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Archive for the ‘Japanisch’ Category

Propaganda: Pro und Contra Atomkraft in Japan

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So, es ist mal wieder Zeit fuer eine Uebersetzung. Heute geht es um Politik und Kernkraft in Japan und damit natuerlich auch um Fukushima. Jetzt stelle ich euch ein Lied von Herrn Takada Wataru vor: „Lasst uns bei Touden arbeiten!“ (東電に入ろう – touden ni hairou). Touden ist die Abkuerzung von Tokyo Denryoku oder auch Tepco im Ausland.  Ausserdem gibt es da noch ein Wortspiel und die Schriftzeichen fuer „touden ni hairou“ werden mit den Zeichen 倒電に廃炉  (touden ni hairo) geschrieben, was in etwa bedeutet: „Konkurs fuer Touden, reißt die Reaktoren ab!“.

In dem Lied kritisiert Herr Takada die Atompolitik und die tatsaechlich sehr einseitige (lies: verlogene) Informationspolitik von Japan’s Atomindustrie und Politik. Ich habe NACH der Uebersetzung entdeckt, dass es auch eine Englisch untertitelte Version auf Youtube gibt *seufz* Naja, ist trotzdem gut auch eine deutsche Uebersetzung zu haben.

Das Video hat uebrigens knapp 200.000 Views auf Youtube mittlerweile. (Englische Version hier.)

皆さんがたの中に                                                    Ist hier nicht jemand
東京電力に入りたい人はいませんか                  Der gern bei Tokyo Denryoku arbeiten moechte?
ひと旗あげたい人はいませんか                           Gibt es nicht jemanden, der sein Koennen beweisen will?
東電じゃ人材もとめてます                                     Touden sucht neue Arbeiter

東電に入ろう 東電に入ろう                                     Lasst uns bei Touden arbeiten
東電に入ればこの世は天国                                   Bei Touden arbeiten ist das Paradies auf Erden
男の中の男はみんな東電に入って花と散る       Echte Maenner arbeiten bei Touden und fallen

Aus Platzmangel:                                                  wie Bluetenblaetter

(2)
スリルを味わいたい人いたら                                    Wer den Thrill sucht
いつでも東電にお越しください                                  Ist immer bei Touden willkommen!
ウランでもプルトニウムでもなんでもありますよ     Hier gibt es Uran, Plutonium … einfach alles!
下請け使えば平気です                                              Alles kein Problem dank Subunternehmern!

Refrain
(3)
原発推進派のみなさんは                                           Alle Atomkrafbefuerworter
原子炉の真下にお集まりください                             Versammelt euch direkt am Atommeiler!
いますぐ体に悪いわけじゃありません                      Jetzt sofort wird es euch ja nicht schaden!
シャワーで洗えば平気です                                        Nehmt einfach eine Dusche und alles ist gut!

Refrain
(4)
原発はクリーンなエネルギーです                              Atomenergie ist sauber
プルトニウムはそんなに怖いもんじゃありません     Plutonium ist gar nicht so gefaehrlich!
放射能出すといっても半減期は                                  Ja stimmt, es strahlt, aber die Halbwertszeit
たったの2万と4千年です                                             betraegt gerade einmal 24000 Jahre!

Refrain
(5)
日本のエネルギーを支えるには                                Um Japans Energiebedarf zu stillen
原子力に頼らないといけません                                 Brauchen wir Atomkraft!
多少の被爆はやむをえません                                   Ein bisschen Verstrahlung laesst sich zwar nicht vermeiden
イソジン飲んでおけば平気です                                  Ein bisschen Jod trinken und alles kein Problem!

Refrain
(6)
使用済みの核燃料はぜんぶまとめて                     Aufgebrauchte Brennelemente koennen wir einfach alle in
ドラム缶に詰めたらだいじょうぶ                                Faesser stecken und alles ist gut!
六ヶ所村のプールで冷やしてます                            Wir kuehlen sie in Rokkashomura
たったの300年のがまんです                                    Muessen  uns ja nur 300 Jahre gedulden!

Refrain
(7)
水が漏れてるけど騒ぐんじゃない                             Wasser laeuft aus, aber regt euch nicht auf
煙が出てるけどあわてるな                                         Rauch steigt auf, aber bleibt ganz ruhig!
屋根が吹っ飛んだけど全然だいじょうぶ                  Das Dach ist explodiert, aber das ist kein Problem
とにかく塩水で冷やしてます                                      Wir kuehlen erst einmal mit Salzwasser!

Refrain
(8)
いますぐ危険ってわけじゃないけど                          Jetzt sofort ist es nicht gefaehrlich, aber
牛乳も野菜も捨てましょう                                           Werft mal lieber Milch und Gemuese weg!
政府のおエライさんが言ってます                              So sagen die werten Herren von der Regierung
補償は税金で払います                                               Entschaedigungen bezahlen wir mit Steuergeld!

Refrain
(9)
ガイガーカウンタは売り切れてます                          Die Geigerzaehler sind ausverkauft
君たちそんなもの持っちゃダメですよ                       Die sind nichts fuer euch einfache Leute!
放射線の値はこちらで発表します                            Die Strahlenwerte veroeffentlichen wir
信じる者は救われる                                                    Wer’s glaubt wird selig!

Refrain

Und wo wir schon bei Youtube Videos sind hier noch ein Video von „Pluto-kun“ dem ehemaligen drolligen Maskottchen der japanischen Atomindustrie.

Text:

Einfach mal angenommen, es gaebe boese Menschen, die mich einfach so ins Meer kippen. Ich bin nicht in Wasser aufloeslich aber weil ich nicht vom Magen oder Darm aufgenommen werden kann und einfach so ausgeschieden werde, kann ich tatsaechlich keine Menschen toeten! Aber es gibt boese Menschen, die aus einer Muecke einen Elefanten machen und luegen!

Und das sagt Wikipedia dazu:

Even though alpha radiation cannot penetrate the skin, ingested or inhaled plutonium does irradiate internal organs.[33] The skeleton, where plutonium is absorbed, and the liver, where it collects and becomes concentrated, are at risk.[32] Plutonium is not absorbed into the body efficiently when ingested; only 0.04% of plutonium oxide is absorbed after ingestion.[33] Plutonium absorbed by the body is excreted very slowly, with a biological half-life of 200 years.[91] Plutonium passes only slowly through cell membranes and intestinal boundaries, so absorption by ingestion and incorporation into bone structure proceeds very slowly.[92][93]

Plutonium is more dangerous when inhaled than when ingested. 

Lang lebe politischer Spin und Propaganda! Ja es stimmt, wenn man schon Plutonium aufnehmen muss, ist trinken noch am sichersten und Plutonium wird tatsaechlich fast komplett ausgeschieden. Dumm nur, dass das Plutonium, das aufgenommen wird, im Koerper verbleibt und dass der Koerper waehrend das Plutonium hindurchwandert von innen verstrahlt wird. Pluto-kun wird nach Kritik vom US-Energieministerium als Verharmlosung leider nicht mehr benutzt, aber nach dem GAU in Fukushima hat der Gute ein Revival auf Youtube erlebt 🙂

Na gut langer Artikel und ich will zum Ende kommen. Im Moment laeuft in Tokyo und Osaka uebrigens eine Unterschriftensammlung fuer ein nationales Referendum zum Thema Atomkraft und am Donnerstag gibt es hoffentlich ein Ergebnis ueber das ich dann berichten werde.

Wort des Tages: 花と散る – hana to chiru – den Heldentod sterben (schoen wie eine Blume den letzten Moment leben und voller Hingabe sterben)

Written by hanayagi

Februar 6, 2012 at 9:30 am

Veröffentlicht in Japan - Humor, Japanisch, Tagesgeschehen

Kinderlieder # 1

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Ich moechte ab sofort ab und zu ein Kinderlied im Blog vorstellen. Heute fange ich mit: „Genkotsuyama no tanuki san“ (etwa: „Der Tanuki vom Faust-Berg“) an.

Der Text der ersten Strophe lautet wie folgt:

げんこつやまのたぬきさん
おっぱいのんでねんねして
だっこして おんぶして
また あした

In Umschrift:

genkotsuyama no tanukisan

oppai nonde, nenne shite

dakko shite, onbu shite

mata ashita

Uebersetzt:

Der Tanuki vom Faust-Berg

An der Brust von Mama! Schlaefchen!

Kuscheln und sich tragen lassen!

Bis dann!

Schwierig, die japanische Kinder- / Babysprache zu uebersetzen. Spannend sind auch die Gesten, die man beim Singen des Lieds macht.

Es gibt noch mehr Strophen, aber meist wird nur die erste Strophe gesungen und am Ende das in Japan sehr beliebte „Stein-Schere-Papier“ gespielt. Ich mag das Lied. 🙂

Wort des Tages: 子供の歌 – kodomo no uta – Kinderlied

Written by hanayagi

Februar 3, 2012 at 1:55 pm

Babysprache

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Vorgestern habe ich wieder einmal meine zukuenftige Nichte besucht. Sie ist jetzt zwei Jahre alt und natuerlich unglaublich niedlich und voller Energie. Am spannendsten finde ich aber, was sie aus den „schwierigeren“ japanischen Worten macht.

Ein paar Beispiele:

Deutsch        Japanisch      Baby-Japanisch

Erdbeere  –      ichigo  –        gokko

essen     –       taberu  –       baberu

Apfelsaft –     appuru ju-su – apo

suess, niedlich – kawaii      – kowai (das bedeutet eigentlich „angsteinfloessend, schrecklich“)

pipi machen  –  oshikko   –   chichi

Edit:

Das beste Wort habe ich noch vergessen.

Bart           –    hige    –   arisan (von „ari“ fuer Ameise und „san“ von „takusan“ – „viel“; also „viele Ameisen“ haha)

Edit Ende

Vor allem „baberu“ finde ich genial 🙂 So, das war’s dann auch schon fuer heute.

Wort des Tages: 赤ちゃん - akachan – Baby (woertlich „Rot-chen“, was ich toll finde!)

Written by hanayagi

Februar 3, 2012 at 1:53 pm

Ueber die Verschiedenheit von Sprachen

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Da ich nebenher immer mal wieder Texte gegen Bezahlung uebersetze, bin ich naturgemaess daran interessiert, wie Sprachen funktionieren und vor allem auch daran, wie Sprachen verwendet werden. Gestern habe ich ein schoenes Beispiel fuer die Verwendung von Japanisch und Englisch gefunden, das ich euch einmal vorstellen moechte.

Diese Aufschrift ist in der Maennertoilette der Japan Foundation zu finden. Es geht darum, dass man ordentlich und mehrere Sekunden lang den Hebel fuer die Klospuelung betaetigen soll. Spannend ist nun, wie das in Englisch und Japanisch ausgedrueckt wird.

Erst einmal Englisch: „Please hold the lever down for more than five seconds. Thank you for your cooperation.“

Kurz und knackig.

Nun der japanische Text: ”トイレの水が流れにくい場合があります。

恐れ入りますが

水洗レバーをユックリ確実に下までさげて

心の中で5秒数えてください。

ご協力ありがとうございます。きっと今日は良い日になります。 ”

Hm, laenger.

Nun mal beides auf Deutsch, zuerst Englisch: „Bitte druecken Sie den Hebel laenger als fuenf Sekunden nach unten. Vielen Dank fuer Ihre Mithilfe.“

Japanisch: „Es kommt vor, dass das Wasser nur schlecht ablaeuft. Wir entschuldigen uns vielmals, aber wir moechten Sie bitten, den Hebel ruhig und gewissenhaft herunterzudruecken und innerlich fuenf Sekunden abzuzaehlen. Vielen Dank fuer Ihre Mithilfe. Heute wird sicher ein guter Tag werden.“

Ich finde das sehr interessant. Es lassen sich mehrere Erklaerungen fuer den markanten Unterschied der beiden Textversionen denken:

– Der Uebersetzer war einfach zu faul den ganzen Text zu uebersetzen.

– Der Uebersetzer war der Meinung, die englische Fassung waere so, wie sie ist, natuerlich im englischen Sprachgebrauch.

– Eine Mischung aus beidem.

– Der Uebersetzer wusste schlicht nicht, wie er die „fehlenden“ Teile uebersetzen sollte.

Ich sehe dieses Muster hier sehr oft. Ausfuehrliche japanische Erklaerungen oft auch mit ziemlich irrelevanten Informationen und eine wesentlich kompaktere englische Uebersetzung. Ich gehe mal davon aus, dass die japanischen Bahnunternehmen, Regierung und auch die Japan Foundation faehige Uebersetzer / englische Muttersprachler zur Verfuegung haben. Das wuerde dann bedeuten, dass Englisch und Japanisch entweder tatsaechlich verschieden funktionieren, oder aber, dass die Uebersetzer DENKEN, die Sprachen und vor allem ihr Gebrauch waeren verschieden. Nach dem Motto „Englisch muss kurz und knapp sein, damit man es versteht“. Ich weiss es nicht, finde es aber sehr interessant.

Wort des Tages: 関心 - kanshin – Interesse (Interesse haben waere 「関心を持つ」)

P.S. Das „Wasser“ laeuft also schlecht ab. Soso. Tabus sind schon was Schoenes. 🙂

Written by hanayagi

Februar 3, 2012 at 1:43 pm

Veröffentlicht in Japan - Privat, Japanisch

Heiraten im Shintoschrein

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Da wir uns gerade nach einem Schrein fuer unsere Heirat naechstes Jahr umsehen, haben wir uns vor Kurzem ein paar Infomaterialien dazu besorgt und eine davon moechte ich hier einmal uebersetzen. Es handelt sich um ein Werbeblatt eines Schreins in unserer Naehe:

Heiraten nach Shinto-Brauch

In letzter Zeit drehen sich Heiraten vor allem um den schoenen aeusseren Schein und Glanz und Pomp, aber ich finde, dass die Heirat den Start eines neuen Lebens der beiden frisch Vermaehlten und deshalb ein auesserst wichtiges Ereignis markiert. Deshalb ist es sehr wichtig, dass die Heiratsfeier diese Bedeutung auch ausdrueckt und [die Menschen] sich von ganzem Herzen darauf einlassen.  Ich moechte Ihnen nun eine Sichtweise der Japaner zur Heirat vorstellen.

Japan hat eine reichhaltige und natuerliche Landschaft und die Japaner, die diesen Segen seit jeher empfangen, spueren in den Veraenderungen und Mechanismen der Natur Seelen mit einem eigenem Geist und nennen diese „Kami“.  Ausserdem haben sie das Erscheinen der Seelen der Vorfahren und der Herzen als „Kami“ erkannt.  Aus diesem Grund gibt es sehr, sehr viele Kami und in diesem Sinne spricht man auch von den acht Millionen Kami Japans. Unter diesen acht Millionen Kami gibt es natuerlich auch solche, die Ehepaare leiten und beschuetzen.

Dies sind Izanagi und Izanami. Im Nihongi und Nihonshoki steht geschrieben, wie diese beiden Kami erst Japan und dann viele, viele Kami Japans gebaren. Wenn man sich die Namen dieser beiden Kami des Landes anschaut, entdeckt man in ihnen eine spezielle Bewandnis.

Die Bedeutung von „Izanau“ [von Izanagi] ist „einladen“ und „heranziehen“ sowie „begleiten“ und diese Worte druecken den Sinn und die Vorgaenge einer Ehe aus. Bei einer Heirat im shintoistischen Schrein unterrichtet man die Kami ueber die Heirat und die Eheleute schwoeren sich ein unwandelbares Herz [=ewige Treue].  Man nimmt sich die Kami [und Eheleute] Izanagi und Izanami als Vorbild und bittet um eine erfuellte Ehe.

Die beiden Eheleute sind in voellig verschiedenen Familien aufgewachsen und haben voellig verschiedene Vorstellungen von der Welt. Wenn sie vor der Heirat nur gute Zeiten erlebt haben, ist das zwar schoen, aber nach der Heirat werden sie in guten wie in schlechten Zeiten sich mit dem Partner auseinandersetzen muessen. Es kann auch vorkommen, dass man des geliebten Partners fuer eine Weile ueberdruessig wird. Auch aufgrund der verschiedenen Angewohnheiten [der beiden Partner] wird es sicher Konflikte geben. Darauf sollten Sie vorbereitet sein. [Die beiden Partner] werden diese Konflikte ueberwinden, sich um gegenseitiges Verstaendnis bemuehen und nicht etwa eine neue Familie des Ehemannes oder der Ehefrau sonden eine neue Familie der beiden Partner gruenden. (Schoen ist natuerlich, wenn sie die guten Braeuche der beiden Familien uebernehmen und eigene, neue Familienbraeuche erschaffen.) Und vielleicht werden die beiden Eheleute auch bald ein Kind zeugen und der goettliche Geist wird sich nicht nur auf die beiden Partner sondern auf die ganze Familie erstrecken. Bitte nehmen Sie sich dies bei der Hochzeitsfeier zu Herzen.

 

Anmerkungen zur Uebersetzung:

1) Wie immer ist Text in eckigen Klammern […] vom Uebersetzer zum besseren Verstaendnis eingefuegt.

2) Kami kann man z.B. bei Wikipedia nachschlagen. Man koennte den Begriff z.B. als „Naturgottheiten“ uebersetzen, wuerde damit aber nur einen Teil seines Bedeutungshorizontes erfassen. Aus diesem Grund habe ich es bei Kami belassen und bitte alle, die mehr wissen wollen, selbst nachzulesen. Im selben Wikipedia-Artikel gibt es auch Links zu Izanagi und Izanami, den beiden mythischen Ur-Goettern Japans.

Das Kojiki und das Nihonshoki gelten als aelteste Schriftstuecke der japanischen Geschichte. Sie werden fuer gewoehnlich auf 712 und 720 n.Chr. datiert. (mehr)
Wort des Tages: 結婚式 - kekkonshiki – (verbinden – Ehe – Feier, Zeremonie) Hochzeitsfeier

Written by hanayagi

Februar 3, 2012 at 1:35 pm

Kinderwelten

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Bevor ich zum eigentlichen Thema dieses Eintrags komme, moechte ich noch zwei Kleinigkeiten in eigener Sache anmerken:

1) Juhu, ich habe wieder Internet! Leider nur Kurbelmodem, was das surfen und bloggen und ueberhaupt alles extrem langwierig werden laesst. Irgendwann demnaechst komme ich dann wohl wieder in den Genuss „echten“ Internets.  Jaja, Luxusproblem, ich weiss.

2) Es scheint so, als ob der Bloganbieter, der so freundlich ist, mir Webspace / Traffic zu finanzieren (allerdings eh nicht so extrem viel ^^) nur noch moderierte Kommentare zulaesst. Ich finde jedenfalls keinen Knopf zum ausschalten.

 

Nun aber zu Erquicklicherem. Wie treue Leser meines Blogs schon wissen, arbeite ich seit ein paar Monaten in japanischen Grundschulen als Englischlehrer. Dabei bekomme ich von den Kindern natuerlich auch viele verschiedene Reaktionen und Feedback. Hier mal ein paar Anekdoten aus dem Schulalltag.

Wenn Kinder Streit suchen: Sumo, デブ (Dickerchen). Das sind so die „Gemeinheiten“, die ein paar Kinder mir an den Kopf geworfen haben (zu meinem Leidwesen habe ich in den letzten 1,5 Jahren ziemlich stark zugenommen). Ich weise die Kinder nur dann zurecht, wenn sie arg zu aufdringlich / dreist sind. Eine Kollegin wurde als „urusai baba“ tituliert, in Deutsch wohl mit „alte Hexe“ zu uebersetzen.

Manchmal kommen Kinder zu mir und „pruefen“ mein Englisch. Dann fragen sie mich dann z.B. was „Moehre“ (ニンジン)auf Englisch heisst, oder „Fieber“ (ねつ) und bescheinigen mir die richtige Antwort dann mit „bestanden“. Schon witzig. Im Fall des „Fieber“-Kindes, habe ich den Spiess dann mal umgedreht und gefragt, was denn zum Beispiel „Husten“, „Bauchschmerzen“ und „Niesen“ auf Englisch heisst. Einfach um dem Kind mal zu zeigen, wer hier der Lehrer ist. 🙂

Die Welt aus Kindersicht: Da die Kinder immer wieder von meiner Koerpergroesse beeindruckt sind (1,85m bei etwa 100 Kilo Koerpergewicht), ich aber nie mein Gewicht verrate, ausser, wenn sie auf Englisch fragen koennen, was bisher noch kein Kind geschafft hat, hat ein Kind einmal mein Gewicht geschaetzt (voller Ehrfurcht): 53 Kilo? *lol*  Oder mein Alter: Ich wurde schon auf 17 und auf 40 geschaetzt, bei einem tatsaechlichen Alter von 27 Jahren. Lehrer mit 17 ist aber auch genial. 🙂

Reaktionen auf mein Auslaendersein:

1) „me ga aoi“ – blaue Augen. Tatsaechlich eher graugruen, aber das macht fuer die lieben Kleinen keinen Unterschied. Witzig ist auch, wenn sie dann fragen: „Warum sind deine Augen blau?“ *lol* Ich frage denn meist zurueck: „Warum sind deine Augen braun?“

2) „dekai“ – „gross, riesig“ Ich antworte gerne mit „chibi“ – winzig. 😉

3) Der „ich probiere mein Englisch an dem komischen Auslaender aus“-Plan. Oft kommen Kinder, die ich nicht unterrichte (also meist aus den Klassen 1 – 4) zu mir und sagen „Hello, how are you?“ oder „Hello, my name is …“ . Das finde ich sehr suess und versuche dann mit aehnlich simplen Phrasen zu antworten (z.B. My name is … What’s your name?), was die armen Kleinen aber leider oft ueberfordert.

4) Im Unterricht schreibe ich oft Katakana und manchmal auch Kanji (einfache und komplizierte Schriftzeichen) an die Tafel, worauf die Kinder anfangs mit unbegrenztem Staunen reagieren. Echt witzig. Ich meine, da unterrichtet man in fluessigem Japanisch und die Kinder wundern sich, dass man auch Kana schreiben kann. Naja, dieses Erlebnis hatten wohl schon viele Auslaender in Japan, auch von Erwachsenen ausgehend.

5) Einmal habe ich ein kleines Maedchen, vielleicht zweite Klasse, in einem der Krankenzimmer gesehen, die es in allen japanischen (Grund?)Schulen gibt. Es sah ziemlich traurig aus und so ging ich hin, um es zu troesten. Erst sprach ich leise und beruhigend auf Japanisch mit ihm. Als es dann positiv auf mich reagierte, versuchte ich es ein wenig aufzubauen, indem ich es aufforderte, „Hello“ zu sagen (ich bin ja der grosse Auslaender). „Hello“ kriegt jeder Japaner schon im Kindergarten beigebracht, es war also eine ziemlich sichere Wette, dass es das sagen koennte. Und siehe da, es sagte  „Hello“. Damit verabschiedete ich mich dann (war in Eile). Etwas spaeter hoerte ich dann die Krankenschwester die Geschichte erzaehlen und wie das Maedchen, das den ganzen Tag Truebsal geblasen hatte, durch mein kleines Intermezzo ploetzlich wieder ganz froh wurde. Seitdem bin ich der Held in der entsprechenden Schule. *g*

 

Es gibt noch viel mehr zu erzaehlen, zum Beispiel ueber „Mischlingskinder“, soziale Probleme, soziale Organisation, finanzielle Unterversorgung, das Wetter, Schulevents uvm. Vielleicht ein anderes Mal. 🙂

Wort des  Tages: 子供 – kodomo – das Kind (die „offizielle“ Variante, die wir Lehrer benutzen, wenn wir UEBER Kinder sprechen, ist aber „児童“ (jidou))

Written by hanayagi

Februar 3, 2012 at 1:34 pm

Veröffentlicht in Alles mit Kultur, Japanisch

100. Jubilaeum! Gastbeitrag zum Thema „Yukata“ (nach Umzug nur noch 99 ^^)

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Es ist geschafft! 100 Blogeintraege! Auf das es 200, 500, 1000 werden moegen! Ich bin selbst gespannt, was ich z.B. in 10 Jahren ueber meine 2008/9 geschriebenen Artikel denke.

Zur Feier des Tages kann ich heute etwas Besonderes ankuendigen: Meine bessere Haelfte hat sich ueberreden lassen, einen Gastbeitrag zu schreiben. Es geht dabei um Yukata (浴衣).

Ich poste zuerst den Originaltext und wer Japanisch beherrscht, kann sich gerne direkt daran versuchen, aber ich schiebe natuerlich auch noch eine Uebersetzung hinterher.

私は着物屋で働いています。

これからは浴衣のシーズンです。つまり、日本では夏のお祭りに浴衣をよく着ます。

浴衣はもともとは貴族が湯上りに汗をとるために着ていたものが、だんだん庶民に広がって、庶民の夏の軽装になりました。

昔は、女性はほとんど自分で浴衣や着物が縫えましたが、今はほとんどそういう人はいません。

なので、既製品の浴衣がよく売られています。たくさんの商品が出ますし、すぐに着ることができます。

おすすめは、自分の寸法に合わせて反物からつくることですが、ちょっと高いし時間もかかります。3~4万円、1週間~1ヶ月。

夏に着るので、汗を吸ったり涼しいように、浴衣はだいたい綿や麻で作られています。

慣れていない人に一番大変なのは、帯結びです。日本人でも、帯の結び方が分からない人はたくさんいます。本を見てがんばったり、つけ帯も売られています。

浴衣や着物の場合、胸もとの肌が見えないほうが清潔感があって良いとされています。

7月7日に私の会社の人たちが、銀座(東京)で浴衣を着て小さなパレードをします。多分20人くらい。私の会社の伝統です。

ぜひ来てください。私もその中にいるので、声かけてください。

Hinweis zur Uebersetzung: Text in eckigen Klammern […] wurden von mir zum besseren Verstaendnis hinzugefuegt.

Uebersetzung:

Ich arbeite in einem Kimonogeschaeft.

Es beginnt nun langsam die Yukata-Saison in der man in Japan bei den sommerlichen Festen [die ueberall stattfinden] oft Yukata traegt.

Yukata wurden urspruenglich von Adeligen getragen, nachdem sie aus einem heissen Bad gestiegen waren. Der Yukata sollte den Schweiss aufsaugen. Mit der Zeit breitete sich diese Sitte auch auf das einfache Volk aus und der Yukata wurde zur leichten [und kuehlen] Sommerkleidung des Volkes.

Frueher konnten fast alle Japanerinnen selbst ihre Yukata und Kimono naehen, aber heutzutage koennen das nur noch sehr wenige Menschen. Aus diesem Grund verkaufen sich fertige Yukata natuerlich sehr gut. Es gibt viele verschiedene Produkte und man kann sie sofort anziehen. Ich empfehle, sich aus einer Yukata-Stoffbahn seinen eigenen Yukata maßschneidern zu lassen. Das ist allerdings etwas teurer und dauert auch ein wenig (normalerweise etwa 30000 – 40000 Yen [etwa 240 – 320 Euro] und es dauert etwa eine Woche bis einen Monat  [je nach Firma und Umstaenden]).

Weil man Yukata nur im Sommer traegt und sie Schweiss aufsaugen und kuehl sein sollen, werden sie meist aus Baumwolle oder Leinen gefertigt.

Menschen, die nicht an Yukata gewoehnt sind, haben oft grosse Probleme mit dem Binden des Guertels. Es gibt auch viele Japaner, die nicht wissen, wie man einen [Yukata-] Guertel richtig bindet. Sie schauen sich dann Buecher an [in denen das erklaert wird] und es gibt auch sogenannte „tsuke-obi“ [an denen Klebeband befestigt ist, so dass sie problemlos in die richtige Form gewickelt werden koennen].

Allgemein gilt, dass man bei Yukata und Kimono kein Dekolleté zeigen sollte, da das als unschicklich / unanstaendig angesehen wird [gilt auch fuer Maenner!].

Am 7.Juli werden andere Angestellte meiner Firma und auch ich auf der Ginza in Tokyo einen kleinen Umzug veranstelten, bei dem wir Yukata tragen werden. Insgesamt werden wir vielleicht 20 Menschen sein. Dieser Umzug ist eine Tradition meiner Firma.

Wenn Ihr gerade in der Naehe seid: Schaut doch bitte vorbei! Vielleicht entdeckt Ihr mich ja und sprecht mich an!?

Wort des Tages: おめでとう - omedetou – Herzlichen Glueckwunsch!

Written by hanayagi

Februar 3, 2012 at 11:04 am

Japanische Zungenbrecher

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Aus aktuellem Anlass möchte ich heute mal ein paar japanische Zungenbrecher vorstellen. Zuerst einmal drei ziemlich Bekannte. Uebersetzungen haben zum Teil recht wenig Sinn, aber ich werde versuchen eine kleine inhaltliche Erklärung anzuhängen.
1. 生麦生米生玉ねぎ生長ねぎ生卵

Namamugi Namagome Namatamanegi Namanaganegi Namatamago

Hier wird mit dem Wort „nama“ gespielt, was soviel bedeutet wie „roh“. Also: Rohes Getreide, Roher Reis, Rohe Zwiebeln, Rohe Winterzwiebel, Rohes Ei

 

2. 東京特許許可局

Tôkyô Tokkyo Kyoka Kyoku

Diesen Zungenbrecher finde ich besonders schwer, das Wort wird aber tatsächlich so benutzt und bedeutet: Patentamt Tokyo

 

3. 赤パジャマ黄パジャマ茶パジャマ パパのパジャマはパパパジャマ

Akapajama Kipajama Chapajama Papa no Pajama ha papapajama

Roter Pyjama, Gelber Pyjama, Brauner Pyjama  Papas Pyjama ist ein Papapyjama

Merke: In Japan heisst der Pyjama „Pajama“ (das erste „a“ wird deutlich kürzer als im Deutschen gesprochen).

 

Und nun noch zwei nicht so bekannte Zungenbrecher, die aber auch interessant sind:
この竹垣に竹立てかけたのは竹立てかけたかったから竹立てかけたのです。

Kono Takegaki ni Take tatekaketa no ha taketatekaketakatta kara taketatekaketa no desu

Hier geht es um einen Bambuszaun. Etwa: Ich habe Bambus an diesen Bambuszaun angebracht, weil ich Bambus an diesen Bambuszaun anbringen wollte.

Wirklich schwer auszusprechen!

 

あのアイヌの女のぬう布の名は何? あの布は名のない布なの。

Ano Ainu no onna no nu-u Nuno no Na ha nani? Ano Nuno ha Na no nai Nuno na no.

Hier geht es um das Tuch einer Ainu-Frau: Wie heisst das Tuch dieser Ainu-Frau? Dieses Tuch hat keinen Namen.

Die Ainu sind eine Bevölkerungsgruppe, deren Kultur mittlerweile nur noch wenige Menschen anhängen. Sie haben kaum sprachliche und genetische Ähnlichkeiten mit den „normalen“ Japanern und leben im Norden des Landes, speziell auf Hokkaido.

 

Wort des Tages: 早口言葉 – hayakuchikotoba – Zungenbrecher

Written by hanayagi

Februar 3, 2012 at 10:52 am

Veröffentlicht in Japan - Humor, Japanisch

Mudra und sonstige buddhistische Ikonographie

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Mudren sind spezielle Handgesten, die von den diversen Buddhas an ihre Jünger weitergegeben wurden. Mudren sind damit religiöse Symbolik. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund interessiere ich mich dafuer und habe, als ich letztens das Nationalmuseum in Ueno (Tokyo) besucht habe, auch einige Fotos der Handgesten geschossen und mir einen kleinen Informationszettel dazu geben lassen. Anhand dessen möchte ich nun einmal die einzelnen Mudren vorstellen:

 

1)      禅定印 – Zenjôin (Meditation-festgelegt-Geste) Die Zenjôin-Mudra ist der Legende nach vom historischen Buddha, Shakyamuni selbst überliefert worden. Dabei war seine Gestalt, als er am Fluss „Nirenzenga“ unter einem Bo-Baum meditierte, Anlaß für die Form dieser Mudra.

Sie wird geformt, indem man (im Lotussitz) die linke Hand mit der Innenseite nach oben direkt zwischen die Knie und darauf dann die rechte Hand legt. Dabei spreizt man die Daumen so ab, dass sie sich beruehren. Diese Mudra wird für Statuen von allen „Drei Großen Buddhas“ Japans (Amida, Shaka, Yakushi) und auch im esoterischen Buddhismus benutzt. Bei Statuen von Amida-Buddha werden ausserdem noch die beiden Zeigefinger nach oben gekrümmt, so dass sich beide Daumen und beide Zeigefinger (insgesamt alle vier) berühren.

Der „Daibutsu“ in Kamakura als Beispiel für die Zenjôin-Mudra.

2)    転法輪印 – Tenpôrinin (Drehen-Gesetz-Rad-Geste; „Rad der Lehre“-Mudra) Die Rad-der-Lehre-Mudra wiederum wurde vom legendären Buddha Shakyamuni selbst ebenso legendären „Hirsch-“ bzw. „Rehgarten“ gelehrt. „rin“ (輪), das Rad, bezeichnet auch eine Schlinge, die im alten Indien als Wurfwaffe genutzt wurde. Buddha zufolge soll diese Waffe auch gegen die „Verirrung“ der Lebewesen  eingesetzt werden. (Ein zentraler Grundsatz des Buddhismus ist, dass wir die „Realitaet“ nicht erkennen, da unsere Sinne und unser Koerper uns täuschen.) In Japan wird dieses Mudra für Amida und Shaka (Shakyamuni) Buddhafiguren benutzt. Im Falle Amidas wohl deshalb, weil er als „Krieger des reinen Landes“ gilt.

Bei dieser Geste werden die Daumen und Zeigefinger beider Hände zusammengebracht, während man die anderen Finger leicht spreizt. Die Finger zeigen dabei nach oben, mit der Handinnfläche nach aussen.

3)      施無畏・与願印 – Semui, Yoganin (Almosen-Nichts-Weisheit, Geben-Wünschen-Geste) Diese Mudra wird bei allen in Japan gängigen Buddhastatuen verwendet.

Die rechte Hand gibt allen Lebewesen Ruhe und mindert ihre Angst (Semui), dabei hebt man sie vor die Brust mit den geschlossenen, gestreckten Fingern nach oben und der Handinnenseite nach aussen. Der Daumen ist leicht abgespreizt.

Die linke Hand gewährt allen Lebewesen ihre Wünsche (Yogan), dabei lässt man sie locker absinken mit den geschlossenen, gestreckten Fingern nach unten und der Handinnenseite nach Aussen. Es gibt noch einige Unterformen mit abgespreiztem Daumen bzw. zwei oder drei gestreckten Fingern.

Ein Beispiel für Semui, Yoganin:

4)  降魔印 – Gômain (Siegen-Teufel-Geste; das Zeichen für „gô“ hat noch eine Reihe weiterer Bedeutungen, aber ich denke, hier ist „siegen, schlagen“ gemeint) Die Gômain-Mudra entstand der Legende nach als Buddha Shakyamuni den Versuchungen und Drohnungen der Dämonen widerstand, die ihn vom Pfad der Erleuchtung abbringen wollten. Er verjagte die Dämonen, indem er die rechte Hand vor sein Knie hielt und die drei mittleren Finger den Boden berühren liess. Dabei zeigte der Handrücken nach aussen. Man nennt diese Mudra deshalb auch Sokuchi-Mudra (触地印) oder „Berühren-Erde-Geste“. In Japan ist diese Mudra eher selten.

Hier ein Beispiel für Gômain:

5)      来迎印 – Raigôin (Kommen-Empfangen-Geste) Raigôin ist die spezielle Mudra des Amida-Buddha. Er ist die zentrale Figur zweier sehr erfolgreicher japanischer Sekten: Der Jôdoshû (浄土宗, Sekte des reinen Landes) und der Jôdoshinshû (浄土真宗, „Wahre“ Sekte des reinen Landes). Die Jôdoshû postuliert ein „Paradies“ nach dem Tod, in das der Gläubige von Amida-Buddha geleitet wird, es genügt, wenn man dafür seinen Namen anruft (Namu Amida Butsu). Diese Mudra war vor allem Ende der Heian-Zeit und während der Kamakura-Zeit (etwa 12. – 14. Jahrhundert n. Chr.) sehr beliebt.

Bei dieser Mudra berühren Daumen und Zeigefinger beider Hände einander. Die rechte Hand wird mit der Handinnenseite nach aussen vor die Brust gehoben. Die linke Hand wird gesenkt (im Stehen) oder auf das Knie gelegt (im Sitzen), mit den Fingern nach unten weisend und der Handinnenfläche nach aussen oder nach oben geneigt. Es gibt auch einige Abwandlungen diese grundlegenden Form.

Hier ein Beispiel für Raigôin:

6)  逆手来迎印 – Sakate-Raigôin (Umgekehrte-Hände-Kommen-Empfangen-Geste) Diese Mudra stammt von Bildern des Amida-Buddha aus dem China der Song-Zeit, die genau so, wie sie waren, kopiert wurden (also spiegelverkehrt). Die linke Hand ist in diesem Fall oben und die Rechte unten.

Es gibt natürlich noch viel mehr buddhistische Ikonographie, ein paar Beispiele:

Die Ohren! Die Ohren! Sie stehen für Weisheit und deshalb haben Buddhas für gewöhnlich sehr große Ohrläppchen.  Laut dieser englischen Webseite symbolisieren die Ohrlaeppchen einerseits die Fähigkeit Buddhas alles (vor allem alles Leid) zu hören und andererseits sind sie so lang, weil Buddha vor seiner Erleuchtung (und der darauffolgenden Absage an alles Materielle) schweren Ohrschmuck trug.

Sehr viele Buddhafiguren stehen oder sitzen auf solch einem Podest.  Das ist aber nicht einfach irgendein Podest sondern eine symbolische Lotusblume. Lotusblumen gehören zu den acht „heiligen“ Symbolen des Buddhismus (clicky). Sie symbolisiert in ihrem Aufbau den Aufstieg des Menschen zum Buddha. Ihre Wurzeln stecken im Schlamm, ihr Stamm liegt im Wasser und ihre Blüte liegt auf oder sogar über dem Wasser. Das symbolisiert den Aufstieg des Menschen vom rein von Begierden und Ängsten getriebenen „tierischen“ Wesen, hin zum Buddha, der – frei von jeglicher Begierde und Angst – die Wirklichkeit durchdringt und vollkommen gelassen ist.

(Interessanterweise beinhaltet eines der acht Symbole zwei Fische, was auch ein Symbol der frühen Christen war.)

Bei diesem Bild bin ich mir nicht so sicher, was die Symbolik bedeutet. Die Perlenkette könnte auf die „108 Tugenden“ (auf die Schnelle keinen guten Link gefunden) des Buddhismus hinweisen.

Und zum Schluss nochmal etwas nicht-Buddhistisches (soweit ich weiss):

Das ist ein „Shachi“ (鯱). Shachi bestehen aus einer Mischung aus Tierkopf und Fischkörper. Der Schwanz ist immer himmelwärts nach oben gebogen. Shachi befinden sich meist auf den Dächern japanischer Burgen und sollen Glück bringen bzw. Unglück abwenden und Feuer löschen.

Mehr Info auf Japanisch gibt es hier.

tl;dr ?

Wort des Tages: 知恵袋 – chiebukuro –  Quelle der Weisheit; auch: Jemand, der anderen mit Ratschlägen beisteht.

Written by hanayagi

Februar 3, 2012 at 10:51 am

Werbung mit Poesie

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Heute ist mir ein Werbezettel von Daiichiseimei (第一生命, eine grosse japanische Versicherung) auf meinen Schreibtisch geflattert. Die kommen jeden Donnerstag hier vorbei, aber normalerweise haben sie nur Bonbons ^^ Warum die das duerfen (wir sind schliesslich ein Rathaus, hier darf eigentlich keine Firma Werbung machen), weiss ich nicht. Dieser Werbezettel ist auf jeden Fall recht interessant. Die Werbung selbst ist eigentlich recht unauffaellig plaziert, im Mittelpunkt stehen 100 Haiku (japanische Kurzgedichte, klassischerweise mit der folgenden Silbenzaehlung 5 – 7 – 5), die von Buergern aus dem ganzen Land bei einem Wettbewerb eingeschickt wurden.

Wie einige meiner Leser vielleicht wissen, sind Haiku im Land von Matsuo Bashô und Buson (beides legendäre Haiku-Dichter) auch heute noch in Japan sehr beliebt. Der Haiku-Sammelband „Salat-Gedenken“ (サラダ記念日, sarada kinenbi) von Tawara Machi (俵万智) wurde hierzulande knapp drei Millionen mal verkauft und jedes Kind hier kennt ihn. Die Haiku in Sarada-Kinenbi handeln uebrigens vom Alltagsleben der Japaner und sind fuer alle, die ein wenig Japanisch beherrschen, gut geeignet um ein wenig zu ueben.

Haiku zum Alltagsleben erfreuen sich auch im Japan des Jahres 2009 grosser Beliebtheit, speziell die sogenannten „Salaryman-Haiku“.

Haiku selbst sind eigentlich ganz einfach: Man baue einen Dreizeiler, der aus fuenf, dann sieben, dann wieder fuenf Silben besteht, gebe ihm (nicht zwingend) ein sogenanntes „Kigo“ (季語), ein „Jahreszeitenwort“ hinzu und fertig ist das Haiku. Das Problem liegt dabei natuerlich wie immer im Detail. Es ist leicht ein Haiku zu schreiben, es ist schwer ein „gutes“ Haiku zu schreiben und es Bedarf schon einer Portion Genie um „meisterliche“ Haiku vom Schlage eines Bashô zu schreiben.

Aber kommen wir zurück zum Anfangs angesprochenen Werbezettel.

Hier will ich die ersten drei Haiku einmal kurz vorstellen. Ich gebe dabei nur eine ungefaehre Uebersetzung wieder, ohne auf die Silbenzahl gross Ruecksicht zu nehmen.

#1

コスト下げ

やる気も一緒に

下げられる

kosuto sage, yaruki mo isshoni, sagerareru

Arbeitskosten runter

auch der Eifer beim Arbeiten

wird abgesenkt

Von einem „faehigen Manager“. Klingt irgendwie frappierend aehnlich wie die Klagen deutscher Arbeiter / Manager.

#2

パパ部長

家の中では

ママ社長

papabuchou, ie no naka de ha, mamashachou

Abteilungsleiter Papa

aber zu Hause ist

Mama der Boss

Das deutsche Wort „Abteilungsleiter“ gibt die herausgehobene Position eines „Buchou“ allerdings nur unzureichend wieder. Ein „Buchou“ gehoert schon zum oberen Management.

Jaja unsere Pantoffelhelden 😉 Gibt’s halt ueberall. Eingesandt von einem „einfachen Beamten“.

#3

「明日有休」

妻の舌打ち

気のせいか

asu yuukyuu, tsuma no shitauchi, kinosei ka

„Morgen habe ich frei“

meine Frau schnalzt mit der Zunge

ah, ich bilde es mir vielleicht nur ein

In der ersten Zeile sind es, wenn ich mich nicht verzaehlt habe, sechs Silben, mit der Lesung „ashita“ fuer „morgen“ sind sogar sieben Silben denkbar. Das ist normal in gegenwaertigen Gedichten, es muss nicht unbedingt immer genau das Silbenmass eingehalten werden. Ich finde dieses Haiku sehr genial. Klingt nach prallem Leben ;)Eingesandt von einem „liebenden Ehemann“.

Wort des Tages: 俳句 - haiku – klassisches japanisches Gedicht im Versmass 5 – 7 – 5, das Zeichen 句 (ku) allein wird auch verstanden und z.B. als Zaehlwort benutzt.

Written by hanayagi

Februar 3, 2012 at 10:48 am