japanbeobachtungen

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Archive for the ‘Alles mit Kultur’ Category

Japan und Gender (mal wieder …)

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Anlaesslich der nun beschlossenen Frauenquote in Deutschland hier mal ein paar schoene Statistiken:

Frauenanteil im Deutschen Bundestag (seit 2013): 36,5%  (230/631)

Frauenanteil im Japanischen Unterhaus (seit 2012): 8,1% (39/480)

Japan nimmt damit Platz 134 / 156 auf der IPO „Women in Parliament„-Liste ein. In guter Nachbarschaft von Benin, Bhutan und dem Congo…. (Deutschland: Platz 21 … yay)

Als altlinker Frauenversteher interessiere ich mich natuerlich auch fuer den Frauenanteil pro Partei.

Deutschland:

CDU 24.8%

FDP 25.8% (bis 2013)

SPD 42.2%

Gruene 55.6%

Linke 56.3%

Man sieht ein deutliches rechts-links Gefaelle. Ist irgendjemand ueberrascht?

Aber keine Angst, im Vergleich zu Japan ist sogar die CDU fortschrittlich:

LDP 8.5%

DPJ  5.6%  (2009: 14.9%)

Sonstige 10.3%

Was soll man da sagen? Die „linke“ DPJ hatte im Parlament von 2009 immerhin einen … „fortschrittlichen“ Wert von fast 15%.

Ein Trauerspiel.

Written by hanayagi

November 27, 2014 at 5:33 am

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„Der neue Zwang zur Freundlichkeit“

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Heute bei Zeit Online: http://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2012-10/einzelhandel-umsatz-mitarbeiter-nettigkeit/komplettansicht

Artikel die „neue Trends“ behandeln, lese ich wenn ueberhaupt, dann mit einer gehoerigen Prise Skepsis und die folgende Diskussion sollte auch in diesem Geiste verstanden werden.

Es geht in dem Artikel darum, dass Angestellte im Einzelhandel hoeflicher agieren sollen. Hier ein paar nette Zitate aus dem Artikel und mein Kommentar dazu:

[…]Die festgelegten, auf Höflichkeit getrimmten Sätze passen nicht in ihre Welt. In der herrscht Personalnot, es fehlt immer an irgendeiner Stelle an etwas: an Zeit und Geduld. „Wir sind oft nur zu zweit im Laden, da bleibt keine Zeit, um so nett zu sein, wie Netto es sich wünscht“, sagt Schneider. Die Kunden würden manchmal sehr unfreundlich und ungeduldig.

In Japan spart man zwar auch soweit moeglich Personalkosten, aber im Einzelhandel habe ich eigentlich nie das Gefuehl, dass es zu wenig Mitarbeiter gibt, eher im Gegenteil. Und unfreundliche Kunden gibt es hier nicht.

Oft merkten die Kunden, dass die Mitarbeiterin nur Floskeln aufsage, statt sich ernsthaft um sie zu kümmern.

Hahaha. You know NOTHING, Jon Snow.

„Viele werden wütend, wenn man sie mit 08-15-Sätzen abspeisen will“. Ihr fällt es schwer, sich zu entschuldigen, wenn sie es nicht so meint. Oft beißt sie dann auf die Zähne und lächelt.

In Japan sind Standardfloskeln im Einzelhandel alles. Wuetend ist darueber niemand, solange es kein groesseres Problem gibt. Der/die einfache arubaito kennt nur das Schema F aus dem Handbuch und kann alleine keine Probleme loesen. Interessant wird es, wenn diese Floskeln ein Problem nicht loesen koennen und es in die naechsthoehere(n) Autoritaetsstufe(n) geht.

Dieter Zapf weiß, was die neuen Regeln mit den Mitarbeitern machen. Zapf ist Arbeitspsychologe und untersucht, wie sich die Arbeitswelt auf unsere Persönlichkeit und unser Wohlbefinden auswirken. Er sagt: „Die Kundenbindung geht in einigen Fällen zulasten der Mitarbeiter.“ Wer von seinem Chef in seinem Handeln eingeschränkt werde, erfahre oft einen zusätzlichen Druck – über das bisherige Maß hinaus, sagt Zapf. Das sei besonders bei Vorgaben so, an die man sich als Mitarbeiter sklavisch halten muss: an Sätze und Verhaltensmuster etwa, die vorgegeben werden, und bei denen die eigenen Emotionen unterdrückt werden. Wer auf Dauer Emotionen zeigen müsse, die er nicht empfindet, könne diese irgendwann gar nicht mehr empfinden.]

Hier musste ich doch sehr schmunzeln. Deutsche, lernt einfach mal ein bissel gaman.  🙂

Wort des Tages: 敬語 – keigo – Hoeflichkeitssprache

Written by hanayagi

Oktober 11, 2012 at 1:58 pm

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Zurück in Tokyo

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Ja, ich bin wieder da! Ich hatte mir selbst eigentlich vorgenommen den Blog auch während der 10 Tage, die ich arbeitsbedingt nicht in Tokyo war, zu betreiben. Aber … sorry, ich war abends einfach zu faul/müde.

Als Ausgleich gibt es heute ein paar Fotos, die ich während dieser Zeit bzw. ein paar Tage davor gemacht habe.

Vor ungef:hr zwei Wochen fegte ein Taifun über Tokyo hinweg. Den Baum hinten auf dem Bild hat es dabei erwischt.

Nachdem wir etwa vier Jahre in direkter Nähe des Ghibli-Museums gewohnt haben, haben wir uns endlich aufgerafft, uns dieses auch einmal anzusehen. Leider ist Herr Miyazaki ein Copyright-nazi sehr auf sein geistiges Eigentum erpicht und Fotos im Gebäude sind nicht erlaubt.

Totoro!

Hübsch, hübsch!

Kekse mit Softeisgeschmack? Aba sicha! (hat übrigens nicht mal schlecht geschmeckt)

Bei über 30 Grad im Schatten und 60% Luftfeuchtigkeit kann man auch mal alle viere baumeln lassen. 😉

„Etikette-Beutel“. Wie heissen Kotztüten in Deutschland offiziell?

In Japan können sogar Absperrungen niedlich sein. Ich sehe schon junge Japanerinnern „kawaii“ in NHK-Mikrofone kreischen.

Ich habe schon seit einer Weile die Theorie, dass es in Japan nicht nur eine Fixierung auf die Jugend gibt, sondern auch Diskriminierung von allen nicht-alten Menschen. Fest steht auf jeden Fall, dass Werbemenschen in Japan (und wohl nicht nur dort) ältere Menschen mögen, da die das meiste Geld haben. In dieser Werbung wird 40 – 50 jährigen eine billigere Autoversicherung versprochen, da sie die sichersten Fahrer wären. Das mag auch stimmen. Nur, was mir nicht gefällt ist die Wortwahl:

„Die Autoversicherung für Erwachsene“

„Verglichen mit jungen Menschen haben Menschen in den 40ern und 50ern weniger Unfälle. Dann sollte auch die Versicherung billiger sein.“ (das ist ganz OK und steht hier nur der Vollstaendigkeit halber)

„Ab 40 Jahren sollte man die Versicherung für Erwachsene wählen.“

Ich habe das schon öfter gesehen. In Japan scheint es eine Vorstellung von „erwachsen sein“ zu geben, die neben einem gesetzten Alter auch einen gewissen Lebensstandard (Auto, Haus) vorraussetzt. Wer sich diesen Lebensstandard nicht leisten kann oder gar unter 40 ist, muss damit also ein Kind sein. Ich weiss ja nicht …

Wort des Tages:  大人 – otona – Erwachsen(er)

Nicht gesendete japanische Werbung

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Dies ist mein 200ter Artikel. Darauf ein dreifaches BANZAI! Trotzdem gibt es heute keinen speziellen Jubiläumspost, hehe.

 

Gestern hat mich meine Frau auf dieses tolle Video auf Youtube hingewiesen:

Es listet Werbespots auf, die nicht gesendet wurden / werden konnten. Ich finde sowohl die Werbungen selbst als auch die Gründe für die Zensur interessant. (Ich benutze das Wort Zensur hier relativ frei. Es handelt sich hierbei NICHT um staatliche Zensur.)

 

Spot 1:  Die Zahl unreifer Eltern nimmt zu. (AC scheint so etwas wie der nationale Werbefachverband zu sein.)

Zensurgrund: Eltern mit Kindern fühlten sich unwohl als sie den Spot sahen.

Kommentar: Wtf? Habt ihr (sowohl Werber als auch Zuschauer) keine anderen Sorgen?

 

Spot 2: Nova Englischunterricht.

Zensurgrund: Der Hase im Spot ist Novas Maskottchen. Kann man als Tierquälerei ansehen

Kommentar: Ähm. Wir sind hier in Japan, oder? Dem Land von Manga und Anime? Ja? …

 

Spot 3:  Siren (ein Horror-spiel für die Playstation)

Zensurgrund: Zu gruselig.

Kommentar: Äääächt jetzt?

 

Spot 4: Nissin Cup Ramen

Zensurgrund: Sieht so aus als ob Nissin Kindersoldaten gut findet.

Kommentar: Heureka, ich kann verstehen, wieso dieser Spot nicht gesendet werden konnte. Die Message, die gesendet werden sollte, war wohl: „Make love, not war.“ Ging aber gründlich in die Hose.

 

Spot 5: Karada Meguricha (Tee)

Zensurgrund: Das Wort „jouka“ (Reinigung, Säuberung) verstößt gegen das Arzneimittelgesetz.

Kommentar: Hmm. Juristische Wortklauberei oder berechtigte Schranke vor pseudowissenschaftlicher Werbung? Schwer zu sagen. Hirosue ist Star in dieser Werbung, deshalb Daumen runter von mir. Kann sie einfach nicht ausstehen.

 

Spot 6: Benesse (Großkonzern, Bildung und Erziehung)

Zensurgrund: Zu viel Küssen für eine Werbung.

Kommentar: Wer ist eigentlich prüder, Japaner oder Amerikaner?

 

Spot 7: Secom (Sicherheitskonzern)

Zensurgrund: Viele Menschen beschwerten sich der Spot sei zu nervig und aufdringlich.

Kommentar: Äääächt jetzt? Schaut halt keine Werbung! Mal im Ernst, ich finde die Werbung recht gut. Es gibt wirklich viel langweiligere Werbung. („dare“ bedeutet übrigens „wer“)

 

Spot 8: Karada Meguricha (Tee)

Zensurgrund: Konnte nichts finden. Wahrscheinlich zu sexy.

Kommentar: „So viel schwitzen, dass der BH durchsichtig wird.“ Äääääähhm. Japanische BHs? So viel kann Frau gar nicht schwitzen.

 

Spot 9: Shiro (Shochu, japanischer Schnapps)

Zensurgrund: Es geht in dem Spot darum, dass der „Comedian“ sich als Politiker zur Wahl aufstellen lassen will. Zu dem Zeitpunkt gab es allerdings in der realen Welt auch eine Gouverneurswahl und da haben die Leute in der Firma beschlossen, es lieber zu lassen.

Kommentar: Hmm, schwierig. Kann die Firma verstehen. Allerdings gibt es ja genug Fernsehclowns, die es in die japanische Politik geschafft haben. Hashimoto z.B.

 

Spot 10: Oyatsu Company (Snacks, „Oyatsu“ bedeutet „Snack“)

Zensurgrund: Fremdgehen ist nicht gut.

Kommentar: Ja, da wurde wohl ein wunder Nerv getroffen. Aber im Prinzip auch wieder einfach nur prüde und „Kopf in den Sand“ Mentalität.

 

Spot 11: Listerine (Mundwasser)

Zensurgrund: Am Ende wirft die Protagonistin eine Müllsack in einen abfahrenden Müllwagen. Das ist kein gutes Vorbild.

Kommentar: Ah, wie ich (japanische) Kleinkariertheit genieße.

 

Spot 12: EMobile (Handy Service)

Zensurgrund: Obama wird mit einem Affen gleichgesetzt. Man beachte das „change“ am Ende.

Kommentar: Kann ich nachvollziehen. Es gibt einfach zu viel Rassismus um solche „Späße“ durchgehen zu lassen.

 

Spot 13: Match (Brause)

Zensurgrund: „Nur für (Ober)Schüler“ Slogan.

Kommentar: Ja nee, is klar!

 

Spot 14: Kümmert euch um eure älteren Verwandten. (vielleicht?) (AC scheint so etwas wie der nationale Werbefachverband zu sein.)

Zensurgrund: In dem Spot ruft der Sohn (?) der alten Dame an und fragt wie es ihr geht. Sie hält ihn für einen Betrüger, der sich als ihr Sohn ausgibt um an ihr Geld zu gelangen. Das Problem mit dem Spot ist, dass nicht klar wird, ob der Sohn nun wirklich der Sohn ist, oder ein Betrüger und folglich, ob die alte Dame dement ist oder nicht.

Kommentar: Wirklich unglücklich gemacht mit dieser unklaren Message. Das zum Thema Werbe“fach“verband.

 

Spot 15: Fehler im Video. Wurde wohl so gesendet.

 

Aus den Kommentaren zu schließen haben so einige Japaner wenig Verständnis für viele der Begründungen um Spots nicht zu senden.

 

Wort des Tages: 放送禁止 – housoukinshi – Sendeverbot

Written by hanayagi

Juni 6, 2012 at 2:31 pm

Es ist Fruehling

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Jaja, etwas mehr als zwei Wochen seit Diablo 3 angefangen hat meine gesamte Freizeit aufzufressen. Aber so langsam klingt der Suchtpegel ab. Und das bedeutet hier gibt es bald wieder etwas zu lesen, hehe. Für heute erst einmal ein paar schöne Fotos aus der Nachbarschaft.

 

Harajuku hat sich in den letzten Jahren wirklich sehr verändert. Das hier ist der Eingang eines Einkaufstempels an der Kreuzung mit H&M und dem Condomania Laden.

 

Die folgenden Fotos habe ich bei einem kleine Spaziergang von Omotesando nach Shibuya aufgenommen. Das Gebäude im Hintergrund ist die UN-Universität (wusste gar nicht, dass es so etwas gibt). Die Fahnen stellen Karpfen dar und der Japankenner weiss, dass es die Zeit des Jungenfests ist.

 

Diese merkwürdige Skulptur stammt von Okamoto Taro, einem in Japan sehr berühmten Künstler. Die deutsche Wikipedia hat auch einen sehr kurzen Artikel über ihn.

 

Englisch ist ja so SAUCOOL!

 

Kleines Quiz: Welchem Zweck dienen wohl die gelb-rot-blauen Markierungen am Eingang einer Bankfiliale in Tokyo? (Und gibt es so etwas auch in D.?)

Auf diesem Werbeplakat wirbt „Flower Artist“ Kariyazaki Shogo für den „Yomiuriland“-Vergnügungspark. Bin ich der einzige der den Typen ein ganz klein wenig unheimlich findet?

 

Und noch ein verspäteter Eindruck von einem meiner diesjährigen Hanami.

 

Samurai Biker hat letztens schon etwas zu diesem Werbeposter geschrieben. Er hatte aber nur eines der beiden Bilder gepostet. Hier also noch einmal das komplette Set. Wirklich klasse wie Mann nach der Arbeit (!) nach Hause kommt und von Frau bewirtet wird, während Frau nach dem Einkaufen (!)  nach Hause kommt und sich um das Kind kümmern darf. Ein Hoch auf Rollenbilder!

 

Und damit ich nicht immer nur meckere hier noch ein paar hübsche Rosen aus unserer Nachbarschaft 😉

 

Wort des Tages: バラ屋敷 – barayashiki – in etwa: „Rosenvilla“

Fukushima Flyer

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In einem der letzten Artikel habe ich ein Bild von einem aufgebrachten Menschen in Shibuya gepostet. Neugierig wie ich bin, habe ich mir auch gleich noch einen Flyer in die Hand drücken lassen.

 

Übersetzung:

Licht und Hoffnung für alle in der evakuierten Zone zurückgelassenen Tiere:

„Sich an den Händen halten, in Hoffnung verbunden, Leben ohne Stimme beschützen.“

Der Bauernhof der Hoffnung – Fukushima –

 

Auf dem Bild: „Namie, 14 Kilometer von der Atomexplosion entfernt. Zusammenhalt bei der todesmutigen Rettung!“

 

Den Text darunter übersetze ich jetzt mal nicht in Gänze. Zusammengefasst findet der Bauer, die japanische Regierung sollte die Tiere innerhalb der Zone nicht einfach sterben lassen bzw. keulen lassen, sondern vielmehr als Versuchsobjekte für Strahlenschäden zu benutzen.

Bis zu der roten Unterschrift („Weiteres sinnloses Töten können wir nicht mehr ertragen.“) handelt der Text übrigens sehr emotional von den „quicklebendigen“ Tieren und der Liebe und Aufopferung der Bauern, erst ganz am Ende gibt es den Vorschlag mit den Versuchsobjekten, was ich mal als schlechte Argumentationsweise bezeichnen würde. Ich hätte nach diesem Teil ja erwartet, dass die Bauern die Tiere umquartieren und in Würde sterben lassen wollen, oder etwas ähnlich utopisches. Und mein Begriff von Tierliebe besteht auch nicht unbedingt darin, sie als Versuchsobjekte zu gebrauchen. Davon einmal abgesehen, finde ich den Text aus zweierlei Gründen interessant.

Erstens finde ich die Idee die Tiere als Versuchsobjekte zu benutzen … hm … problematisch? Wenn die Tiere als solche gebraucht werden würden, hätte die Regierung sich doch sicher von selbst an die Bauern gewendet? Wäre natürlich schon gut, wenn sie nicht alle sinnlos sterben müssten.

Zweitens ist der Zettel eine gute Erinnerung daran, wie schlimm die ganze Sache für die Menschen um Fukushima herum immer noch ist. Hier im relativ sicheren Tokyo lässt es sich aus der Ferne schön gruseln, aber jeden Tag wirklich damit leben müssen wir hier, mal von der Sorge über verstrahlte Lebensmittel abgesehen, nicht. Die Menschen in Fukushima dagegen haben jeden Tag mit der Verstrahlung zu tun. Und im Falle der Bauern haben sie keine Existenzgrundlage mehr. Wer würde schon Lebensmittel aus Fukushima kaufen? (Wobei, bei uns im Supermarkt gibt es nach wie vor Tomaten aus Fukushima zu kaufen, um die ich immer einen großen Bogen mache, aber ich vermute mal irgendjemand wird sie schon kaufen…)

 

Wort des Tages: 絶望 – zetsubo – (aufgeben-Hoffnung) die Verzweiflung

Written by hanayagi

Mai 15, 2012 at 9:32 am

Hadeko

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Ich entschuldige mich fuer die niedrige Anzahl von Artikeln in den letzten Tagen. Bin einfach ein bissel faul im Moment.

Heute geht es um Hadeko. Hadeko? „Hade“ bedeutet „grell“ oder „auffaellig“, „ko“ ist einfach nur das Kind bzw. das Maedchen. Es geht also um grelle/auffaellige Maedchen.

Und so sehen sie aus:

   2008_01050044.jpg

Quellen (soweit ich weiss)

http://blog.crooz.jp/246ugk/ShowArticle?no=15           http://takulu.blog79.fc2.com/blog-entry-253.html

Und hier noch eine Youtube Videomontage, von einer deutschen Bloggerin wie es scheint:

Der Punkt, soweit ich das verstehe, ist als „komisch/seltsam“ angesehen zu werden. Bewusst wird nicht versucht hübsch, niedlich oder gar sexy zu sein. Vielleicht kann man sogar sagen, dass das Ziel das genaue Gegenteil bedeutet und hier nach den legendaeren „Ganguro“ des letzten Jahrtausends eine neue Gegenkultur auftaucht.

Ob das nun wirklich eine echte Subkultur ist, oder nur von Westlern zu einer solchen aufgebauscht, kann ich im Moment noch nicht beurteilen. Die Kommerzialisierung und Gentrifizierung Harajukus schreitet jedenfalls unaufhaltsam voran. In jedem Fall spuckt das  japanische Google 1.400.000 Treffer für „Hadeko (派手子)“ aus. Das japanische Youtube gibt aber nicht viel her. Bei meinem letzten Besuch in Harajuku vor ein paar Tagen sind mir ein paar Mädels wie die rechts oben aufgefallen und genau ein Mädchen, das den Stil auf dem linken Bild pflegte. Das pinke Outfit habe ich persönlich als „ist halt Harajuku“ abgetan. Aber vielleicht steckt ja mehr dahinter. Mein Interesse ist geweckt.

Falls es hier tatsächlich eine neue Subkultur geben sollte, die außerdem tatsächlich Nonkonformität mit dem gesellschaftlichen Schönheitsideal als erstrebenswert ansieht, wäre das auf jeden Fall interessant. Man könnte dann vielleicht sogar eine mehr oder weniger bewusste Rebellion gegen das vor allem gegenüber Frauen sehr einengende Schönheitsideal hineininterpretieren. Notwendig wäre es m.M.n. jedenfalls. Die Mädels werden vielleicht nicht so weit denken, aber eine Rebellion gegen das „kawaii„-Diktat ist viel mehr als nur Mode, es ist auch ein gesellschaftliches Statement. „kawaii“ ist nämlich auch eine Methode Frauen als untergeordnet zu kategorisieren. Denn wer „kawaii“ ist, ist eben nicht professionell, klug, selbstbewusst usw. Ob „Hadeko“ nun den besten Weg gefunden haben, Frauen mehr Respekt in Japan zu beschaffen? Vermutlich nicht. Ich bin schon froh, wenn es irgendwo einmal nicht „kawaii“ zugeht.

 

Wort des Tages: 目立ちたがる – medachitagaru – auffallen wollen (oft negativ)

Written by hanayagi

Mai 13, 2012 at 8:44 am

Eindrücke aus Tokushima und Tokyo

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So, ich bin zurück und nach drei Tagen Nichtstun auch wieder in der Stimmung hier etwas zu schreiben. Heute ist es mal wieder ein fotolastiger Artikel. Alle Fotos sind mit meinem neuen iPhone aufgenommen worden.

 

Naruto-oohashi (eine gewaltige Brücke, die die Naruto-Meerenge überspannt)

 

Und hier noch einmal mit japanischer Kiefer im Vordergrund, für die Ästheten.

 

Das Naruto Museum von oben.

 

Insel im Sturm/Strom.

 

Und noch einmal die Brücke von oben.

Die Wirbel, die durch das Zusammenfließen von zwei Meereströmungen erzeugt werden, sind eine der beiden Haupttouristenattraktionen Tokushimas. An diesem Tag war es leider so stürmisch, dass sie hier kaum zu erkennen sind. Wir konnten deshalb auch nicht das Boot nehmen und uns die Wirbel direkt ansehen.

 

Als Kind fand ich solche Simulatoren toll.

 

Eine der kulinarischen Spezialitäten Tokushimas: Yakimochi oder auch gebratene Reiskuchen. Leckeres Zeug (wenn man süße Bohnenpaste mag zumindest, hehe). Yakimochi bedeutet übrigens auch Eifersucht 🙂

 

Die zweite Touristenattraktion Tokushimas, der Awa-Tanz (Awa-odori, 阿波踊り). Beide Bilder sind Aufnahmen vom „Männer“-tanz und in der entsprechenden Kleidung. Frauen dürfen übrigens Männerkleidung tragen und wie Männer tanzen. Andersherum geht es allerdings nicht. Den Awa-Tanz kann man ganzjährlich im Awaodori-kaikan bestaunen und sich sogar selbst daran versuchen. Das eigentliche Event findet aber im August während des O-Bon Festes statt.

 

Und hier habe ich letzte Woche gearbeitet. Sehr laut und als Dolmetscher geht das andauernde Schreien ziemlich auf die Stimme. Am Freitag hatte ich mir dann schlussendlich eine Rachenentzündung/Erkältung eingefangen.

Ich habe noch mehr Fotos aus der Fabrik, darf sie aber nicht posten wegen Betriebsgeheimnis.

 

Hier noch ein paar Bilder, die ich bei einem Spaziergang gemacht habe.

 

Und natürlich die „nehmen Sie die Hundekacke mit“ Bilder. Ich frage mich wirklich, ob es nicht auch ohne diese netten Schildchen ginge. Habe hier jedenfalls noch nie Hundekacke auf der Straße liegen gesehen.

 

Die letzten beiden Tage habe ich meine Amerikaner dann durch Tokyo geführt und auch ein paar Bilder für mich selbst geschossen. Es hat sich leider herumgesprochen, dass ich die letzte Gruppe mit zu Hooters in Tokyo genommen habe, weshalb jetzt wolhl jede Gruppe dort einmal hin möchte. *seufz*

 

In Roppongi Hills haben sie gerade ein One Piece Event.

 

Zugegeben, ich hatte nicht damit gerechnet im 52. Stock dieses supermodernen Wolkenkratzers auf Plastikattrappen mit One Piece Thematik zu stoßen.

Man konnte alle dargestellten Speisen tatsächlich im Restaurant dort bestellen.

 

Tokyo bei Nacht aus dem 52. Stock von Roppongi Hills.

 

Am nächsten Morgen in Shibuya: Dieser junge Mann war offensichtlich und gut hörbar sehr erbost über Tepco.

 

Dieses Gebäude in der Gegend um Shiodome ist scheinbar ziemlich berühmt. Meine Frau meint, das sei ein Kapselhotel.

 

Ganz in der Nähe gibt es ausserdem den Hamarikyu Park, der durch seine Natur/Großstadt Kulisse besticht.

 

Wort des Tages: 持ち帰り – mochikaeri – mit nach Hause nehmen (normalerweise in Restaurants und Cafes mit Take-Out benutzt; aber eben auch fuer Hundekacke ^^)

Written by hanayagi

Mai 4, 2012 at 2:03 am

Repost: Mutterliebe & Einsamkeit

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(Dies ist der vorerst letzte Repost.)

 

Heute mal wieder ein paar Schnappschuesse:

Das ist der Inhalt eines der “Care-Pakete” der Mutter meiner Verlobten. Darin schickt sie uns regelmaessig gute Sachen aus der Provinz Tokushima, in der sie wohnt. Und weil’s Japan ist, gibt’s auch immer lecker Reis.

Und das habe ich heute in Shibuya (im Zentrum Tokyos) gesehen:

Das ist eine Werbung fuer einen … aehm … “Ohrensaeuberungsservice”. Ich uebersetze mal (von links oben nach rechts unten):

“Das Gefuehl des beruehrt werdens.”

“Das Gefuehl des gestreichelt werdens.”

“Die ultimative Entspannung.”

“Kopf auf den Schoss legen und sich die Ohren saeubern lassen.”

Es geht hier also um einen Service, bei dem man(n) seinen Kopf auf den Schoss einer in Yukata gekleideten jungen Dame legen und sich die Ohren saeubern lassen kann … … … Mal von der leichten Assoziation mit der Sexindustrie abgesehen …

Der Service bietet ja irgendwie auch menschliche Naehe an. Irgendwie traurig, wenn man so einsam ist, dass man menschliche Naehe kaufen muss. Andererseits sind die “Mamas” und “Kabaretts” in Japan dem auch nicht so unaehnlich.

Wort des Tages: 故郷の味 - furusato no aji – der Geschmack der Heimat; Japaner lieben es, Sachen aus einer bestimmten Region zu essen, speziell wenn es das eigene Dorf (Stadt) ist, in dem man aufgewachsen ist. Da sehr viele Japaner aus der Provinz nach Tokyo ziehen (gezogen sind) ist der “Furusato”-Mythos in Japan sehr potent.

Written by hanayagi

April 30, 2012 at 1:13 am

Repost: Alte Maschinen zum Stoffe faerben!

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Da Freundin keine Gelegenheit auslaesst, sich irgendwelche Stoffe, Muster, Farben … anzusehen, haben wir bei unserem Besuch in Tokushima die “Nagao-orifu” (長尾織布) – Shijira-ori Fabrik besucht. Shijira-ori ist eine besondere Art Stoff (indigo)blau zu faerben, dabei wird aus der Indigopflanze (藍, ai) der gewuenschte blaue Farbton gewonnen. Die Pflanze wird im Maerz gesaet und im Juli geerntet (es gibt zwei Ernten). Die Blaetter werden dann von Unkraut und Insekten gereinigt und getrocknet. Dieser Prozess dauert etwa einen Monat. Im September beginnt man dann das “Sukumo” (すくも, etwa: Faerbemasse) des entsprechenden Jahres herzustellen、indem man die Blaetter und allerlei Reagenzien in grosse Holzbottiche fuellt und dann bis in den Dezember hinein (100 Tage) gaeren laesst.

Mit dem gewonnenen Faerbemittel faerbt man dann alle moeglichen Kleidungsstuecke, wie zum Beispiel Yukata, Obi, SamueJinbei, T-Shirts, Hemden, Muetzen usw.

Ich habe mir die Fabrik auch von innen ansehen duerfen und natuerlich auch ein paar Fotos gemacht:

Panorama

Ein paar Maschinen aus der Naehe

Auf den Bildern erkennt man leider nicht so gut, wie unglaublich alt die Maschinen zum Teil sind. Der Firmenchef, der uns freundlicherweise herumfuehrte, erzaehlte mir, dass einige Maschinen noch aus der Meiji-Zeit stammen. Fuer nicht-Japanologen: Das war die Zeit von 1868 – 1912! Damals entwickelte sich in Japan uebrigens eine grosse Textilindustrie, die, kraeftig vom Staat gefoerdert, die USA und China (damals Weltmarktfuehrer) im weltweiten Textilienhandel ueberfluegelte und fuer Japans Industriealisierung ein wichtiger (wenn nicht sogar der wichtigste) Devisenbringer war. Da in diesen Fabriken fast ausschliesslich junge Frauen unter zum Teil schrecklichen Bedingungen arbeiteten, kann man wohl mit einigem Recht behaupten, dass die japanische Industrialisierung durch die Muehen und Leiden der Frauen ermoeglicht wurde. Dazu gibt es auch massenweise Literatur z.B. von Shiga Naoya, wenn ich mich recht erinnere.

So und noch zwei Fotos:

Gaerbottiche

Fertiges Faerbemittel

Ein fertiger Samue

Wort des Tages: 染め - some – Faerbung, das Faerben 〈von Kleidungsstuecken z.B.)

Written by hanayagi

April 29, 2012 at 1:11 am