, dass es so etwas gibt). Die Fahnen stellen Karpfen dar und der Japankenner weiss, dass es die Zeit des Jungenfests ist.
Diese merkwürdige Skulptur stammt von Okamoto Taro, einem in Japan sehr berühmten Künstler. Die deutsche Wikipedia hat auch einen sehr kurzen Artikel über ihn.
Englisch ist ja so SAUCOOL!
Kleines Quiz: Welchem Zweck dienen wohl die gelb-rot-blauen Markierungen am Eingang einer Bankfiliale in Tokyo? (Und gibt es so etwas auch in D.?)
Auf diesem Werbeplakat wirbt „Flower Artist“ Kariyazaki Shogo für den „Yomiuriland“-Vergnügungspark. Bin ich der einzige der den Typen ein ganz klein wenig unheimlich findet?
Und noch ein verspäteter Eindruck von einem meiner diesjährigen Hanami.
Samurai Biker hat letztens schon etwas zu diesem Werbeposter geschrieben. Er hatte aber nur eines der beiden Bilder gepostet. Hier also noch einmal das komplette Set. Wirklich klasse wie Mann nach der Arbeit (!) nach Hause kommt und von Frau bewirtet wird, während Frau nach dem Einkaufen (!) nach Hause kommt und sich um das Kind kümmern darf. Ein Hoch auf Rollenbilder!
Und damit ich nicht immer nur meckere hier noch ein paar hübsche Rosen aus unserer Nachbarschaft 😉
Wort des Tages: バラ屋敷 – barayashiki – in etwa: „Rosenvilla“