Japanbeobachtungen (naja zu 90%)
Ich gebe ja zu, dass dieser Blog hier so ziemlich tot ist. Das hindert mich aber nicht daran, nach ein paar Jahren mal wieder mein Handy auszumisten und die Welt (also die 5 Leser, die hier noch reinschauen) an meinem Geschwurbel teilhaben zu lassen.
Kategorie: Engrish
Ich weiss, man sollte da nicht zu kritisch sein, aber naja, manchmal wuerde ein Blick ins Woerterbuch schon helfen …
„I’m unpleasant. I hate it being left.“ (kicher)
Kategorie: Schoenheit im Alltag
Zum letzten Bild: „Schwalbennest. Es kann vorkommen, dass von den Schwalben etwas herunterfaellt (Kot). Bitte haben sie Geduld, bis die Kueken fluegge sind.“
Kategorie: Der kapitalistische Wahnsinn
Einer der zentralen Grundsaetze des Kapitalismus ist es „Mehrwert“ in der Wahrnehmung des Kunden zu schaffen, indem man bestimmte Eigenschaften zu einem Produkt hinzudichtet, obwohl sie mit dem Produkt nichts oder nur sehr am Rande zu tun haben. Leicht zu verstehende Beispiele sind z.B. Zigaretten / Autos gepaart mit „Maennlichkeit“ / Abenteuer.
Hier sieht man ein paar der in Japan allgegenwaertigen Gesichtsmasken. Die sind normalerweise weiss und haben als Kaufargumente „noch bessere Tropfenabwehr“ und so. Aber um noch mehr Gesichtsmasken zu verkaufen, hat sich ein (oder mehrere) Hersteller gedacht, es waere doch toll, das Produkt zu Gendern, so dass „Mann“ eine „coole“ schwarze Maske und „Frau“ eine „niedliche“ pinke Maske bekommt. Voila, Mehrwert.
Hier gibt es ein Beispiel der unheiligen Allianz zwischen Kapitalismus und Nationalismus. Das Produkt ist stinknormaler „Sencha“ (ein schwacharomatischer gruener (?) Tee).
„Japaner haben den bestentwickelten Geschmackssinn in der Welt.“
Ich weiss, ich weiss, alles nicht so schlimm und es gibt noch viel schlimmere Beispiele von Nationalismus in Japan blablabla, aber ich fuer meinen Teil sehe hier eine starke „slippery slope“ Argumentation.
„Mainstream“ Werbungen wie diese normalisieren Nationalismus. Und dann ist es nur noch eine Frage der Radikalisierung bis man glaubt, Japaner seien „einzigartig“ und „das goettliche Volk“.
Und der Kreis zum Kapitalismus schliesst sich, wenn man sieht wem diese „urjapanische“ Teeproduktion gehoert: Dem globalen Konzern Coca Cola.
„Lasst uns arbeiten und lachen.“
Aehnlich wie die Teewerbung oben wirkt die Werbung an sich erst einmal harmlos. Ich sehe aber auch hier wieder eine Normalisierung der v.a. in Japan vorherrschenden „Arbeit ueber alles“ Ideologie. Dabei wird der Sinn der Arbeit in sein Gegenteil verkehrt. Wir arbeiten nicht, um zu leben, sondern wir leben um zu arbeiten.
Die Werbung wurde uebrigens von einer Personalvermittlung geschaltet. Wenn man weiss, wie ausbeuterisch das japanische Arbeitswesen vor allem fuer nicht fest angestellte Arbeitnehmer ist, hat diese Werbung schon einen sehr faden Beigeschmack. Fuer mich sieht der Mann in dem Bild auch mehr wahnsinnig als gluecklich aus, aber das ist dann nur meine Wahrnehmung.
Ich selbst bin natuerlich auch nur ein Rad im Getriebe mit festem Job und Familie …
„All work and no play makes Jack a dull boy.“
Ja, heissa! Waesche buegeln ist schon ein Heidenspass! Meiner Tochter kaufe ich so etwas aber nicht ….
Aufgenommen in Frankreich. Mal davon abgesehen, dass es Werbung ist, geht es hier nicht wirklich um Kapitalismus. Ich fand es einfach nur schoen / interessant, dass rechts unten die franzoesische Uebersetzung von „American Winter“ steht.
(Gut, auch hier stellt sich mir die Frage, was dieses Huehnchensandwich mit dem Winter in Amerika zu tun haben soll und auch wo in Amerika dieser Winter sein soll. Aber man kann’s auch uebertreiben, hm?)
Mal am Rande: Ich spiele mich hier als grosser Kapitalismuskritiker auf, bin selbst aber im B to B Vertrieb taetig. Gibt wohl nicht so viele Jobs, die kapitalistischer sind als mein eigener. Andererseits bin ich ueberzeugt, das man das System nicht mit Fundamentalopposition veraendert, sondern von innen (siehe „die Gruenen“ zu ihren besten Zeiten).
Mehr Photos in den naechsten Tagen.
– yep – Englisch wird wohl gern verbogen, habe auch einen Büroartikel mit zweifelhaften Aufdruck.
– ›urjapanische Teeproduktion‹: wie hoch ist die Strahlenbelastung?
– Immer her mit neuen Fotos!
(Leser #1)
Knudster
Juli 27, 2017 at 3:25 pm
Ich habe mich sehr gefreut nach lnager Zeit mal wieder eine Benachrichtigung zu erhalten und verfolge den Blog immernoch gerne!
Jenny
Juli 28, 2017 at 10:15 am
Danke für diesen launigen Beitrag. Ich bin gespannt wie es weiter geht!!
Nadine Arnold-Dörr
Juli 28, 2017 at 7:01 pm
Ah, feel the love 🙂
Danke fuer die freundlichen Kommentare!
Hanayagi
Juli 29, 2017 at 8:08 am