Archive for Januar 2015
Wohnen in Japan
Mal wieder ein paar spontane Gedanken. Heute Morgen habe ich einen Artikel bei Zeit Online gelesen (von Felix Lill, der generell recht gute Artikel ueber Japan schreibt).
In dem Artikel geht es um die Architektur in Japan und die mit dem staendigen Abriss und Aufbau einhergehenden Vorteile und Nachteile.
Als Vorteil listet Herr Lill die Innovationen auf, japanische Super-Toiletten zum Beispiel.
Als Nachteil listet er die schlechte Waermedaemmung japanischer Haeuser.
Sowohl zum Vorteil, als auch zum Nachteil habe ich denselben Kommentar: „Ja, aber …“
Wie ueberall sonst auf der Welt gibt es auch in Japan arm und reich. Und damit auch grosse Unterschiede, wie gewohnt wird. Meine alte Studentenbude damals in Kusatsu war definitiv schweinekalt und ein Drecksloch. Unsere jetzige Wohnung dagegen ist – vergleichsweise angenehm warm und benoetigt auch im Winter kaum Heizung. Dafuer kostet sie aber auch ein bisschen mehr …
Generell unterscheidet man in Japan zwischen „Apa-to“ (Appartment) und „Manshon“ (Mansion)-Wohnungen. Bei Mansion gibt es auch noch den „Bunjo“(Eigentumswohnung)-typ. Apa-to ist Leichtbauweise und die Isolierung normalerweise ein Witz. Mansion basiert auf „reinforced concrete“ Architektur (keine Ahnung wie der deutsche Fachbegriff lautet). In Mansions sollte man normalerweise nicht frieren.
Wie immer also: Auch in Japan ist nicht alles schwarz und weiss 🙂
Das Haus meiner Schwiegereltern ist allerdings schweinekalt….
Nebelkerzen
Hier in Japan wird immer wieder gern ueber zwei Ereignisse der juengeren japanischen Geschichte diskutiert.
1) Die euphemistisch „Trostfrauen“ genannten Sexsklavinnen des japanischen Militaers im zweiten Weltkrieg.
2) Das Nanking-Massaker.
Wobei „diskutiert“ schon fast ein wenig uebertrieben ist, denn in Japan hat die revisionistische Rechte das Heft fest in der Hand und behauptet immer und immer wieder, dass die Graeueltaten der Japaner im zweiten Weltkrieg gar nicht so schlimm waren oder gar garstige Luegen des boesen Auslands (Korea, China) waeren. Und ueberhaupt, Japan hatte damals ueberhaupt keine andere Wahl als Krieg zu fuehren und wegen der Atombombenabwuerfe ist man ja sowieso Opfer und nicht Taeter.
Wie gesagt, das obige ist keine Minderheitenmeinung in Japan und auch die derzeitige politische Fuehrung des Landes liebaeugelt mit so einigen der oben genannten Ansichten.
Ich denke mir bei diesen Scheindiskussionen immer nur:
Kriegstote Japan*: Soldaten 2.1 Mio. Zivilisten 500.000
Kriegstote China*: Soldaten 3-4 Mio. Zivilisten 12-16 Mio.
Diese Zahlen sind meiner Meinung nach das EINZIGE Argument zu dem Thema, wer sich hier bei wem entschuldigen muss. Und selbst wenn jedes einzelne japanische Kriegsverbrechen eine ganz gemeine Luege des boeswilligen Auslands waere … truege Japan immer noch Schuld am Tod von Millionen Zivilisten.
Und dafuer gibt es keine Ausrede und keine Entschuldigung.
* Zahlen der englischen Wikipedia. Ich bin mir bewusst, dass die Opferzahlen je nach Quelle schwanken. Am Ergebnis, naemlich dass auf chinesischer Seite viel mehr Menschen und vor allem viel mehr Zivilisten gestorben sind, aendert das nichts.
Sie haben Miao!
Heute ausnahmsweise mal was ueber China. Bei Zeit Online gab es heute einen sehr anschaulichen Artikel ueber die Unterdrueckung der Meinungsfreiheit in China. Ich kann ihn wirklich nur empfehlen und habe ihn heute morgen in der Bahn verschlungen.
Bei all dem Wehklagen ueber Halb-Demokratie und ultrarechte Umtriebe (der Regierung!) in Japan sollte man sich immer vor Augen halten, dass es in einigen von Japans Nachbarlaendern noch schlimmer ist …
Und in Deutschland ringen alle die Haende ueber Pegida und co. Ah, suesse Unschuld 🙂