Archive for the ‘Japan – das Gute und Schoene’ Category
Meine alte Firma
Mittlerweile ist es schon knapp ein halbes Jahr her, seit mir bei meiner alten Firma gekuendigt wurde. Ich glaube, so langsam ist es OK, wenn ich ein paar Details preisgebe.
Die Firma heisst CyGames und ist eine der groesseren Softwarefirmen, die in Japan Spiele-Apps fuer (vor allem) Smartphones herstellen. Die Firma hatte einen Riesenhit mit dem Spiel „Shingeki no Bahamut“ (神撃のバハムート) was ich mal woertlich mit „Bahamuts goettlicher Angriff“ uebersetze. Das Spiel war auch in Uebersee, speziell in Amerika sehr erfolgreich.
Im Grunde ist das Spiel ein Abklatsch von Magic The Gathering und man kann mit viel Geld immer bessere Karten kaufen um Gegner zu besiegen. CyGames hat das Konzept selbst auch vielfach kopiert und z.B. in ein Magical Girl Spiel namens „Idolmaster – Cinderella Girls“ verwandelt.
Meine Abteilung hat die Fussballversion des Spiels in verschiedene westliche Sprachen uebersetzt um so einen Fuss in den europaeischen Markt zu bekommen. Leider hat die Firma alles andere falsch gemacht, so dass das Spiel sehr schnell floppte und die gesamte Uebersetzungsabteilung fuer Europa (immerhin knapp 15 Leute) wieder eingestampft und die Uebersetzer allesamt entlassen wurden. Nur das Englisch-Team, das fuer Bahamut und Marvel – War of Heroes zustaendig ist, blieb bestehen.
Was das Management und die Planung angeht … nun ja, das ist sehr ungluecklich gelaufen. Zumindest habe ich daraus zwei Dinge gelernt: 1) Arbeite nicht in der IT-Branche. 2) Nie wieder „Haken“(Temporary)-Vertrag. Der Stundenlohn mag zwar ganz gut sein, aber die Firma kann dich jederzeit auf die Strasse setzen. Die ungluecklichen Leutchen vom Customer Service Europe wurden zum Teil am selben Tag (!) ueber ihre Entlassung informiert. Also: Du kommst zur Arbeit und dein Chef sagt dir, dass du ab heute nicht mehr zu kommen brauchst …
Wir hatten immerhin ein paar Wochen Vorwarnung …
Naja, wie auch immer. Vom Management der Firma einmal abgesehen war es eine gute Zeit. Das Uebersetzerteam war klasse – ausnahmslos nette und erwachsene Menschen und ich hatte viel Spass mit den Kollegen. Und den einen oder anderen Kniff habe ich auch gelernt im Umgang mit Smartphones und Computern.
Mein direkter Vorgesetzter hat mich dann auch noch dazu inspiriert einen Word/Excel-Kurs zu besuchen, waherend ich auf der Suche nach einem neuen Job war. Und jetzt kann ich nicht ganz ohne Stolz behaupten, einer der ganz wenigen Europaer zu sein, die die JAPANISCHE MOS Excel/Word-Pruefung bestanden haben. Und ich kann das gelernte Wissen bei meiner jetzigen Arbeit auch noch sehr gut gebrauchen. Alles in allem eine sehr gute Entscheidung.
Und hier noch ein paar Bilder aus der glamoroesen Welt der IT-Kreativbranche:
Mein Team (Uebersetzer und Programmierer). Der Dicke Mann in der Mitte war der Program Director und leider voellig unfaehig. Ich denke noch immer, dass er eine wichtige Rolle bei dem Scheitern unseres Spiels spielte.
In der Firma wurde gerne gefeiert.
Hier haben wir fuer einen der Bosse ganz oben eine Sumo-Show organisiert. Daher die alberne Kappe 🙂
Viele der japanischen Kollegen waren Otakus. Erstaunlich, hm? Der Waldschrat links ist ein Programmierer, der als Hobby „Survival-Training“ betreibt und seinen Tarnanzug an Halloween mitbrachte …. (Er sammelt ausserdem noch Taschenlampen …)
Und dann war da noch die Klassenfahrt Firmenreise zu einem Hotel in der Naehe Tokyos
True Bubble-Era stylin‘
Feiern auf Otaku Art. Mit (wirklich interessantem) Otaku-Quiz. Fuer den Gewinner gab es richtig nette Preise im Wert von mehreren tausend Euro.
Und hier noch die Umgebung des Hotels
Wir waren mit knapp 300 Mann da, wenn ich mich recht erinnere … daher die vielen Busse.
War keine schlechte Zeit, aber ich bin schon froh, dass ich jetzt einen stabilieren Job habe 🙂
Umzug und mehr
Ja, lang ist’s her, dass ich hier ein Lebenszeichen gegeben habe. Und viel ist passiert.
Ich habe einen neuen Job (dazu ein anderes Mal mehr) und Frau, Kind und meine Wenigkeit ziehen endlich mal wieder um. Wir hatten unsere Wohnung hier in Chofu nun schon seit 5 Jahren oder so.
Die neue Wohnung liegt in Nordtokyo, ist deutlich groesser (koennte sogar in Deutschland als anstaendig durchgehen, vermute ich) und hat einen fuer mich wesentlich angenehmeren Weg zur Arbeit. Ich muss nicht mehr Umsteigen, kann wahrscheinlich meistens im Zug sitzen und duerfte generell ungefaehr eine Stunde pro Tag WENIGER IM ZUG verbringen.
Nun aber Fotos zu unserer fantastischen 63,48 Quadratmeter-Wohnung.
Das Kinderzimmer (das groesste und hellste Zimmer im Haus)
Das Schlafzimmer
Mein EIGENES Zimmer (das kleinste Zimmer … aber immerhin MEINS)
Die Kueche
Der Flur
Das Bad (Nein, keine japanische Supertoilette sondern das japanische Standardmodell)
Die Terasse
Und die Front (生活感が触れる。)
Das Wohnzimmer muss geheim bleiben, da ich nur Bilder mit Frau und Kind habe und Frau nicht wollte, dass ich ihre Fotos veroeffentliche.
Wir bezahlen fuer unsere Wohnung ab sofort 100.000 Yen / Monat was bei dem billigen Yen im Moment so 750 Euro sein duerften. Fuer den Preis ist die Wohnung relativ schoen und relativ gross (nicht vergessen hier ist Tokyo!) – wir bezahlen dafuer mit der Entfernung vom naechsten Bahnhof. Ich muss also auch weiterhin mit dem Fahrrad bis zum Bahnhof fahren. Naja, beim naechsten Umzug sollten wir genug Geld fuer eine schoene Wohnung in zentraler Lage haben.
Aus deutscher Sicht macht sie vielleicht nicht so viel her, aber wir finden, es ist eine sehr schoene Wohnung 🙂
P.S. Kosten bei einem Umzug in Japan:
– Kaution (max drei Monatsmieten, meistens aber weniger)
– Reikin („Dank-Geld“ – Geschenk an den Vermieter, das dieser so freundlich ist mein Geld zu nehmen …. max drei Monatsmieten)
– Maklergebuehr (zehntausende von Immobilienfirmen muessen ja auch irgendwie leben … normalerweise ungefaehr eine Monatsmiete)
– „Buergegesellschaft“ (Manche Vermieter wollen sich nicht auf einen altmodischen Buergen verlassen, und so darf man als Mieter maximal eine Monatsmiete an eine Firma blechen, die das uebernimmt.)
– Versicherung (Katastrophen(Feuer?)versicherung und Haftpflicht sind obligatorisch – kosten aber nur ein paar hundert Euro)
– Schluesseluebergabe (Ja, genau. 200 Euro damit man den Schluessel bekommt…)
– Dazu dann noch je nach Vermieter einmal im Jahr oder alle zwei Jahre eine „Vertragserneuerungsgebuehr“ die maximal zwei Monatsmieten betragen kann.
Wir hatten dieses Mal Glueck und mussten nur so etwa 3000 Euro bezahlen (+ Umzug).
Langeweile: Ein paar Schnappschüsse von meinem Häändy!
Auf Arbeit nichts los und mir ist langweilig. Also ist es mal wieder Zeit, Blog zu schreiben! Und was wäre einfacher, als einfach mal mein Handy auszuräumen?
Kyoto, Bahnhof
Kyoto, Blätter
Kyoto, Kinkakuji
Kyoto, Gion Corner
Kinder im Sommer
Kyoto, Inari Taisha, Ema
Tokyo, U-Bahn (Sexuelle Belästigung ist kein Kavaliersdelikt!)
Tokyo, Straßenunterführung Nähe Shibuya (Bitte keine Sexindustrie Werbung aufhängen!)
Tokyo, New Yorker’s Cafe (Yellow Cab steht bei dem Kuchen hier. Der Ausdruck wurde früher abfällig für leicht zu habende Japanerinnen benutzt!)
Tokyo Disney Sea, Disney Zug mit Micky Mouse Fenstern
… und Haltegriffen
Tokyo, Narita Airport
Tokyo, Shibuya. Ein Weihnachtsbus ist ja eine nette Idee, aber ich konnte nciht herausfinden, wohin der Bus denn nun eigentlich fuhr … (zum Nordpol?)
Die restlichen Bilder stammen von unserem kleinen Neujahrsausflug nach Hakone, bzw. genauer nach Oohiradai.
Dieser Zug nennt sich „登山鉄道” oder auch „Bergsteigbahn“
Am Bahnhof von Oohiradai: Ich bin ein Hündchen! Ich wünsche euch viel Spaß und eine entspannte Zeit in Oohiradai!
Und hier unser tolles Hotel (Ryokan)-Zimmer: Hat auch nur 150 Euro pro Nase und Nacht gekostet …
Immerhin war das Essen ziemlich gut und wir konnten Wii spielen. … Frau war ganz traurig weil sie bei Mario Kart gegen mich verlor 🙂
Wort des Tages: 退屈 – taikutsu – Langeweile
Und wieder ein Jahr um
2 Monate ist es her seit meinem letzten Artikel. Viel ist seitdem passiert und auch davor 🙂
Das Wichtigste gleich vorweg: Der Mini-Dinosaurier da unten ist mein Sohnemann! Und ja er ist zum knuddeln und wuddeln! Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels ist er drei Monate alt und etwa 7,3 kilo schwer. Und sooo süß 🙂
Bei der Geburt wog er 3.700 Gramm und war selbstverständlich das größte Baby im Krankenhaus (wir sind schließlich in Japan!).
Und einen neuen Job habe ich auch noch. Muss ja schließlich den kleinen Dinosaurier ernähren. Ich arbeite jetzt bei einer großen japanischen Games-Company als Übersetzer. Ich übersetze dabei zusammen mit einem anderen Deutschen Spiele von Japanisch nach Deutsch.
Morgen geht es dann auf nach Hakone. Onsen, Mochi und so. Unser Ryokan ist auf Familien mit Babies spezialisiert und in unserem Zimmer gibt es Wii und PS3. Hoho, lang, lang ist’s her, seit ich Konsolenspiele gespielt habe. Freu‘ mich ein bisschen drauf.
Und was Japan angeht:
– Politik: Die Japaner haben wieder LDP gewählt. (Kollege meinte, die wäre wenigstens fiskalpolitisch realistisch. Worauf ich ihn fragen musste, wer denn dann Schuld am horrenden Staatsdefizit hat …) Ich kaufe dann schonmal mein Rückflugticket nach Deutschland, für den Fall, dass Abe, Ishihara, Hashimoto und die anderen Knallchargen es endgültig schaffen, Krieg mit China anzuzetteln, oder einer der wieder angefahrenen Atommeiler beim nächsten Beben explodiert …
Mal ganz im Ernst, ich finde die Politik hierzulande im Moment so traurig, dass ich in der nächsten Zeit wohl bewusst keine Zeitung lesen/Nachrichten schauen werde. (Und die Japaner sehen das nicht anders: Das Einzige was hier zunimmt, ist die Politikverdrossenheit.)
– Kouhakuutagassen wird mal wieder eine Johnny Kitagawa (Arashi) & Akimoto Yasushi (AKB48&co) Werbeveranstaltung „gähn“
Wort des Tages: 焼餅 – yakimochi – Gegrillter Klebreiskuchen, oft mit Bohnenpaste gefüllt („yakimochi wo yaku“ (yakimochi grillen) bedeutet übrigens auch eifersüchtig sein!)
Anti-Atom Demo(s) in Japan
Tabibito war da. Ich war da. Wer noch? Hier also mein Bericht zur Großdemo vom Montag.
Erst einmal eine kleine Fotogallerie:
„Gebt uns ein strahlenfreies Fukushima zurück!“
„Herr Noda (Premierminister. Juli 2012), haben Sie Fukushima schon vergessen?“ „Gegen die Wiederinbetriebnahme von Kernkraftwerken.“
Papa mit Kind. „Keine Kernkraft!“
„Wir brauchen keine Kernkraft.“ „Ihr dürft uns unsere Zukunft nicht rauben!“
Bei der Demo am Montag versammelten sich zwischen 70.000 (Polizeiangaben) und 170.000 (Veranstalter) Menschen aus ganz Japan um gegen Atomkraft und gegen das Wiederanfahren der japanischen Atomkraftwerke zu protestieren. Treffpunkt war der zentral gelegene Yoyogi Park bzw. dessen Shibuya zugewandte Seite. Es gab ein umfangreiches Rahmenprogamm mit Shows und Vorträgen von berühmten Künstlern und Intellektuellen (z.B. Literaturnobelpreisträger Oe Kenzaburo). Die Demo selbst fand zwischen 13.30 Uhr und 17.30 Uhr statt und es gab drei Routen, die jeweils ungefähr drei Kilometer lang waren. Der Verkehr wurde nur zum Teil gesperrt, was dazu führte, dass durch Ampelphasen einzelne Gruppen von ein paar Dutzend Demonstranten geschaffen wurden (siehe letztes Bild).
Ein paar Eindrücke:
– Es war sehr heiß aber trotzdem kamen sehr viele Menschen aus allen Altersgruppen und Teilen Japans. Auf einem Foto oben sieht man einen Vater mit Kinderwagen. Bei der Demo liefen neben mir ein altes Paar und eine junge Frau, die extra aus der Präfektur Iwate angereist war. Auch eine Hochschwangere habe ich gesehen.
– Die Demo wurde von NPOs und Gewerkschaften organisiert, aber es gab auch viele „unorganisierte“ Teilnehmer.
– Durch die nur teilweise Sperrung des Verkehrs wurden die Menschen in einzelne kleine Gruppen aufgeteilt und da die Straßen nur einseitig gesperrt waren, ging die Demonstration im Stadtverkehr ein bisschen unter. Ich fand die ganze Situation sehr schade, denn es waren wirklich sehr viele Menschen am Versammlungsort, aber kaum 200 Meter davon entfernt konnte das kein Passant auch nur erahnen. Die ganze Demo sah auf einmal aus wie ein Haufen versprengter Hitzköpfe. Ob das Absicht war oder nur Notwendigkeit im immer beschäftigten Shibuya kann ich nicht beurteilen.
– Das oben erwähnte ältere Paar erzählte mir, dass man in Japan immer nur gehört hätte Atomkraft sei sicher und Japan brauche die Atomkraft. (Wer sich nur ein bisschen mit dem Thema beschäftigt, wird zwangsläufig auf die Propaganda der Regierung und Energiekonzerne stoßen, die in Nachkriegsjapan der Atomkraft den Weg ebnete.) Miyuki hat in einem Kommentar in diesem Blog ähnliches geschrieben. Das alte Paar hat sich ausserdem gewundert, warum es in einem Land mit derart vielen Erdbeben Atomkraftwerke gibt. Während der Demo konnte man auch häufig entsprechende Slogans hören.
– Ein Grund warum ich bei der Demo sein wollte, war dass ich einfach einmal massiven populären politischen Aktivismus in Japan sehen wollte. Das gab es m.W. hier nicht mehr seit den Anpo-Verträgen bzw. dem Bau des Flughafens Narita. Ich hatte dann auch den Eindruck, dass man das Demonstrieren nicht gewohnt ist. Keine Trillerpfeifen, wenige große Plakate, verhalten gemurmelte Sprechchöre. *Japanversteher-Hut aufsetz* In Japan ist man es eben einfach nicht gewohnt laut zu sein …
Wort des Tages: 反原発運動 – hangenpatsu undo – Gegen-Atomkraft-Bewegung
P.S. Es finden jeden Freitag Demos gegen Atomkraft vor dem Sitz des Premierministers in Tokyo statt. Werde mich da nächste Woche auch einmal hinbegeben. Jemand Lust mitzukommen?
Zurück in Tokyo
Ja, ich bin wieder da! Ich hatte mir selbst eigentlich vorgenommen den Blog auch während der 10 Tage, die ich arbeitsbedingt nicht in Tokyo war, zu betreiben. Aber … sorry, ich war abends einfach zu faul/müde.
Als Ausgleich gibt es heute ein paar Fotos, die ich während dieser Zeit bzw. ein paar Tage davor gemacht habe.
Vor ungef:hr zwei Wochen fegte ein Taifun über Tokyo hinweg. Den Baum hinten auf dem Bild hat es dabei erwischt.
Nachdem wir etwa vier Jahre in direkter Nähe des Ghibli-Museums gewohnt haben, haben wir uns endlich aufgerafft, uns dieses auch einmal anzusehen. Leider ist Herr Miyazaki ein Copyright-nazi sehr auf sein geistiges Eigentum erpicht und Fotos im Gebäude sind nicht erlaubt.
Totoro!
Hübsch, hübsch!
Kekse mit Softeisgeschmack? Aba sicha! (hat übrigens nicht mal schlecht geschmeckt)
Bei über 30 Grad im Schatten und 60% Luftfeuchtigkeit kann man auch mal alle viere baumeln lassen. 😉
„Etikette-Beutel“. Wie heissen Kotztüten in Deutschland offiziell?
In Japan können sogar Absperrungen niedlich sein. Ich sehe schon junge Japanerinnern „kawaii“ in NHK-Mikrofone kreischen.
Ich habe schon seit einer Weile die Theorie, dass es in Japan nicht nur eine Fixierung auf die Jugend gibt, sondern auch Diskriminierung von allen nicht-alten Menschen. Fest steht auf jeden Fall, dass Werbemenschen in Japan (und wohl nicht nur dort) ältere Menschen mögen, da die das meiste Geld haben. In dieser Werbung wird 40 – 50 jährigen eine billigere Autoversicherung versprochen, da sie die sichersten Fahrer wären. Das mag auch stimmen. Nur, was mir nicht gefällt ist die Wortwahl:
„Die Autoversicherung für Erwachsene“
„Verglichen mit jungen Menschen haben Menschen in den 40ern und 50ern weniger Unfälle. Dann sollte auch die Versicherung billiger sein.“ (das ist ganz OK und steht hier nur der Vollstaendigkeit halber)
„Ab 40 Jahren sollte man die Versicherung für Erwachsene wählen.“
Ich habe das schon öfter gesehen. In Japan scheint es eine Vorstellung von „erwachsen sein“ zu geben, die neben einem gesetzten Alter auch einen gewissen Lebensstandard (Auto, Haus) vorraussetzt. Wer sich diesen Lebensstandard nicht leisten kann oder gar unter 40 ist, muss damit also ein Kind sein. Ich weiss ja nicht …
Wort des Tages: 大人 – otona – Erwachsen(er)
Nicht gesendete japanische Werbung
Dies ist mein 200ter Artikel. Darauf ein dreifaches BANZAI! Trotzdem gibt es heute keinen speziellen Jubiläumspost, hehe.
Gestern hat mich meine Frau auf dieses tolle Video auf Youtube hingewiesen:
Es listet Werbespots auf, die nicht gesendet wurden / werden konnten. Ich finde sowohl die Werbungen selbst als auch die Gründe für die Zensur interessant. (Ich benutze das Wort Zensur hier relativ frei. Es handelt sich hierbei NICHT um staatliche Zensur.)
Spot 1: Die Zahl unreifer Eltern nimmt zu. (AC scheint so etwas wie der nationale Werbefachverband zu sein.)
Zensurgrund: Eltern mit Kindern fühlten sich unwohl als sie den Spot sahen.
Kommentar: Wtf? Habt ihr (sowohl Werber als auch Zuschauer) keine anderen Sorgen?
Spot 2: Nova Englischunterricht.
Zensurgrund: Der Hase im Spot ist Novas Maskottchen. Kann man als Tierquälerei ansehen
Kommentar: Ähm. Wir sind hier in Japan, oder? Dem Land von Manga und Anime? Ja? …
Spot 3: Siren (ein Horror-spiel für die Playstation)
Zensurgrund: Zu gruselig.
Kommentar: Äääächt jetzt?
Spot 4: Nissin Cup Ramen
Zensurgrund: Sieht so aus als ob Nissin Kindersoldaten gut findet.
Kommentar: Heureka, ich kann verstehen, wieso dieser Spot nicht gesendet werden konnte. Die Message, die gesendet werden sollte, war wohl: „Make love, not war.“ Ging aber gründlich in die Hose.
Spot 5: Karada Meguricha (Tee)
Zensurgrund: Das Wort „jouka“ (Reinigung, Säuberung) verstößt gegen das Arzneimittelgesetz.
Kommentar: Hmm. Juristische Wortklauberei oder berechtigte Schranke vor pseudowissenschaftlicher Werbung? Schwer zu sagen. Hirosue ist Star in dieser Werbung, deshalb Daumen runter von mir. Kann sie einfach nicht ausstehen.
Spot 6: Benesse (Großkonzern, Bildung und Erziehung)
Zensurgrund: Zu viel Küssen für eine Werbung.
Kommentar: Wer ist eigentlich prüder, Japaner oder Amerikaner?
Spot 7: Secom (Sicherheitskonzern)
Zensurgrund: Viele Menschen beschwerten sich der Spot sei zu nervig und aufdringlich.
Kommentar: Äääächt jetzt? Schaut halt keine Werbung! Mal im Ernst, ich finde die Werbung recht gut. Es gibt wirklich viel langweiligere Werbung. („dare“ bedeutet übrigens „wer“)
Spot 8: Karada Meguricha (Tee)
Zensurgrund: Konnte nichts finden. Wahrscheinlich zu sexy.
Kommentar: „So viel schwitzen, dass der BH durchsichtig wird.“ Äääääähhm. Japanische BHs? So viel kann Frau gar nicht schwitzen.
Spot 9: Shiro (Shochu, japanischer Schnapps)
Zensurgrund: Es geht in dem Spot darum, dass der „Comedian“ sich als Politiker zur Wahl aufstellen lassen will. Zu dem Zeitpunkt gab es allerdings in der realen Welt auch eine Gouverneurswahl und da haben die Leute in der Firma beschlossen, es lieber zu lassen.
Kommentar: Hmm, schwierig. Kann die Firma verstehen. Allerdings gibt es ja genug Fernsehclowns, die es in die japanische Politik geschafft haben. Hashimoto z.B.
Spot 10: Oyatsu Company (Snacks, „Oyatsu“ bedeutet „Snack“)
Zensurgrund: Fremdgehen ist nicht gut.
Kommentar: Ja, da wurde wohl ein wunder Nerv getroffen. Aber im Prinzip auch wieder einfach nur prüde und „Kopf in den Sand“ Mentalität.
Spot 11: Listerine (Mundwasser)
Zensurgrund: Am Ende wirft die Protagonistin eine Müllsack in einen abfahrenden Müllwagen. Das ist kein gutes Vorbild.
Kommentar: Ah, wie ich (japanische) Kleinkariertheit genieße.
Spot 12: EMobile (Handy Service)
Zensurgrund: Obama wird mit einem Affen gleichgesetzt. Man beachte das „change“ am Ende.
Kommentar: Kann ich nachvollziehen. Es gibt einfach zu viel Rassismus um solche „Späße“ durchgehen zu lassen.
Spot 13: Match (Brause)
Zensurgrund: „Nur für (Ober)Schüler“ Slogan.
Kommentar: Ja nee, is klar!
Spot 14: Kümmert euch um eure älteren Verwandten. (vielleicht?) (AC scheint so etwas wie der nationale Werbefachverband zu sein.)
Zensurgrund: In dem Spot ruft der Sohn (?) der alten Dame an und fragt wie es ihr geht. Sie hält ihn für einen Betrüger, der sich als ihr Sohn ausgibt um an ihr Geld zu gelangen. Das Problem mit dem Spot ist, dass nicht klar wird, ob der Sohn nun wirklich der Sohn ist, oder ein Betrüger und folglich, ob die alte Dame dement ist oder nicht.
Kommentar: Wirklich unglücklich gemacht mit dieser unklaren Message. Das zum Thema Werbe“fach“verband.
Spot 15: Fehler im Video. Wurde wohl so gesendet.
Aus den Kommentaren zu schließen haben so einige Japaner wenig Verständnis für viele der Begründungen um Spots nicht zu senden.
Wort des Tages: 放送禁止 – housoukinshi – Sendeverbot
Es ist Fruehling
Jaja, etwas mehr als zwei Wochen seit Diablo 3 angefangen hat meine gesamte Freizeit aufzufressen. Aber so langsam klingt der Suchtpegel ab. Und das bedeutet hier gibt es bald wieder etwas zu lesen, hehe. Für heute erst einmal ein paar schöne Fotos aus der Nachbarschaft.
Harajuku hat sich in den letzten Jahren wirklich sehr verändert. Das hier ist der Eingang eines Einkaufstempels an der Kreuzung mit H&M und dem Condomania Laden.
Die folgenden Fotos habe ich bei einem kleine Spaziergang von Omotesando nach Shibuya aufgenommen. Das Gebäude im Hintergrund ist die UN-Universität (wusste gar nicht, dass es so etwas gibt). Die Fahnen stellen Karpfen dar und der Japankenner weiss, dass es die Zeit des Jungenfests ist.
Diese merkwürdige Skulptur stammt von Okamoto Taro, einem in Japan sehr berühmten Künstler. Die deutsche Wikipedia hat auch einen sehr kurzen Artikel über ihn.
Englisch ist ja so SAUCOOL!
Kleines Quiz: Welchem Zweck dienen wohl die gelb-rot-blauen Markierungen am Eingang einer Bankfiliale in Tokyo? (Und gibt es so etwas auch in D.?)
Auf diesem Werbeplakat wirbt „Flower Artist“ Kariyazaki Shogo für den „Yomiuriland“-Vergnügungspark. Bin ich der einzige der den Typen ein ganz klein wenig unheimlich findet?
Und noch ein verspäteter Eindruck von einem meiner diesjährigen Hanami.
Samurai Biker hat letztens schon etwas zu diesem Werbeposter geschrieben. Er hatte aber nur eines der beiden Bilder gepostet. Hier also noch einmal das komplette Set. Wirklich klasse wie Mann nach der Arbeit (!) nach Hause kommt und von Frau bewirtet wird, während Frau nach dem Einkaufen (!) nach Hause kommt und sich um das Kind kümmern darf. Ein Hoch auf Rollenbilder!
Und damit ich nicht immer nur meckere hier noch ein paar hübsche Rosen aus unserer Nachbarschaft 😉
Wort des Tages: バラ屋敷 – barayashiki – in etwa: „Rosenvilla“
Hadeko
Ich entschuldige mich fuer die niedrige Anzahl von Artikeln in den letzten Tagen. Bin einfach ein bissel faul im Moment.
Heute geht es um Hadeko. Hadeko? „Hade“ bedeutet „grell“ oder „auffaellig“, „ko“ ist einfach nur das Kind bzw. das Maedchen. Es geht also um grelle/auffaellige Maedchen.
Und so sehen sie aus:
Quellen (soweit ich weiss)
http://blog.crooz.jp/246ugk/ShowArticle?no=15 http://takulu.blog79.fc2.com/blog-entry-253.html
Und hier noch eine Youtube Videomontage, von einer deutschen Bloggerin wie es scheint:
Der Punkt, soweit ich das verstehe, ist als „komisch/seltsam“ angesehen zu werden. Bewusst wird nicht versucht hübsch, niedlich oder gar sexy zu sein. Vielleicht kann man sogar sagen, dass das Ziel das genaue Gegenteil bedeutet und hier nach den legendaeren „Ganguro“ des letzten Jahrtausends eine neue Gegenkultur auftaucht.
Ob das nun wirklich eine echte Subkultur ist, oder nur von Westlern zu einer solchen aufgebauscht, kann ich im Moment noch nicht beurteilen. Die Kommerzialisierung und Gentrifizierung Harajukus schreitet jedenfalls unaufhaltsam voran. In jedem Fall spuckt das japanische Google 1.400.000 Treffer für „Hadeko (派手子)“ aus. Das japanische Youtube gibt aber nicht viel her. Bei meinem letzten Besuch in Harajuku vor ein paar Tagen sind mir ein paar Mädels wie die rechts oben aufgefallen und genau ein Mädchen, das den Stil auf dem linken Bild pflegte. Das pinke Outfit habe ich persönlich als „ist halt Harajuku“ abgetan. Aber vielleicht steckt ja mehr dahinter. Mein Interesse ist geweckt.
Falls es hier tatsächlich eine neue Subkultur geben sollte, die außerdem tatsächlich Nonkonformität mit dem gesellschaftlichen Schönheitsideal als erstrebenswert ansieht, wäre das auf jeden Fall interessant. Man könnte dann vielleicht sogar eine mehr oder weniger bewusste Rebellion gegen das vor allem gegenüber Frauen sehr einengende Schönheitsideal hineininterpretieren. Notwendig wäre es m.M.n. jedenfalls. Die Mädels werden vielleicht nicht so weit denken, aber eine Rebellion gegen das „kawaii„-Diktat ist viel mehr als nur Mode, es ist auch ein gesellschaftliches Statement. „kawaii“ ist nämlich auch eine Methode Frauen als untergeordnet zu kategorisieren. Denn wer „kawaii“ ist, ist eben nicht professionell, klug, selbstbewusst usw. Ob „Hadeko“ nun den besten Weg gefunden haben, Frauen mehr Respekt in Japan zu beschaffen? Vermutlich nicht. Ich bin schon froh, wenn es irgendwo einmal nicht „kawaii“ zugeht.
Wort des Tages: 目立ちたがる – medachitagaru – auffallen wollen (oft negativ)
Eindrücke aus Tokushima und Tokyo
So, ich bin zurück und nach drei Tagen Nichtstun auch wieder in der Stimmung hier etwas zu schreiben. Heute ist es mal wieder ein fotolastiger Artikel. Alle Fotos sind mit meinem neuen iPhone aufgenommen worden.
Naruto-oohashi (eine gewaltige Brücke, die die Naruto-Meerenge überspannt)
Und hier noch einmal mit japanischer Kiefer im Vordergrund, für die Ästheten.
Das Naruto Museum von oben.
Insel im Sturm/Strom.
Und noch einmal die Brücke von oben.
Die Wirbel, die durch das Zusammenfließen von zwei Meereströmungen erzeugt werden, sind eine der beiden Haupttouristenattraktionen Tokushimas. An diesem Tag war es leider so stürmisch, dass sie hier kaum zu erkennen sind. Wir konnten deshalb auch nicht das Boot nehmen und uns die Wirbel direkt ansehen.
Als Kind fand ich solche Simulatoren toll.
Eine der kulinarischen Spezialitäten Tokushimas: Yakimochi oder auch gebratene Reiskuchen. Leckeres Zeug (wenn man süße Bohnenpaste mag zumindest, hehe). Yakimochi bedeutet übrigens auch Eifersucht 🙂
Die zweite Touristenattraktion Tokushimas, der Awa-Tanz (Awa-odori, 阿波踊り). Beide Bilder sind Aufnahmen vom „Männer“-tanz und in der entsprechenden Kleidung. Frauen dürfen übrigens Männerkleidung tragen und wie Männer tanzen. Andersherum geht es allerdings nicht. Den Awa-Tanz kann man ganzjährlich im Awaodori-kaikan bestaunen und sich sogar selbst daran versuchen. Das eigentliche Event findet aber im August während des O-Bon Festes statt.
Und hier habe ich letzte Woche gearbeitet. Sehr laut und als Dolmetscher geht das andauernde Schreien ziemlich auf die Stimme. Am Freitag hatte ich mir dann schlussendlich eine Rachenentzündung/Erkältung eingefangen.
Ich habe noch mehr Fotos aus der Fabrik, darf sie aber nicht posten wegen Betriebsgeheimnis.
Hier noch ein paar Bilder, die ich bei einem Spaziergang gemacht habe.
Und natürlich die „nehmen Sie die Hundekacke mit“ Bilder. Ich frage mich wirklich, ob es nicht auch ohne diese netten Schildchen ginge. Habe hier jedenfalls noch nie Hundekacke auf der Straße liegen gesehen.
Die letzten beiden Tage habe ich meine Amerikaner dann durch Tokyo geführt und auch ein paar Bilder für mich selbst geschossen. Es hat sich leider herumgesprochen, dass ich die letzte Gruppe mit zu Hooters in Tokyo genommen habe, weshalb jetzt wolhl jede Gruppe dort einmal hin möchte. *seufz*
In Roppongi Hills haben sie gerade ein One Piece Event.
Zugegeben, ich hatte nicht damit gerechnet im 52. Stock dieses supermodernen Wolkenkratzers auf Plastikattrappen mit One Piece Thematik zu stoßen.
Man konnte alle dargestellten Speisen tatsächlich im Restaurant dort bestellen.
Tokyo bei Nacht aus dem 52. Stock von Roppongi Hills.
Am nächsten Morgen in Shibuya: Dieser junge Mann war offensichtlich und gut hörbar sehr erbost über Tepco.
Dieses Gebäude in der Gegend um Shiodome ist scheinbar ziemlich berühmt. Meine Frau meint, das sei ein Kapselhotel.
Ganz in der Nähe gibt es ausserdem den Hamarikyu Park, der durch seine Natur/Großstadt Kulisse besticht.
Wort des Tages: 持ち帰り – mochikaeri – mit nach Hause nehmen (normalerweise in Restaurants und Cafes mit Take-Out benutzt; aber eben auch fuer Hundekacke ^^)